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Ukraine-Krieg: Putin-Sieg möglich? Experte skizziert drei Szenarien

Russland gibt in seinem brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht nach. Auch Kiews Truppen verteidigen sich weiter erbittert gegen die Invasoren. Wie sehen die weiteren Entwicklungen im Krieg aus? Ein Experte bringt jetzt drei mögliche Szenarien ins Spiel - darunter auch ein für die Ukraine erschreckendes.

Kann die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen? (Foto) Suche
Kann die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen? Bild: picture alliance/dpa/AP | Efrem Lukatsky

Wie geht es im Ukraine-Krieg weiter? Seit vielen Monaten gelingen weder der Ukraine noch Russland entscheidende Durchbrüche an der Front. Doch an Verhandlungen zwischen den beiden Parteien ist immer noch nicht zu denken. Experten machen sich derweil Gedanken, wie sich der Krieg im Jahr 2024 entwickeln könnte. Politikwissenschaftler Gustav Gressel vom "European Council of Foreign Relations" ist der Meinung, dass auch der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl in diesem Jahr eine entscheidende Rolle spielen könnte. Er skizziert drei mögliche Szenarien.

Ukraine-Krieg: Militärexperte skizziert 3 Szenarien - kann Wladimir Putin gewinnen?

Der Militärexperte benennt ein positives, ein mittleres sowie ein negatives Szenario. Beim positiven Szenario würden der Ukraine entscheidende Fortschritte im Kampf gegen Russlands Truppen gelingen, im mittleren würde es zumindest in diesem Jahr noch keine größeren Erfolge geben, im negativen droht Wladimir Putin sogar den Krieg zu gewinnen. Im Detail skizziert Gustav Gressel folgendes:

Positives Szenario:

  • Nikki Haley würde Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, nicht Donald Trump.
  • Ihre Kritik an der Regierung führe zu einer großzügigeren US-Unterstützung der Ukraine, unter anderem mit Kampfflugzeugen.
  • "Damit ist die Ukraine in der Lage, die russischen Luftstreitkräfte weiter von der Front zurückzudrängen und ihre Wirksamkeit zu verringern", so Dressel.
  • Der Ukraine gelinge es, die Ausbildung hinter der Front zu verbessern, unter anderem mit dem Test neuer Prototypen für die elektronische Kriegsführung.
  • Die EU ermögliche eine verbesserte Produktion von Munition, Fahrzeugersatzteilen und Elektronik für die ukrainische Drohnenproduktion. Die Ukraine könne die Voraussetzung dafür schaffen, um im Jahr 2025 mit Hilfe des größeren EU-Angebots weitere Gebiete zu befreien.

Mittleres Szenario:

  • Gustav Gressel geht dabei von einem "chaotischen Wahlkampf" der Regierung Biden aus. Die Republikaner im Kongress würden weiteren Hilfspaketen für die Ukraine bei gleichzeitigen Zugeständnissen für von ihnen gewollten nationalen Projekten zustimmen (z.B. Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko).
  • Die Europäer würden weiterhin nur ein Drittel ihrer zugesagten Munition und Ersatzteile liefern.
  • Der Ukraine gelinge es, die Verteidigungslinien zu halten, sie müsste aber im Donbass auch einige Gebiete abtreten.
  • "Um mit dem unzureichenden Material und dem Mangel an ausgebildeten Offizieren fertig zu werden, löst die Ukraine einige neu gebildete Brigaden auf, um eine bessere Personalausstattung der verbleibenden Formationen zu erreichen", sagt Gressel weiter.
  • Die Ukraine würde außerdem neue im Inland hergestellte Ausrüstung erproben und ihre Verteidigungstaktiken verfeinern.
  • Die Ukraine bleibe insgesamt in der Defensive, der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl würde über den weiteren Verlauf des Krieges entscheiden.

Negatives Szenario:

  • Donald Trump würde Präsidentschaftskandidat der Republikaner und eine zunehmend "anti-ukrainische Rhetorik" in den USA aufbauen.
  • Hilfen für die Ukraine werden im Kongress blockiert.
  • Waffenhilfen der EU reichen nicht aus, um die der USA zu kompensieren. Den EU-Mitgliedsstaaten gelinge es nicht, sich auf eine langfristige Finanzierung der Produktion zu einigen. Die Produktionskapazitäten der Rüstungsindustrie bliebe nahezu unverändert.
  • Gustav Gressel schlussfolgert: "Den ukrainischen Streitkräften mangelt es daher zunehmend an Granaten und Raketen, die sie nur dafür benötigen, um defensiv agieren zu können. Die russischen Streitkräfte nutzen diese Situation aus, um den Druck auf die ukrainischen Linien zu erhöhen."
  • Ukrainische Streitkräfte müssten sich zurückziehen, um russische Durchbrüche aufzuhalten. Brigaden können nicht von der Front abgezogen werden, um zu trainieren und sich neu zu formieren, die meisten seien bis Ende 2024 "müde und erschöpft".
  • Der Raketenmangel würde zu weiteren strategischen russischen Bombenangriffen auf ukrainische Städte führen.
  • Viele weitere Ukrainer würden die Flucht ergreifen. "Bis Ende 2024 werden 10 Millionen Ukrainer in die EU geflohen sein, Tendenz steigend. Die Kosten, die den Europäern durch die Aufnahme von Flüchtlingen entstehen, übersteigen bei weitem die Kosten für die militärische Unterstützung Kiews", so Gressel weiter.
  • Donald Trump würde in den USA gegen Joe Biden gewinnen, daraufhin stellen viele europäische Staaten ihre Hilfen für die Ukraine ein, weil sie einen US-Rückzug und weitere russische Angriffe befürchten. "Der Krieg in der Ukraine wird von den meisten im Westen als verloren angesehen, obwohl die Ukraine selbst weiter gegen alle Widrigkeiten kämpft", prophezeit Gustav Gressel bei diesem Schreckensszenario.

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/rad/news.de

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