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Trauer um Wolfgang Schäuble: So verabschiedet sich Angela Merkel von ihrem "Lehrmeister"

Der Tod des langjährigen CDU-Politikers Wolfgang Schäuble löst parteiübergreifend Trauer aus. In zahlreichen bewegenden Netz-Beiträgen und Statements nehmen Freunde, Kollegen und Weggefährten Abschied.

Die deutsche Politik nimmt Abschied von Wolfgang Schäuble. (Foto) Suche
Die deutsche Politik nimmt Abschied von Wolfgang Schäuble. Bild: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Die deutsche Politik trauert um Wolfgang Schäuble. In der Union ist die Trauer und die Betroffenheit groß. Auch über die Parteigrenzen hinaus gibt es Respekt und Anerkennung für Schäubles Arbeit. In zahlreichen bewegenden Statements und Netz-Beiträgen nehmen Politiker und ehemalige Weggefährten Abschied von der CDU-Legende.

Nach Tod von Wolfgang Schäuble: Angela Merkel nimmt Abschied von CDU-Legende

Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat "mit großer Bestürzung" auf den Tod ihres langjährigen politischen Weggefährten Wolfgang Schäuble (beide CDU) reagiert. "Deutschland verliert mit ihm eine überragende Persönlichkeit mit politischer und programmatischer Weitsicht", hieß es in einer Erklärung Merkels vom Mittwoch. "Wolfgang Schäubles Stimme werden wir in Deutschland vermissen, sein Rat wird mir persönlich fehlen." Er habe die Fähigkeit gehabt, weit über den Tag hinaus große politische Entwicklungen zu erkennen und zu gestalten.

"Ich trauere um einen Politiker, der unser Land in vielfältiger Weise geprägt hat." Schäuble habe zu den Architekten der Deutschen Einheit gehört, sei Vordenker der deutsch-französischen Freundschaft und leidenschaftlicher Europäer gewesen, erklärte Merkel.

"Als junge Ministerin war Wolfgang Schäuble mir politischer Lehrmeister. Als Bundesinnenminister und Bundesfinanzminister war er einer der Anker meiner ersten drei Kabinette", schrieb die Altkanzlerin weiter. Als seine Generalsekretärin habe sie den damaligen CDU-Vorsitzenden als leidenschaftlichen Christdemokraten kennengelernt, der sich neuen Entwicklungen gegenüber offen und neugierig gezeigt habe. Gespräche mit ihm seien immer eine intellektuelle Bereicherung gewesen.

Deutschland verliert einen prägenden Christdemokraten, der gerne stritt und dabei doch nie aus dem Blick verlor, worum es geht in der Politik: Das Leben der Bürgerinnen und Bürger besser zu machen.

Olaf Scholz: Deutschland verliert mit Schäuble prägenden Christdemokraten

Wolfgang Schäuble habe Deutschland durch sein politisches Wirken mehr als ein halbes Jahrhundert lang geprägt, schrieb hingegen Bundeskanzler Olaf Scholz im Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, über den ehemaligen CDU-Vorsitzenden. "Mit ihm verliert Deutschland einen scharfen Denker, leidenschaftlichen Politiker und streitbaren Demokraten. Meine Gedanken sind heute bei seiner Familie", so Scholz.

Auch in einer kurz darauf veröffentlichten Stellungnahme rückte der Kanzler die "beeindruckende und sehr lange Politiker-Karriere" Schäubles in den Fokus. "Sein Intellekt, seine Freude an der demokratischen Auseinandersetzung, sein konservatives Weltbild und seine rhetorische Schärfe zeichneten ihn in all dieser Zeit ganz besonders aus", hieß es in der Erklärung.

Reaktionen auf den Tod von Wolfgang Schäuble: Friedrich Merz in tiefer Trauer

CDU-Chef Friedrich Merz sprach auf X vom Verlust des "engsten Vertrauten und Ratgebers", den er je gehabt habe. Die Nachricht vom Tod des 81-Jährigen habe ihn mit großer Trauer erfüllt. Auch der CSU-Vorsitzende Markus Söder betonte die "großen Verdienste", die Schäuble in den von ihm ausgeübten politischen Ämtern um Deutschland erworben habe. Die CSU werde "ihm ein ehrendes Andenken bewahren".

Als "meinen wichtigsten Mentor und einen väterlichen Freund", beschrieb Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn Schäuble. Der frühere Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erinnerte an seine eigene Zeit als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium unter Schäuble und schrieb, einst habe er auf einen "Kanzler Schäuble" gehofft.

Annalena Baerbock spricht Schäuble-Familie ihr tiefes Mitgefühl aus

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sprach der Familie Schäubles ihr tiefes Mitgefühl aus. "Kaum ein Politiker hat die jüngste deutsche Geschichte und unsere demokratische Kultur so geprägt wie Wolfgang Schäuble", äußerte sich die Grünen-Politikerin und hob besonders Schäubles Einsatz für die deutsche und europäische Einigung hervor.

Grünen-Spitze würdigt gestorbenen Schäuble

Die Grünen-Spitze hat den gestorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble als prägende politische Persönlichkeit Deutschlands gewürdigt. "Er war ein Gigant des Parlamentarismus und seit Jahrzehnten eine prägende Figur für unser Land. Sein Platz in den Geschichtsbüchern ist ihm gewiss", schrieb der Parteivorsitzende Omid Nouripour am Mittwoch auf der Plattform X (früher Twitter).

Die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann erklärten, ihr großer Respekt gelte Schäubles beeindruckendem Engagement als Abgeordneter des Deutschen Bundestags."Seine Arbeit hat dieses Land geprägt. Wir danken ihm für seinen beeindruckenden Einsatz für unseren Parlamentarismus und unsere Demokratie."

Faeser: Deutschland verliert "einen der bedeutendsten Demokraten"

Mit dem Tod von Wolfgang Schäuble verliert Deutschland nach den Worten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) "einen der bedeutendsten Demokraten". Schäuble sei "ein großer Staatsmann" gewesen, erklärte Faeser am Mittwoch. "Er verkörperte das demokratische Nachkriegsdeutschland wie wenige andere." Als damaliger Bundesinnenminister sei er ein Architekt der Deutschen Einheit gewesen. "Sein Wort hatte großes Gewicht - als Minister, als Präsident des Deutschen Bundestages und auch in den vergangenen Jahren darüber hinaus. Er lebte und wirkte in Verantwortung für unser Land - bis zuletzt."

Steinmeier: Schäuble war "Glücksfall für die deutsche Geschichte"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den gestorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble als "Glücksfall für die deutsche Geschichte" gewürdigt. "Mit Wolfgang Schäuble haben wir einen großartigen Menschen und leidenschaftlichen Politiker verloren, der Historisches für unser Land erreicht hat", schrieb Steinmeier am Mittwoch an die Witwe Ingeborg Schäuble. "Ein reiches Leben ist nun zu Ende gegangen - das Werk dieses herausragenden Staatsmannes und Menschen wird Bestand haben. Wir werden Wolfgang Schäuble nicht vergessen. Er hat sich um Deutschland und Europa verdient gemacht."

Schäuble sei visionär gewesen, er habe nie das Wesentliche aus dem Blick verloren, heißt es in Steinmeiers Kondolenzschreiben. "Das Ziel der Einheit unseres Landes verfolgte Wolfgang Schäuble ebenso beharrlich wie das Zusammenwachsen Europas." Die Einheit Deutschlands und Europas hätten für ihn immer zusammengehört. "Dafür arbeitete er beharrlich." Sein Engagement und seine Weitsicht bei der Ausarbeitung der Staatsverträge hätten dazu geführt, dass die Deutsche Einheit vollendet werden konnte.

Die Politik sei Schäubles "Lebenselixier" gewesen, schrieb Steinmeier weiter. Niemand habe in der Geschichte der Bundesrepublik länger dem Bundestag angehört als er. "Ein halbes Jahrhundert stellte er sich in den Dienst des deutschen Volkes. Wer Wolfgang Schäuble begegnete, dem begegnete der geborene Homo Politicus, der über alle Parteigrenzen hinweg größten Respekt genoss - ob als Partei- und Fraktionschef, ob als Kanzleramtsminister, Innenminister, Finanzminister oder Präsident des Deutschen Bundestages." Bis zuletzt sei er ein sehr gefragter Ratgeber gewesen.

Der CDU-Politiker Schäuble war am Dienstagabend (26.12.2023) zu Hause im Kreis seiner Familie gegen 20 Uhr friedlich eingeschlafen. Das teilte die Familie am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit.

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/news.de/dpa

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