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Garri Kasparow: Putin-Kritiker warnt vor russischen Angriffen auf das Baltikum und Polen

Für den früheren russischen Schachweltmeister Garri Kasparow steht fest: Wladimir Putin muss den Ukraine-Krieg verlieren und aus dem Kreml verschwinden. Andernfalls drohen Angriffe auf weitere europäische Länder. Dennoch verteidigt er Moskau bei der Darstellung eines konkreten Vorfalls jetzt auch.

Garri Kasparow, ehemaliger russischer Schachweltmeister, hofft auf eine Niederlage Putins im Ukraine-Krieg. (Foto) Suche
Garri Kasparow, ehemaliger russischer Schachweltmeister, hofft auf eine Niederlage Putins im Ukraine-Krieg. Bild: picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Der ehemalige russische Schachweltmeister Garri Kasparow gilt als einer der größten Kritiker von Kreml-Chef Wladimir Putin. Das heute in den USA im Exil lebende Genie verurteilt den Ukraine-Krieg. Jetzt hat der 60-Jährige erneut vor den Gefahren eines russischen Sieges gewarnt, gleichzeitig aber auch westliche Darstellungen zum Drohnenabschuss in Moskau über dem Kreml angezweifelt.

Garri Kasparow warnt vor russischen Angriffen auf das Baltikum und Polen

Garri Kasparow forderte in einem Interview mit dem Wirtschaftskurier, das auch bei "Focus Online" erschienen ist, weitere und schnellere Unterstützung für die Ukraine - sowohl auf militärischer, wirtschaftlicher und politischer Ebene. "Alles andere verlängert nur den Krieg und die Ermordung unschuldiger Menschen durch Putins Terrorstaat", so der Ex-Schachweltmeister. Frieden in Europa sei nur ohne Putin und mit den international anerkannten Grenzen von vor 2014 möglich. Sollte Putin an der Macht bleiben und ihm Zugeständnisse gemacht werden, würde dies irgendwann zum nächsten Krieg führen. "Putin braucht ausländische Konflikte, um zu überleben. Wenn er in der Ukraine bleiben darf, kommt als nächstes das Baltikum, Polen.", warnt Kasparow.

Ex-Schachtweltmeister glaubt nicht an russische Inszenierung bei angeblichem Drohnenangriff auf Kreml

Die Angst, dass es Putin bald auch auf die Unterstützerländer der Ukraine absieht, bleibt groß. Zumal es in dieser Woche eine weitere Eskalation im Konflikt gab. Russland hatte erklärt, in der Nacht zu Mittwoch seien zwei Drohnen zum Absturz gebracht worden, die auf das Kreml-Gelände zugeflogen seien. Moskau wirft Kiew einen versuchten Anschlag auf Wladimir Putin vor und droht mit Gegenmaßnahmen. Dennoch glaubt der Garri Kasparow bei dem Drohnen-Vorfall in Moskau nicht an eine russische Inszenierung.

"Die verbreitete Version, dass es eine Provokation des KGB war, bezweifle ich. Ich habe keine Probleme damit, mir vorzustellen, dass der KGBFake-Events kreiert, um die Wut der Bevölkerung zu wecken, aber das ist das falsche Ziel", sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Gmund am Tegernsee.

Der KGBwar der sowjetische Geheimdienst, aus dem der heutige Inlandsgeheimdienst FSB und der Auslandsdienst SWR hervorgingen. "Vor dem Hintergrund des Krieges wird eine Attacke auf den Kreml Putin von den Russen als Schwäche ausgelegt", sagte Kasparow. Er habe zwar auch nur die Informationen, die er aus den Medien erfahre, und könne sich irren, glaube bei dem Vorfall am russischen Machtzentrum aber eher an eine "Nachricht aus der Ukraine", die damit sagen will: "Pass auf, wir können Euch erreichen".

Garri Kasparow befürchtet Revolutionen in Russland, falls Putin den Ukraine-Krieg verliert

Kasparow, wurde am Donnerstag beim Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee mit dem "Freiheitspreis der Medien" ausgezeichnet. Er befürchtet im Fall einer Niederlage Putins in der Ukraine "dramatische Konsequenzen" für Russland wie Revolten und Revolutionen.

Sein Heimatland sei in einem "schrecklichen Zustand". "Ich glaube, es wird dann eine Explosion geben. Die Frage ist: Was wird das Ergebnis dieser Explosion sein? Und dieses wird sehr von unserer Bereitschaft abhängen, im Fall der Fälle einen Plan zu haben und ob wir Russland eine Möglichkeit zeigen können, sich zu erholen. Es geht darum, eine Chance anzubieten", sagte Kasparow.

Im Interview mit dem "Wirtschaftskurier" forderte der 60-Jährige auch: "Im besten Fall wird Russland in die Welt der zivilisierten Nationen aufgenommen, nachdem es für seinen blutigen Krieg vollständig zur Rechenschaft gezogen wurde und die Opfer entschädigt hat." Dazu sei aber eine Zerschlagung des Imperiums und dezentralisiertes parlamentarisches System notwendig.

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/sba/news.de/dpa

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