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Garri Kasparow: Kommt es zum Atomkrieg? Putin-Gegner wagt Prognose

Der ehemalige sowjetische Schachweltmeister kritisiert Wladimir Putin und dem Kreml immer wieder scharf. In einem Interview hat er die Gefahr für eine weitere Eskalation des Ukraine-Kriegs eingeschätzt. Ausgerechnet russische Generäle könnten seiner Meinung nach eine nukleare Katastrophe verhindern.

Schachweltmeister Garri Kasparow schätzt die Gefahr für eine nukleare Eskalation des Ukraine-Kriegs ein. (Foto) Suche
Schachweltmeister Garri Kasparow schätzt die Gefahr für eine nukleare Eskalation des Ukraine-Kriegs ein. Bild: picture alliance/dpa | Lino Mirgeler

Wie weit wird Wladimir Putin noch gehen, um seine Ziele zu erreichen? Nachdem Deutschland sich dazu entschied, Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern, ist die Sorge vor einer weiteren Eskalation und der Ausweitung des Krieges auf andere Staaten groß. Außenministerin Annalena Baerbock irritierte jüngst im Europarat, als sie von einem gemeinsamen Krieg gegen Russland sprach. Der Kreml und seine Anhänger reagierten daraufhin entsetzt. Unterdessen drohen Putin und seine Verbündeten sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen. Doch wird es wirklich zu einem nuklearen Krieg kommen?

Putin-Gegner Garri Kasparow: So wahrscheinlich ist ein Atomkrieg

In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung schätzte jetzt Schach-Weltmeister und Putin-Gegner Garri Kasparow die Gefahr für ein solches Schreckensszenario ein. Der 59-Jährige ist überzeugt: "Die Chancen einer nuklearen Eskalation sind minimal." Hauptgrund dafür seien die russischen Generäle und Admirale, die durch Korruption in den vergangenen Jahren zu Multimillionären geworden sein. "Wenn Sie erwarten, dass das Ergebnis Ihres Atomangriffs auf Kiew oder Charkiw sein wird, dass die Amerikaner zurückschlagen – so wie ehemalige US-Generäle es gesagt haben – und Sie in 15 Minuten tot sind, werden Sie Ihr Leben riskieren? Sie haben ein prall gefülltes Konto, eine Wohnung in Prag, eine Villa in Malaga, eine Enkelin in Oxford. Werden Sie wirklich für Putin sterben?", fragt Kasparow.

Sowjetischer Schachweltmeister fordert: Befreiung der Krim als Kriegsziel definieren

Wladimir Putins Drohungen mit Atomwaffen hält der Schach-Weltmeister für Propaganda, um Stärke zu demonstrieren. "Putin ist wie ein Pokerspieler mit einer schwachen Hand, er blufft immer wieder: Er weiß, dass er militärisch viel schwächer ist, deshalb kommen immer wieder die Drohungen mit den Atomwaffen", so Kasparow gegenüber "Bild". Er fordert von der Bundesregierung, dass sie die Befreiung der gesamten Ukraine - inklusive der 2014 annektierten Halbinsel Krim - zum Kriegsziel erklärt. "Sobald die Krim vor der Befreiung steht, wird das Putin-Regime zusammenbrechen. Solche Regime brauchen eine Ideologie, die zusammenschweißt, einen Mythos. Wenn die Russen sehen, dass die Krim verloren geht, bricht der Mythos zusammen." Über Russlands Zukunft sagt der 59-Jährige zudem: "Der Kollaps des russischen Staates ist kein ideales Szenario, aber der Fortbestand des russischen Imperiums wäre schlimmer. 1991 ging zwar die Sowjetunion unter, aber nicht die imperialen Ansprüche Russlands. Nur ohne diese Ansprüche kann Russland ein normaler Staat werden."

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/bos/news.de

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