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Ukraine-Krieg heute im News-Ticker: Erbitterte Kämpfe um Bachmut schwelen weiter

Nach einem russischen Angriff auf Saporischschja kündigt Kiew eine Reaktion an. Moskau will nach einem angeblichen Angriff auf seinem Staatsgebiet sogar die UN einbeziehen. Das sind alle aktuellen News zum Ukraine-Krieg.

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. (Foto) Suche
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin | Sergei Bobylev

Nach dem russischen Raketenangriff auf die Stadt Saporischschja mit mindestens zwei Toten hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Vergeltung angekündigt. Zuvor hatte Kremlchef Wladimir Putin empört auf einen angeblichen Vorstoß ukrainischer Nationalisten über die Grenze hinweg auf russisches Gebiet reagiert und für diesen Freitag den nationalen Sicherheitsrat einberufen. Bundeskanzler Olaf Scholz will in Washington mit US-Präsident Joe Biden über die Lage in der Ukraine sprechen.

"Auf den heutigen brutalen russischen Raketenangriff auf Saporischschja werden wir militärisch und rechtlich reagieren", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache am Donnerstag. "Der Besatzer wird unweigerlich unsere Stärke spüren, die Kraft der Gerechtigkeit im wahrsten Sinne des Wortes." Bei dem russischen Luftangriff in der Nacht zum Donnerstag war ein mehrstöckiges Wohngebäude in der südukrainischen Stadt von einer Rakete getroffen worden. Zwei Bewohner wurden getötet, acht Menschen verletzt. Zehn Bewohner wurden nach offiziellen Angaben noch vermisst.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Geschehnisse am 03.03.2023 im Überblick

+++ USA sagen Ukraine neue Militärhilfe zu - vor allem Munition +++

Die USA stellen der Ukraine zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg neue Militärhilfe im Wert von 400 Millionen US-Dollar (rund 377 Millionen Euro) bereit. Das Paket umfasse vor allem Munition, etwa für die von den USA gelieferten Mehrfachraketenwerfer des Typs Himars und Haubitzen, teilte das US-Außenministerium am Freitag mit. Auch Munition für Bradley-Schützenpanzer sei dabei. Seit Kriegsbeginn summieren sich die US-Militärhilfen für die Ukraine nach jüngsten Angaben aus dem Pentagon auf mehr als 32 Milliarden Dollar, das neue Paket nicht einberechnet.

Die USA gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Am Freitag wollte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einem Arbeitstreffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington zum Krieg in der Ukraine austauschen. Die beiden dürften ihren Blick dabei auch nach vorne richten, was die weitere Strategie der westlichen Verbündeten in der Ukraine angeht.

Ende Januar hatte die US-Regierung nach langem Hin und Her und parallel zur deutschen Zusage von Leopard-Panzern für Kiew auch angekündigt, der Ukraine 31 Kampfpanzer vom Typ M1 Abrams zu liefern. Es wird erwartet, dass ihre Bereitstellung aber einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Zuletzt hatte es widersprüchliche Darstellungen aus dem Weißen Haus und dem Kanzleramt dazu gegeben, wie die Zusage von Kampfpanzern an die Ukraine zustande kam.

+++ Kiew meldet weiter schwere Kämpfe um Bachmut +++

Russische Truppen haben ihre Sturmangriffe gegen die ostukrainische Stadt Bachmut auch am Freitag fortgesetzt. "Der Feind ist weiterhin bemüht, die Stadt einzukreisen", teilte der ukrainische Generalstab am Abend in seinem täglichen Lagebericht mit. Eine Serie von Angriffen an verschiedenen Schwerpunkten rund um Bachmut sei von den ukrainischen Verteidigern abgewehrt worden.

Das russische Militär versucht schon seit Wochen, die Stadt zu erobern. Der Chef der dort eingesetzten russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, sagte am Freitag, seine Kämpfer hätten die Stadt fast vollständig eingekesselt. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Die Stadt, die einst 74.000 Einwohner zählte, ist inzwischen weitgehend zerstört. Nach Schätzungen der Behörden leben noch rund 5.000 Zivilisten in Bachmut.

+++ Nudelprotest gegen Putin als Diskreditierung der Armee eingestuft +++

Ein satirischer Protest mit Nudeln bei einer Rede von Kremlchef Wladimir Putin hat für einen Regionalpolitiker in Russland ein gerichtliches Nachspiel. Die Behörden haben gegen Michail Abdalkin ein Bußgeldverfahren wegen "Diskreditierung der russischen Armee" eingeleitet, berichtete das Internetportal Fontanka am Freitag. Die Verhandlung ist für den 7. März angesetzt. Dem Abgeordneten des Regionalparlaments in der Wolga-Region Samara droht eine Geldstrafe von umgerechnet bis zu 25.000 Euro.

Abdalkin hatte Putins Rede zur Lage der Nation kurz vor dem Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine am Bildschirm verfolgt. Dabei hängte er sich Nudeln über die Ohren. Im Russischen gibt es den Ausdruck "Nudeln über die Ohren hängen", was so viel bedeutet wie: belogen werden. Anschließend veröffentlichte Abdalkin ein Video davon auf Youtube, indem er ironisch seine "volle Unterstützung" für den "großartigen Auftritt" bekundete. Putin hatte in der Rede vor allem über den Ukrainekrieg gesprochen, die Invasion verteidigt und einmal mehr dem Westen vorgeworfen, "den Krieg losgetreten" zu haben.

Während Abdalkins satirischer Protest im Netz gefeiert wurde, stieß er schnell auf Kritik in der Politik. Die inzwischen als kremltreu geltende Kommunistische Partei, für die er im Parlament sitzt, distanzierte sich von der Aktion.

+++ Ukrainisches Gericht verurteilt russischen Piloten zu zwölf Jahren +++

In der von Russland angegriffenen Ukraine ist ein russischer Pilot wegen Kriegsverbrechen zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Unter anderem sei nachgewiesen worden, dass der Mann vor knapp einem Jahr das Gelände des Fernsehturms von Charkiw bombardiert habe, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Das Gelände werde ausschließlich zivil genutzt, hieß es. Insgesamt seien acht Bomben mit einem Gesamtgewicht von 2,5 Tonnen abgeworfen worden. Der Mann sei nach dem Abschuss seines Flugzeugs durch die ukrainische Flugabwehr von der Nationalgarde festgenommen worden.

Seit etwas mehr als einem Jahr wehrt die Ukraine eine russische Invasion ab. Mehrere in Gefangenschaft geratene russische Soldaten sind bereits wegen Kriegsverbrechen zu langen Gefängnisstrafen verurteilt worden.

+++ Wagner-Chef Prigoschin spricht von Einkesselung in Bachmut +++

In der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine verstärken russische Angreifer den Druck auf die letzten Verteidiger, die Lage bleibt aber unklar. Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, sagte am Freitag, seine Kämpfer hätten die Stadt fast vollständig eingekesselt. "Es gibt nur noch eine Straße (hinaus)", behauptete er in einer Videobotschaft.

Seine Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. In dem Propagandavideo zeigte Prigoschin angebliche ukrainische Gefangene, zwei junge Männer und einen alten Mann. Bachmut werde nur noch von "Alten und Kindern" verteidigt, sagte er. "Ihr Leben in Bachmut ist kurz - ein oder zwei Tage." Er forderte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf, den Verteidigern einen Abzug zu erlauben.

Dagegen beharrt die ukrainische Seite darauf, dass die Stadt weiter verteidigt werde. "Ja, es ist schwierig und hart, aber wir wissen, wie wir weiter vorgehen", sagte der Sekretär des Sicherheitsrates, Oleksij Danilow, dem Portal RBK-Ukraina. Einer ukrainischen Aufklärungseinheit, die mit Drohnen arbeitet, wurde indes nach Angaben ihres Kommandeurs befohlen, sich zurückzuziehen.

+++ Zwei weitere Tote nach Raketenangriff auf Saporischschja gefunden +++

Nach einem russischen Raketentreffer auf ein Wohnhaus in der südukrainischen Stadt Saporischschja sind bis Freitagmorgen zwei weitere Tote geborgen worden. Das teilte der ukrainische Zivilschutz mit. Damit stieg die Zahl der Toten nach dem Angriff vom Donnerstag auf mindestens vier. Acht Menschen in dem mehrstöckigen Gebäude wurden verletzt. Weiterhin wurden mehrere Bewohner vermisst. Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte in seiner abendlichen Videoansprache vom Donnerstag Vergeltung an.

Im Gebiet Donezk wurden nach Angaben örtlicher Behörden vom Freitagmorgen zwei Zivilisten durch russischen Beschuss getötet. Zur militärischen Lage teilte der ukrainische Generalstab mit, es gebe weiter schwere Gefechte besonders im Donbass im Osten des Landes. Im Lauf der vergangenen 24 Stunden seien 85 russische Angriffe abgewehrt worden. Diese Militärangaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Als Ort der Gefechte wurden weiterhin die Frontabschnitte Kupjansk, Liman, Bachmut, Awdijiwka und Wuhledar genannt.

+++ London: Sanktionen schwächen Massenproduktion moderner Abwehrsysteme +++

Die internationalen Sanktionen schwächen nach britischer Einschätzung die russischen Fähigkeiten zur weitreichenden Nutzung moderner Abwehrsysteme in der Ukraine. "Dies ist wahrscheinlich auf das Unvermögen der russischen Industrie zurückzuführen, Hightech-Systeme in großem Maßstab herzustellen", teilte das britische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Das Problem werde durch die Auswirkungen der Sanktionen noch verschärft.

So gebe es keine Belege, dass Russland eine neue Version seines Selbstschutzsystems Arena, das es auf internationalen Rüstungsmessen anbiete, in der Ukraine einsetzt, hieß es in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse weiter. Dabei hätten die russischen Truppen im Krieg bereits mehr als 5.000 gepanzerte Fahrzeuge verloren.

+++ Kiew: Weitere russische Angriffe bei Bachmut abgewehrt +++

Die Verteidiger der ostukrainischen Stadt Bachmut wehrten am Donnerstag nach Angaben der Militärführung in Kiew mehrere russische Angriffe ab. Russische Artillerie habe eine Reihe von kleineren Ortschaften rund um Bachmut beschossen, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mit. Russische Truppen bedrängen die Stadt von drei Seiten und bemühen sich seit Wochen, sie einzukreisen. An den Frontabschnitten im Süden bei Cherson und Saporischschja sorgten wiederholte russische Artillerieüberfälle für Unruhe.

+++ Ukrainischer Verteidigungsminister sieht Chance auf Sieg dieses Jahr +++

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow sieht die Möglichkeit, dass der russische Angriffskrieg dieses Jahr noch mit einem Sieg seines Landes enden könnte. "Ich bin ein Optimist, ich sehe die Situation auf dem Schlachtfeld, ich sehe die Entwicklung der Unterstützung und ich sehe wirklich, dass es eine Chance gibt, diesen Krieg in diesem Jahr mit unserem Sieg zu beenden", sagte Resnikow der "Bild"-Zeitung. Als Ziel gab er "die Befreiung aller unserer zeitweilig besetzten Gebiete bis zu unseren international anerkannten Grenzen von 1991" aus.

+++ Wladimir Putin empört über Angriff ukrainischer Nationalisten +++

Nach dem vermuteten Vorstoß einer ukrainischen Nationalisten-Gruppe in der russischen Region Brjansk nahmen russische Behörden am Donnerstag die Ermittlungen auf. Dabei fuhr ein Wagen mit Ermittlern auf eine Mine, vier Insassen wurden schwer verletzt. Zuvor waren nach russischen Angaben ein Autofahrer getötet und ein Kind durch Beschuss ukrainischer Sabotagetrupps verletzt worden.

Das Außenministerium in Moskau kündigte an, UN-Generalsekretär Antonio Guterres informieren zu wollen. "Die Ständige Vertretung Russlands bei den UN wird die Informationen demnächst übermitteln, auch wenn inzwischen schon die offiziellen Erklärungen des Kreml, des (Inlandsgeheimdienstes) FSB, und örtlicher Behörden um die Welt gegangen sind", wurde Russlands Außenamtssprecherin Maria Sacharowa von der Agentur Tass zitiert. Putin sprach von einem "Terroranschlag und Verbrechen". Kiew wies die Verantwortung für die Vorfälle zurück und sprach von gezielter russischer Desinformation. Die Angreifer seien auf ukrainisches Gebiet zurückgedrängt worden, berichtete Tass unter Berufung auf den Inlandsgeheimdienst FSB.

+++ Ex-Kremlchef warnt Nato vor Flugzeug-Lieferungen an Kiew +++

Der frühere Kremlchef Dmitri Medwedew warnte die Nato davor, der Ukraine Kampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen. Die Übergabe von Nato-Kampfflugzeugen und deren Wartung in Polen kämen einem direkten Kriegseintritt des westlichen Militärbündnisses gegen Russland gleich, schrieb Medwedew am Donnerstag auf Telegram. "Und jeder, der über die Lieferung (Reparatur) solcher Ausrüstungen oder Zerstörungsmittel sowie über ausländische Söldner und Militärausbilder entscheidet, müsste als legitimes militärisches Ziel betrachtet werden."

+++ Moskau wirft Westen Sabotage des Getreideabkommens vor +++

Das russische Außenministerium warf dem Westen Sabotage des im Vorjahr geschlossenen Getreideabkommens mit der Ukraine vor. Moskau werde daran gehindert, seine Verpflichtungen aus der Vereinbarung zu erfüllen, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung des Ministeriums. "Wir müssen feststellen, dass das von UN-Generalsekretär (Antonio) Guterres vorgeschlagene und am 22. Juli 2022 in Istanbul unterzeichnete Paket von Abmachungen nicht funktioniert."

Als einer der Gründe für die Verstimmung wurde die anhaltende Blockade der Ammoniak-Pipeline zwischen Togliatti in Russland und der ukrainischen Hafenstadt Odessa durch Kiew genannt. Auch der vereinbarte Export russischer Düngemittel werde in den Häfen in Lettland, Litauen, Estland und den Niederlanden blockiert. Mit dem Abkommen wurden Verfahren für den sicheren Export von Getreide aus der Ukraine festgelegt, während Russland im Gegenzug Düngemittel ausfuhren durfte. Das zeitlich begrenzte Abkommen sollte in diesem Monat um weitere vier Monate verlängert werden.

+++ Brasilien wirbt für internationale Vermittlungsinitiative +++

Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva warb bei einer Videoschalte mit Selenskyj erneut für seine Idee für eine internationale Vermittlungsinitiative. "Ich habe den Wunsch Brasiliens bekräftigt, mit anderen Ländern zu sprechen und sich an jeder Initiative zur Friedensschaffung und zum Dialog zu beteiligen", schrieb Lula am Donnerstag auf Twitter. "Krieg kann in niemandes Interesse sein." Die Ukraine lehnt einen russischen Diktatfrieden allerdings ab und fordert, dass sich russische Truppen vollständig von ukrainischem Gebiet zurückziehen.

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