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Genderverbot in Bayern: Eine "reaktionäre Verbotsorgie der CSU"? Kritik und Lob an Beschluss

An bayerischen Schulen, Hochschulen und Behörden darf nicht mehr gegendert werden. Dazu änderte das Kabinett am Dienstag eine Verordnung. Geht dieses Verbot zu weit oder ist es sinnvoll? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen.

Zeichen wie der Genderstern werden an bayerischen Schulen, Hochschulen und Behörden verboten. (Symbolfoto) (Foto) Suche
Zeichen wie der Genderstern werden an bayerischen Schulen, Hochschulen und Behörden verboten. (Symbolfoto) Bild: Adobe Stock/ Klaus Eppele

Bayern treibt das sogennante Genderverbot voran. An Schulen, Hochschulen und Behörden ist die Verwendung von geschlechtersensibler Gendersprechache ab sofort ausdrücklich verboten. Dazu beschloss am Dienstag das Kabinett in München eine dafür notwendige Änderung einer Verordnung. So dürfen zum Beispiel bei Wörtern in Texten keine Zeichen wie Gender-Gap, Genderstern, Doppelpunkt oder Mediopunkt mehr verwendet werden, um Mehrgeschlechtlichleitkeit auszudrücken. Für diesen Beschluss gibt es sowohl heftige Kritik als auch Zustimmung.

Verbot von Gendersprache in Bayern ruft empörte Reaktionen hervor

Auf X (vormals Twitter) finden sich viele negative Stimmen. Sie werfen der CSU-geführten Landesregierung unter anderem eine sinnlose Verbotspolitik vor. "Krasse Leistung CSU.
Hauptsache man muss sich nicht mit arbeitsaufwendigeren wichtigeren Dingen beschäftigen.
Mir soll es wurscht sein. Ich finde den Gedanken hinter dem #Gendersternchen sinnvoll und durchdacht, aber macht doch was ihr wollt #gendern #GenderVerbot #Verbotspartei", heißt es beispielsweise in einem Kommentar. Eine weitere Meinung dazu lautet: "Ich würde als Lehrkraft in #Bayern jetzt erst recht #Gendern. Und mich von @Markus_Soeder
persönlich in Handschellen abführen lassen. Die #CSU ist eine reaktionäre 50er Jahre-Partei. Liebe Lehrkräfte, liebe Kolleg:innen, boykottiert diese reaktionäre Verbotsorgie der @csu." Und in noch einem Kommentar heißt es: "Seit Jahren betreue ich die Schülerzeitung unserer Schule, die AG hat sich fürs Gendern entschieden. Niemanden hat es gestört. Mit dem heutigen Gendernverbot sind all unsere preisgekrönten Zeitungen nun illegal." Die neueste Ausgabe müsste nun komplett überarbeitet werden. "Darf man dann im kommenden Schuljahr überhaupt noch beim Schülerwettbewerb zur politischen Bildung teilnehmen?
Danke dafür, dass die wirklich echten Probleme des Schulsystems gelöst werden."

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CSU-Staatskanzleichef Florian Herrmann verteidigt Genderverbot

"Für uns ist die klare Botschaft, Sprache muss klar und verständlich sein", sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) zu den neuen Regeln. Es gehe mit dem Verbot aber auch darum, die "Diskursräume in einer liberalen Gesellschaft offenzuhalten". Eine ideologisch geprägte Sprache etwa beim Gendern habe dagegen eine exkludierende Wirkung. In bestimmten gesellschaftlichen Milieus gebe es zudem viele missionarische Nutzer bei der Verwendung der Sprache, die nicht mit einer offenen Gesellschaft vereinbar seien. Lehrkräfte müssen sich laut Herrmann im gesamten dienstlichen Schriftvekehr,also auch bei Schreiben für Eltern und der kompletten internen Kommunikation sowie im Unterricht, an das Genderverbot halten. Besonders wichtig sei es der Staatsregierung außerdem, dass niemand benachteiligt werde, wenn er oder sie auf geschlechtersensible Sprache verzichte.

Lehrerverband hält neue Regeln an bayerischen Schulen, Hochschulen und Behörden für sinnvoll

Der Deutsche Lehrerverband hat das Verbot der Gendersprache für Behörden, Schulen und Hochschulen in Bayern begrüßt. Im gesamten amtlichen Sprachgebrauch gehe es immer auch darum, deutlich zu machen, dass alle Menschen gemeint seien und nicht nur einzelne Gruppen, sagte Verbandspräsident Stefan Düll am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Missverständliche Formulierungen sind daher grundsätzlich zu vermeiden. Es geht um respektvolle Formulierungen, die damit auch gendersensibel sind, ohne es als solche zu markieren. Auch das Sternchen kann schließlich ausgrenzend verstanden werden."

Unter Twitter-Nutzern gibt es ebenfalls nicht nur Kritik, sondern auch Zustimmung für den bayerischen Weg. "Richtig so. Wegen mir soll in seiner Uni-Arbeit oder in seinem Artikel jeder gendern, wie er will. Aber im Schriftverkehr von Uni bis Behörde hat das #Gendern nichts zu suchen", so ein weiterer Kommentar dazu. Und diese Nutzerin schreibt: "Ganz Deutschland sollte dem Rat für deutsche #Rechtschreibung folgen und das #Gendern verbieten. #Gleichberechtigung braucht keine Zerstörung der #DeutschenSprache, sondern echten Einsatz und ehrliche Lösungen."

Was empfiehlt der Rat für deutsche Rechtschreibung beim Thema Gendern?

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte die Verwendung von Sonderzeichen im Wortinneren zuletzt mit Beschluss vom 15. Dezember 2023 nicht empfohlen und darauf hingewiesen, dass es sich um Eingriffe in Wortbildung, Grammatik und Orthografie handelt, die die Verständlichkeit von Texten beeinträchtigen können.

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/news.de/dpa

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