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Coronavirus-News aktuell: Astrazeneca-Empfehlung geändert! Das müssen Impflinge wissen

Vollständige Impfserien und eine starke Immunantwort gelten als wichtig zum Schutz vor Ansteckungen mit der Delta-Variante, deren Anteil in Deutschland wächst. Die Ständige Impfkommission reagiert.

Einer überarbeiteten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zufolge soll der Coronavirus-Impfstoff von Astrazeneca künftig nur noch für Erstimpfungen verwendet werden. (Foto) Suche
Einer überarbeiteten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zufolge soll der Coronavirus-Impfstoff von Astrazeneca künftig nur noch für Erstimpfungen verwendet werden. Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Angesichts der schnellen Ausbreitung der besonders ansteckenden Delta-Variante in Deutschland passt die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Corona-Impfempfehlung an.

Coronavirus-News aktuell: Astrazeneca-Impfstoff laut Stiko-Empfehlung nur noch für Erstimpfungen

So sollen Menschen, die eine erste Dosis Astrazeneca erhalten haben, künftig unabhängig vom Alter als zweite Spritze einen mRNA-Impfstoff wie den von Biontech oder Moderna erhalten, schrieb das Gremium am Donnerstag (1. Juli 2021) in einer Mitteilung mit Verweis auf einen Beschlussentwurf. Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis solle dann mindestens vier Wochen betragen. Auch bei den Impfintervallen der mRNA-Impfstoffe heißt die Stiko nun kürzere Abstände als bisher gut. Die Empfehlung gelte "vorbehaltlich der Rückmeldungen aus dem noch zu eröffnenden Stellungnahmeverfahren", teilte die Stiko mit. Daran seien Bundesländern und Fachkreise beteiligt.

Impfstoff-Mix aus Vektor und mRNA: Deutlich bessere Immunantwort

Die Expertinnen und Experten begründen den Rat zur Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoff damit, dass die Immunantwort nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten der Immunantwort nach zwei Dosen Astrazeneca "deutlich überlegen" sei. Fachleute sprechen von einem heterologen Impfschema. Dieses hatte die Stiko bisher nur jüngeren Menschen angeraten, die bereits eine Erstimpfung mit Astrazeneca bekommen hatten, bevor dieser Impfstoff nur noch für Impfwillige ab 60 Jahren empfohlen wurde.

Die Stiko teilte nicht mit, auf welche Daten zu den Immunantworten sie sich bezieht. In letzter Zeit veröffentlichten mehrere Teams dazu erste Ergebnisse. Wie etwa die Universität des Saarlandes kürzlich mitgeteilt hatte, ergab eine Analyse der Antikörper-Bildung, dass eine kombinierte Astra-Biontech-Impfung ebenso wie eine zweifache Biontech-Impfung eine wesentlich höhere Wirksamkeit zeigte als eine zweifache Astrazeneca-Impfung. "So konnten bei den beiden erstgenannten Varianten etwa zehnmal mehr Antikörper im Blut nachgewiesen werden", hieß es. Die Ergebnisse sind noch nicht in einem begutachteten Fachblatt erschienen. Auch das "Ärzteblatt" berichtete kürzlich anhand weiterer Quellen, dass Impflinge bei diesem Schema eine besonders starke Immunantwort entwickeln könnten.

Stiko ändert Impfempfehlung: Wer bekommt nach einer Astrazeneca-Impfung mRNA verabreicht?

Die Kehrseite könnten Impfreaktionen sein: Einer "Lancet"-Studie zufolge haben Impflinge bei zwei unterschiedlichen Produkten eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für milde und moderate Impfreaktionen nach der zweiten Dosis.

Die Empfehlung zur Kombination von Vektor- und mRNA-Impfstoff gelte ausdrücklich nur für Erstgeimpfte und nicht für Menschen, die bereits zwei Dosen Astrazeneca bekommen haben, hieß es auf Anfrage beim Robert Koch-Institut (RKI). Ob und wann eine Auffrischimpfung für vollständig Geimpfte nötig ist, ist demnach noch nicht klar. Die Stiko werde sich dazu äußern, sobald entsprechende Evidenz vorliegt.

Neue Coronavirus-Welle durch Delta-Variante droht: Zweiten Impftermin nicht verstreichen lassen

Die Stiko betonte, es sei angesichts der deutlich ansteckenderen Delta-Variante wichtig, die zweite Impfstoffdosis "zeitgerecht wahrzunehmen". Nach nur einer Impfstoffdosis scheine der Schutz gegen Delta "deutlich herabgesetzt" zu sein. Der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen durch Delta sei nach vollständiger Impfung im Vergleich zum Schutz vor anderen Corona-Varianten ähnlich gut, hieß es unter Berufung auf Daten aus dem Vereinten Königreich.

Impfabstand bei mRNA-Vakzinen kann verringert werden

Auch beschleunigte zweifache Impfungen mit mRNA-Präparaten sind nun durch die Stiko-Mitteilung gedeckt: Bisher empfahl sie, sechs Wochen zwischen den zwei Dosen verstreichen zu lassen. Im aktuellen Statement schreibt das Gremium, dass im schnellsten Fall nur drei Wochen bei Biontech und vier Wochen bei Moderna vergehen können. Diese Zeiträume sind im Rahmen der Impfstoff-Zulassung gedeckt und wurden teils auch schon von Impfzentren oder Ärzten umgesetzt. Die bisherige Stiko-Empfehlung hatte auch mit knappen Impfstoffmengen zu tun. Die wissenschaftliche Begründung der Stiko wird nach RKI-Angaben für die nächste Woche erwartet.

Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche weiter auf den Prüfstand

Ob eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ausgesprochen wird, werde weiter genau geprüft, sagte Stiko-Leiter Thomas Mertens in einem Interview für die ZDF-Sendung "Maybrit Illner". Er sehe bislang keine Hinweise auf schwerere Krankheitsverläufe durch die Delta-Variante bei Kindern und Jugendlichen. Natürlich wisse die Stiko, dass es vermehrt Fälle geben werde, wenn man sie nicht impfe. Aber die Auswirkungen auf die Zahl der Krankenhausbehandlungen sowohl in dieser Altersgruppe als auch in der Gesamtbevölkerung seien "eher gering".

RKI warnt vor Delta-Mutante: Virusvariante bald in Deutschland vorherrschend

Das RKI schätzt, dass diese Woche in Deutschland bereits mindestens jeder zweite Corona-Fall auf Delta zurückgeht. Die Mutante werde auch bald in Deutschland vorherrschend sein, nun müssten die absoluten Infektionszahlen möglichst niedrig gehalten werden, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag in Berlin. Noch entwickelt sich die Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit rückläufig, es wird aber eine Trendwende befürchtet.

"Es liegt an uns, ob Delta eine Chance hat", sagte Spahn. Er mahnte, die bald für alle bestehende Impf-Chance zu ergreifen. "Doppelt geimpft schützt gegen Delta." Menschen ohne Impfung sollten von den "en masse" verfügbaren Test Gebrauch machen - gerade auch zurückkehrende Urlauber regelmäßig. Wegen Qualitätsunterschieden bei Schnelltests macht laut Experten vor allem ihr regelmäßiger Gebrauch Sinn.

Reisen trotz Delta-Infektionsgefahr: Was müssen Urlauber beachten?

Großbritannien oder Portugal sollen in wenigen Tagen von ihrem Status als Virusvarianten- zum Hochinzidenzgebiet heruntergestuft werden, wenn die Delta-Anteile in Deutschland vergleichbar sind. Das wird laut Spahn bei Anteilen von voraussichtlich 70 bis 80 Prozent der Fall sein. Urlaubsreisen nach Portugal und Großbritannien werden dann wieder leichter möglich. Die derzeitige Einstufung als Virusvariantengebiet schreibt 14 Tage Quarantäne vor.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) will stationäre Grenzkontrollen auch im Sommer nicht einführen - und Staus an den Grenzübergängen vermeiden. Die Polizeikontrollen an Flughäfen würden aber verstärkt, an Autobahnen soll es Stichproben-Kontrollen geben. "Wer einreist, muss damit rechnen, kontrolliert zu werden", sagte Seehofer. Die Gesundheitsämter kontrollieren laut Spahn die Einhaltung von Quarantäne. Das Sinken der Inzidenzen gebe ihnen dafür den Freiraum.

Spahn verteidigte die Reisepolitik der Regierung. Es könne nicht für jeden - egal ob aus Risikogebiet oder nicht - eine Testpflicht eingeführt werden. Die Regierung wolle Balance von Freiheitsrechten und Gesundheitsschutz halten. Von den Ländern seien bei der jüngsten Bund-Länder-Schalte zum Thema nur von einem Land Vorschläge für Verschärfungen gekommen. Aktuell ist kein Nachbarland Deutschlands als Risikogebiet eingestuft. Bei den Kontrollen von Autofahrern geht es auch um Reisende, die aus der Türkei oder Großbritannien kommen.

Sorgen macht sich die Regierung wegen der Fußball-EM. Seehofer kritisierte den UEFA-Kurs als "absolut verantwortungslos". Es sei bei dicht gedrängten Menschen in Stadien "vorgezeichnet, dass dies das Infektionsgeschehen befördert".

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/news.de/dpa

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