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Sergej Mironow: Putin-Verbündeter adoptiert verschlepptes Mädchen aus der Ukraine

Eine investigative Suche deckt ein bislang ungelöstes Rätsel auf. Sergej Mironow soll ein aus der Ukraine entführtes Mädchen adoptiert haben. Hat der Putin-Vertraute ein Kriegsverbrechen begangen?

Sergej Mironow, Vorsitzender der Partei Gerechtes Russland, soll ein aus der Ukraine verschlepptes Mädchen entführt haben. (Foto) Suche
Sergej Mironow, Vorsitzender der Partei Gerechtes Russland, soll ein aus der Ukraine verschlepptes Mädchen entführt haben. Bild: picture alliance / dpa | Sergei_Ilnitsky

Es sind schreckliche Berichte. Russland soll Kinder gewaltsam aus der Ukraine verschleppt haben. Wie die BBC nun herausfand, wird Sergej Mironow (70), Vorsitzender der Partei Gerechtes Russland und Wladimir Putins Verbündeter, verdächtigt, ein aus der Ukraine entführtes Mädchen adoptiert zu haben.

Sergej Mironow: Putin-Verbündeter soll Mädchen aus Ukraine entführt haben

Sergej Moronows Frau nahm das heute zweijährige Mädchen 2022 als ihr eigenes Kind an und brachte es nach Russland. Das geht aus Adoptionsunterlagen hervor, berichtet die BBC. Demnach änderten der kremltreue Politiker und seine Frau den Namen des Kleinkindes von Margarita zu Marina. Das Geburtsdatum des Kindes auf den Dokumenten stimmt auch mit den ursprünglichen Daten überein. Zu dem Zeitpunkt der Entführung war das Kind zehn Monate alt und lebte in einem Kinderheim in Cherson. Ihre Mutter gab das Sorgerecht ab, der Aufenthaltsort des leiblichen Vaters war unklar.

Natalija Ljutikowa, die zuständige leitende Ärztin des Kinderkrankenhauses von Cherson, erinnert sich, dass eine Frau letztes Jahr in die Klinik kam. Dort wurde Margarita wegen einer Bronchitis behandelt. Die Frau gab sich als"Leiterin der Kinderabteilung aus Moskau" aus. Als sie ging rief ein russischer Beamter an. Das Kind wurde eine Woche später entlassen. Am Morgen danach sollte das Personal des Kinderheims das Baby für eine Reise vorbereiten. Genauere Informationen erhielten sie nicht.

Auf Spurensuche: Frau von Putin Freund entführt Baby

Mit dem Baby wurden 47 weitere Kinder verschleppt. Zusammen mit der ukrainischen Menschenrechtlerin Viktoria Nowikowa machten sie sich auf die Suche nach den verschwundenen Kindern. Sie hatten eine Spur. Die Zugfahrt der Frau konnte nachverfolgt werden. Es stellte sich heraus, dass es sich um die Mitarbeiterin des russischen Parlaments, Inna Warlamowa, handelt. Das Interessante daran: sie ist mit Sergej Mironow verheiratet. Anonyme Quellen spielten Nowikowa die Adoptionsakte des Mädchens zu, wodurch sich das Rätsel auflöste. Sergej Mironow äußerte sich nach der Veröffentlichung auf seinem Telegram-Kanal. Er bezeichnet den Bericht als Falschmeldung gegen ihn und seine Familie. Die russische Regierung sagte gegenüber der BBC, dass sie über den Fall Margarita nichts weiß.

Kinder nach Russland deportiert: Experten sprechen von Kriegsverbrechen

Anwälte behaupteten, die Tat könnte als Kriegsverbrechen oder sogar als Teil eines Völkermordes angesehen werden, berichtete die unabhängige russische Zeitschrift "Important Stories". Nach internationalem Recht gelten Zwangsdeportationen von Kindern als Genozid. Nowikowa übergab dem Sender zufolge ein Dossier mit den neuen Beweisen an die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft. Diese werde die Dokumente an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag weiterleiten.

Laut Angaben aus Kiew habe Russland seit dem Angriffskrieg in der Ukraine angeblich 20.000 Kinder entführt. Die Universität Yale sprach im Februar 2023 von Kindern, die in Umerziehungslager in Russland deportiert wurden. Ein Bericht im Rahmen des Moskauer Mechanismus der OSZE, geht von noch ungewissen zahlen aus. Dennoch räumt er ein, dass es bei den zwangsdeportierten ukrainischen Kinder zu „zahlreichen und sich überschneidenden Rechteverletzungen" kam. Darüber berichtete "Human Rights Watch".

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/gom/news.de

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