Friedrich Merz bei Donald Trump: Diese Fallstricke lauern im Oval Office auf den Bundeskanzler

Friedrich Merz wagt sich auf unsicheres Terrain: Der Bundeskanzler trifft US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Erwartet Merz im Oval Office ein ähnliches Debakel, wie es zuletzt die Präsidenten der Ukraine und Südafrikas erlebten?

Von Michael Fischer und Christiane Jacke, dpa - Uhr

Bundeskanzler Friedrich Merz ist in Washington gelandet. Der CDU-Politiker will den US-Präsidenten Donald Trump treffen. Es ist das erste Treffen zwischen beiden Politikern seit Amtsantritt von Trump und Merz. (Foto) Suche
Bundeskanzler Friedrich Merz ist in Washington gelandet. Der CDU-Politiker will den US-Präsidenten Donald Trump treffen. Es ist das erste Treffen zwischen beiden Politikern seit Amtsantritt von Trump und Merz. Bild: picture alliance/dpa | Michael Kappeler
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In seiner noch jungen Kanzlerschaft steht Friedrich Merz der wohl mit Abstand schwierigste Pflichttermin im Ausland bevor: In den frühen Morgenstunden des 5. Juni 2025 ist der Bundeskanzler in Washington eingetroffen, wo Friedrich Merz am späten Vormittag von US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus empfangen werden soll. Auf den ersten Blick sieht alles nach einem regulären Antrittsbesuch des neuen Bundeskanzlers aus - doch Besuche anderer Staats- und Regierungschefs im Weißen Haus zeigten zuletzt, dass Donald Trump mit seinen Gästen unberechenbar umzuspringen in der Lage ist und dass etliche Fallstricke lauern.

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Ein Lied davon singen kann beispielsweise der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, für den das Treffen mit Donald Trump im Oval Office Ende Februar zu einer tiefen Demütigung vor der Weltöffentlichkeit wurde, die bis heute nachwirkt. Auch den südafrikanischen Präsident Cyril Ramaphosa führte Trump vor und versuchte mit einem Video seinen Vorwurf eines "Genozids" an weißen Bauern Nachdruck zu verleihen.

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Wie wird es Merz ergehen? Eines steht fest: Der etwa 17-stündige Antrittsbesuch des Kanzlers in Washington wird den Ton für die deutsch-amerikanischen Beziehungen der kommenden Jahre setzen. Geplant sind ein gemeinsames Mittagessen von Merz und Trump und eine der berüchtigten Pressebegegnungen im Oval Office, dem Büro des Präsidenten, das Trump mit viel Gold aufpoliert hat. Es geht bei der ersten Begegnung des Bundeskanzlers und des US-Präsidenten nicht um konkrete politische Verständigungen, sondern schlicht um die Frage: Finden die beiden einen Draht zueinander?

Der Besuch geht auf jeden Fall gut los. Trump hat Merz für die Übernachtung das Gästehaus des US-Präsidenten gegenüber vom Weißen Haus zur Verfügung gestellt. Dort haben in den vergangenen 80 Jahren schon der frühere französische Präsident Charles de Gaulle und Queen Elizabeth II. übernachtet. Nicht der schlechteste Ort also, um einen so wichtigen Tag zu beginnen. 

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Um 11.30 Uhr Ortszeit geht es dann hinüber ins Weiße Haus. Bei der Pressebegegnung im Oval Office sind in der Regel auch enge Berater des Präsidenten dabei - etwa Vizepräsident J.D. Vance und Außenminister Mark Rubio, die Deutschland und anderen europäischen Verbündeten die Beschneidung der Meinungsfreiheit und die Ausgrenzung von Parteien wie der AfD vorgeworfen haben. Dieses Thema dürfte am ehesten Eskalationspotenzial haben. Sollte es aufkommen, dürfte Merz klare Worte finden. Er hat bereits mehrfach öffentlich deutlich gemacht, dass er die Kritik aus den USA für "übergriffig" hält. Die Teilnahme Rubios an dem Treffen ist von US-bestätigt. Vance wird dem Vernehmen nach diesmal aber möglicherweise fehlen. 

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Das ist völlig offen. Bei Selenskyj waren es 50 Minuten, beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron nur 28 Minuten, in die trotzdem 27 Fragen passten. 23 gingen an Trump, nur vier an Macron. Der französische Präsident antwortete auf Englisch und Französisch - und das deutlich länger als Trump. Merz hat sich entschieden, ohne Dolmetscher ins Weiße Haus zu gehen - eine vertrauensbildende Maßnahme. 

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Donald Trump und Friedrich Merz sind sich erst ein Mal vor vielen Jahren flüchtig in New York begegnet. Seit dem Amtsantritt von Merz vor vier Wochen haben sie mehrfach telefoniert - zu zweit und in größerer Runde zum Ukraine-Krieg. Merz hat inzwischen die Handy-Nummer des US-Präsidenten, tauscht sich mit ihm regelmäßig per SMS aus und spricht ihn mit Vornamen an - so heißt es von deutscher Seite.

Über das erste Telefonat zu zweit sprach Merz vor wenigen Tagen beim WDR-Europaforum überraschend offen. "Wenn man mit ihm alleine spricht, das ist halt Small Talk", erzählte er da. "Und wichtig ist immer, dass man nicht so lange redet, sondern dass man kurz redet und ihn auch reden lässt." 

Die beiden unterhielten sich demnach unter anderem über den amerikanischen Papst und über die US-Metropole Chicago, für die beide ein Faible haben. Merz kennt die USA ausgezeichnet und sogar mal für ein amerikanisches Unternehmen gearbeitet: die Investmentgesellschaft BlackRock. 

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Der Kanzler hat sich von mehreren Staats- und Regierungschefs, die bereits bei Trump waren, Ratschläge geben lassen, etwa von Selenskyj, Ramaphosa, der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni, Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre und dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb. Zu den Tipps zählte: Es kommt auf die ersten 30 Sekunden an.

Absehbar ist, dass Friedrich Merz bei Donald Trump zugewandt, aber selbstbewusst auftreten dürfte. "Man muss sich auf ihn einstellen und auf ihn einlassen. Und gleichzeitig darf man sich nicht kleiner machen, als wir sind", sagte er beim WDR-Europaforum. "Wir sind da keine Bittsteller."

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Nach der Bundestagswahl in Deutschland feierte Trump zwar den Sieg der "konservativen Partei", nannte Merz aber nicht beim Namen. Nach dessen Wahl zum Kanzler übermittelte öffentlich lediglich Vance die Glückwünsche seines Chefs, und Rubio gratulierte Merz in einer schriftlichen Stellungnahme nach einem gemeinsamen Telefonat. Von Trump selbst aber kam öffentlich nicht wirklich etwas. Gar nicht vorzukommen, scheint aus deutscher Perspektive aber besser, als ins Visier des Präsidenten zu geraten.

Schon in seiner ersten Amtszeit tat sich Trump mit viel Kritik an Deutschland hervor - unter anderem wegen der Verteidigungsausgaben oder der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2. Das Verhältnis war frostig. Legendär ist, wie Trump damals bei einem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel einem Handschlag auswich. In den ersten Monaten seiner neuen Amtszeit knöpfte sich Trump dagegen andere Länder vor und kritisierte auch Europa insgesamt, verzichtete aber auf ein Deutschland-Bashing wie damals - zumindest bisher. 

 

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Die Bemühungen um ein Ende des Krieges in der Ukraine dürften auf der Tagesordnung des Bundeskanzler-Besuchs in Washington ganz oben stehen. Friedrich Merz hat sich dabei unter den Europäern mit an die Spitze gesetzt, zeigte sich zuletzt aber frustriert über mangelnde Fortschritte. In Washington will er bei Trump darum kämpfen, den Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin über neue Sanktionen zu erhöhen, um diesen zu einer Waffenruhe zu bewegen. 

Trump hält sich neue Sanktionen bislang offen und hat auch noch nicht offenbart, wie er zu einem entsprechenden Gesetzentwurf aus dem Kongress steht, wo die Ungeduld ebenfalls wächst. Nach einem erneuten Telefonat mit Putin am Tag vor Merz' Besuch jedenfalls erklärte Trump, er sehe keine Chance auf einen sofortigen Frieden. Dafür dass er sich stets mit seinen engen Bünden zum Kremlchef brüstet und lange prahlte, er könne den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, hat der Republikaner bisher nicht viel ausrichten können. 

Ebenfalls besprochen werden dürfte eine Lösung im Zollstreit mit den USA. Darüber verhandelt aber die EU-Kommission mit den USA. Merz wird sich da nicht in die Details einschalten, kann aber als Chef des wirtschaftsstärksten europäischen Landes Vertrauen schaffen. Für die von Trump ursprünglich zum 1. Juni angedrohten Zölle von 50 Prozent gibt es nun eine Frist bis zum 9. Juli. Doch auch in der Zwischenzeit ist Trump jederzeit eine Überraschung und unerwartete Provokation zuzutrauen - wie zuletzt bei der Verdopplung der Zölle auf Aluminium und Stahl, die auch Deutschland trifft. 

Was wird mit Blick auf den Nato-Gipfel besprochen?

Ende Juni kommen die Staats- und Regierungschefs der Militärallianz in Den Haag zusammen und werden unter anderem über ihre Verteidigungsausgaben reden. Trump hat von den Bündnispartnern Ausgaben in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gefordert. Nato-Generalsekretär Mark Rutte kreierte daraufhin eine Kompromissformel: 3,5 Prozent für das Militär und 1,5 Prozent für Infrastruktur wie Straßen oder Häfen, die für Verteidigung relevant sein können. 

Merz hat sich diesem Vorschlag angeschlossen und ist Trump damit schon sehr entgegengekommen. Ob dem Republikaner die kreative Rechnung am Ende genügt, muss sich zeigen. Zumindest hat Trump seine Teilnahme am Nato-Gipfel inzwischen zugesagt - zuvor war nicht klar gewesen, ob er aus Unmut fernbleiben könnte. Zu der Eskalation kommt es nun zumindest nicht.

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/news.de/dpa

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