Robert F. Kennedy unter Beschuss: Trump-Minister als dreister Lügner bloßgestellt

Mit wissenschaftlichen Fakten steht der US-amerikanische Gesundheitsminister auf Kriegsfuß. Nun wurde Robert F. Kennedy einer himmelschreienden Lüge überführt, nachdem er mit frei erfundenen Studien hausieren ging.

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Im Weißen Haus biegen sich US-Präsident Donald Trump und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy gern mal Fakten nach eigenem Gutdünken zurecht - nun ist ein dreister Schwindel aufgedeckt worden. (Foto) Suche
Im Weißen Haus biegen sich US-Präsident Donald Trump und Gesundheitsminister Robert F. Kennedy gern mal Fakten nach eigenem Gutdünken zurecht - nun ist ein dreister Schwindel aufgedeckt worden. Bild: picture alliance/dpa/AP | Jacquelyn Martin
  • Robert F. Kennedy verursacht Eklat
  • Donald Trumps Gesundheitsminister zitiert nicht existierende Studien
  • Medien-Recherchen legen Lügen-Netz in US-Regierung offen

Die Ernennung von Robert F. Kennedy zum US-Gesundheitsminister löste von Anfang an heftige Diskussionen aus, gilt der Neffe des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy doch als überzeugter Impfgegner und Anhänger von Verschwörungstheorien. Nun steht Kennedy erneut unter Beschuss: Medienberichten zufolge hat sich das US-Gesundheitsministerium für offizielle Berichte Quellen kurzerhand selbst ausgedacht.

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Zu diesem Schluss kommt das US-Online-Magazin "Notus", das den jüngst von Kennedys Ministerium vorgelegten "Make Our Children Healthy Again"-Bericht genau unter die Lupe nahm. In dem Papier, das das Weiße Haus zu Gesundheitsproblemen von Kindern veröffentlichen ließ, wird gleich mehrfach Bezug auf Quellen genommen, die gar nicht existieren. "Notus" gehört zum gemeinnützigen Allbritton Journalism Institute, das der Medienunternehmer Robert Allbritton - auch Gründer des Nachrichtenangebots "Politico" - ins Leben gerufen hat und das sich der Ausbildung von Journalisten verschrieben hat.

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In gleich mehreren Passagen des offiziellen Berichtes ergaben sich den Nachforschungen zufolge Ungereimtheiten:

  • Die Epidemiologin Katherine Keyes wird im MAHA-Bericht als Erstautorin einer Studie zu Ängsten von Jugendlichen aufgeführt. Zwar forscht Keyes in diesem Bereich, teilte "Notus" jedoch mit: "Die zitierte Studie ist keine echte Studie, in der ich oder meine Kollegen involviert waren." Im Inhaltsverzeichnis der genannten Ausgabe des Fachmagazins "Jama Pediatrics" taucht die Studie auch nicht auf.
  • Die Virginia Commonwealth University beschäftigt zwar einen der angeblich zitierten Autoren, Robert L. Findling. Dieser habe jedoch - anders als im MAHA-Bericht aufgeführt - keine Studie zur Werbung für psychoaktive Substanzen für Jugendliche durchgeführt, teilte die Universität "Notus" mit.
  • Ein weiterer aufgeführter Erstautor einer Studie zu ADHS-Medikamenten namens "Shah, M.B." scheint gar kein zu ADHS forschender Wissenschaftler zu sein - zumindest keiner, der in einschlägigen Portalen zitiert wird.

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"Bei weiteren etwa 20 Quellen wurden die Inhalte aus dem Kontext gerissen oder die Ergebnisse falsch dargestellt", sagte Margaret Manto, eine der für die Recherche verantwortlichen Journalistinnen, dem "Spiegel". Darüber hinaus ließen sich viele Zitierfehler, nicht funktionierende Links sowie inhaltliche Fehlinterpretationen von Studienergebnissen nachweisen. Die "New York Times" stieg ebenfalls in die Recherche ein und fand weitere Ungereimtheiten.

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Konfrontiert mit den Vorwürfen spielte das Weiße Haus auf Nachfrage all dies als "kleinere Zitations- und Formatierungsfehler" herunter. Die Aussage des MAHA-Berichts bleibe bestehen, betonte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Emily Hilliard - "eine historische und transformative Bewertung der Regierung, um die Epidemie chronischer Krankheiten zu verstehen, unter der die Kinder unserer Nation leiden". Die Regierung veröffentlichte jedoch "Notus" zufolge eine aktualisierte Version des MAHA-Berichts, in der die sieben Referenzen zu nicht existierenden Quellen entfernt wurden.

"Das sind keine Formatierungsfehler, sondern gravierende Mängel", sagte Journalistin Manto dem "Spiegel". "Der Report würde in keinem Peer-Review durchkommen." So wird das Verfahren bezeichnet, in dem wissenschaftliche Studien vor ihrer Veröffentlichung in Fachmagazinen von unabhängigen Wissenschaftlern ihres Gebietes begutachtet werden.

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/news.de/dpa

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