
- Alice Weidel attackiert Friedrich Merz im Interview mit der "Bild"
- AfD-Kanzlerkandidatin wirft CDU-Chef "Wählerbetrug" vor
- Hintergrund ist Merz' Absage an eine Koalition mit der AfD
- Rechtspoulistin spricht über Russland, Remigration und Björn Höcke
Eine Woche vor der Bundestagswahl treffen sich die Kanzlerkandidaten- und kandidatinnen von SPD, Union, Grünen und AfD am Sonntagabend zum sogennannten Quadrell bei RTL. AfD-Chefin Alice Weidel wird sich also einer Diskussion mit Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck stellen. Zuvor gab die umstrittene rechte Politikerin bereits der "Bild" ein Interview. Dabei teilte sie schon vor dem TV-Duell ordentlich gegen die anderen Parteien und insbesondere gegen Merz aus.
Lesen Sie auch:
- "Wie ein kleines trotziges Kind!" Nach Talkshow-Auftritt sind Zuschauer entsetzt
- "Vorgeführt worden": Moderatorin bringt die AfD-Chefin in Bedrängnis
- "Einfach nur beschämend!" Ex-Kanzlerin nach Interview attackiert
Worum es geht: Die AfD liegt in aktuellen Umfragen bei rund 20 Prozent, wäre damit nach der Wahl zweitstärkste Kraft hinter der Union im Bundestag. CDU und CSU (aktuell Werte zwischen 29 und 32 Prozent) hätte eine stabile Mehrheit mit der Alternative für Deutschland, doch Friedrich Merz schloss eine schwarz-blaue Koalition bereits aus. Sehr zum Ärger von Alice Weidel. Diese warb für eine Zusammenarbeit, nachdem ihre Partei bereits einen Unionsantrag zur Verschärfung der Migrationspolitik im Parlament zu einer Mehrheit verhalf.
Im "Bild"-Interview wiederholte sie nun ihre Forderungen, auf die Frage ob sie Merz zum Kanzler einer Minderheitsregierung wählen und dessen Gesetze unterstützen würde: "Wir haben in den Umfragen zwei große Balken – den schwarzen und den blauen. Es ist der Wählerwille, dass wir eine blau-schwarze Koalition haben. Da hätten wir auch stabile Mehrheiten und könnten Politik endlich für unser Land machen und nicht dagegen." Dass Friedrich Merz kein Bündnis mit der AfD eingehen will und stattdessen womöglich entweder auf eine Koalition mit SPD oder Grünen setzt, stößt bei Weidel auf großes Unverständnis. Sie attackiert den CDU-Chef im Gespräch mit der "Bild" weiter: "Was er gerade tut, ist nichts anderes als Wählertäuschung, ja gar Wählerbetrug ... Die Wähler müssen einfach wissen, dass wenn sie Friedrich Merz wählen, dass sie Grün bekommen, einen Habeck als Wirtschaftsminister – das gehört einfach mit dazu." SPD und Grüne liefern sich laut den aktuellen Umfragen ein Duell um den dritten Platz mit Werten zwischen 12 und 16 Prozent. Damit liegen die beiden Regierungsparteien deutlich hinter der AfD. Einige ihrer Vertreter warnten zuletzt, dass Merz womöglich nicht sein Wort halten könnte und nach der Bundestagswahl doch auf eine Zusammenarbeit mit den Rechtspopulisten setzt.
Alice Weidel äußert sich in Interview zu Russland, Remigration und Björn Höcke
Ansonsten brachte das Gespräch zwischen der "Bild" und Alice Weidel wenig neue Erkenntnisse. Die AfD-Chefin holte wie gewohnt gegen den Staatsapparat aus, sprach unter anderem davon, dass es in Deutschland derzeit "keine unabhängigen Staatsanwaltschaften" gäbe. Sie forderte den Aufbau von gute Beziehungen zu Moskau sowie den erneuten Bezug von russischem Erdgas über die Nord-Stream-Leitungen. Ein kritisches Wort zu den Kriegsdrohungen aus dem Kreml wollte Weidel hingegen nicht verlieren.
Auch von der Verwendung des ebenfalls von Rechtsextremen und Identitätren genutzten Begriffs "Remigration" rückte die AfD-Kanzlerkandidatin nicht ab. "Der Begriff Remigration bedeutet die Umsetzung von Recht und Gesetz. Seit 2015, seit zehn Jahren, wird hier vonseiten der Regierung gegen Recht und Gesetz verstoßen. Menschen können illegal in unser Land kommen. Sie werden nicht abgeschoben, obwohl sie sich illegal hier aufhalten und/oder Straftaten begehen." In diesem Zusammenhang forderte sie eine Schließung sowie der Kontrolle der Grenzen. Straftäter und Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhalten, sollten ausgewiesen werden. "Nichts anderes bedeutet Remigration". Dass andere auch Millionen von Deutsche mit Migrationshintergrund "remigrieren" wollen, interessiere sie nicht. Dass sie 2017 ihren Parteikollegen Björn Höcke aus Thüringen aus der AfD werfen wollte, bezeichnete Alice Weidel gegenüber der "Bild" außerdem als "Fehler". Höcke darf laut deutschen Gerichten als Faschist bezeichnet werden.
Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
gom/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.