Von news.de-Redakteur - Uhr

Alice Weidel bei "Caren Miosga": "Wie ein kleines trotziges Kind!" Nach Talkshow-Auftritt sind Zuschauer entsetzt

Alice Weidel war am Sonntagabend bei Caren Miosga zu Gast. In der Politik-Talkshow reagierte sie zum Teil sichtlich genervt, vor allem auf Fragen der Moderatorin zum Thema Holocaust. Für einige Zuschauer ging das Verhalten der AfD-Chefin gar nicht.

Alice Weidel sorgte mit ihrem Auftritt bei "Caren Miosga" für Empörung. (Foto) Suche
Alice Weidel sorgte mit ihrem Auftritt bei "Caren Miosga" für Empörung. Bild: picture alliance/dpa | Michael Kappeler
  • Alice Weidel bei "Caren Miosga" am 2. Februar 2025
  • AfD-Chefin wird auf Holocaust-Gedenktag im Bundestag angesprochen und reagiert genervt
  • Alice Weidel rechtfertigt die Verwendung des Begriffs "Schuldkult"
  • Kontroverse Diskussion nach Talkshow-Auftritt im Netz

Unter dem Titel "Was für ein Deutschland wollen Sie, Frau Weidel?" diskutierte Caren Miosga in ihrem gleichnamigen Polit-Talk am Sonntagabend mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel. Unter anderem ging es um die umstrittene Abstimmung im Bundestag, als die AfD einem Antrag der Union zur Verschärfung der Migrationspolitik zu einer Mehrheit verhalf. Am selben Tag fand im Parlament am vergangenen Mittwoch eine Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Als Alice Weidel darauf bei "Caren Miosga" angesprochen wurde, folgte eine Reaktion, die für hitzige Diskussionen unter den Zuschauer:innen sorgte.

Schon gelesen?:

Alice Weidel äußert sich zu Holocaust-Gedenktag bei "Caren Miosga" am 02.02.2025

Nachdem Alice Weidel über die gemeinsame Abstimmung mit der Union sowie ihre Forderungen in der Migrationspolitik sprach, ging Caren Miosga auf die Gedenkstunde im Bundestag ein. Alice Weidel schien dieses Thema jedoch nicht zu passen. "Warum verdrehen sie die Augen?", fragte Miosga mit Blick auf die Reaktion der AfD-Chefin. "Mache ich nicht", erwiderte Weidel. Die Moderatorin blieb allerdings bei dem Thema, sprach die Rede eines Holocaust-Überlebenden an. Sie fragte außerdem: "Wie gedenkt die AfD der Opfer [des Nationalsozialismus]?" Alice Weidel antwortete: "Wir haben dort ebenfalls der sehr andächtigen Rede gelauscht. Wir haben auch Beifall geklatscht. Und für uns steht die Existenz Israels an erster Stelle. Ich weiß, dass das Framing ein komplett anderes ist, das mediale Framing. Aber es ist nun mal so. Wir gedenken dem Holocaust zusammen mit den Juden in der AfD."

Caren Miosga ließ nicht locker, hakte weiter nach: "Was sind, Frau Weidel, Ihre persönlichen Lehren aus Auschwitz?" Darauf sagte die Parteivorsitzende: "Meine persönlichen Lehren sind, dass so etwas natürlich nicht noch einmal passieren darf und das wird es ja auch nicht. Aber ich finde es auch andererseits recht - wie soll ich sagen - verstörend, wenn der Holocaust für eine politische Instrumentalisierung genutzt wird... das Gedenken an dieses schwere Verbrechen sollte über der Tagespolitik stehen." Sie fügte hinzu: "Die Tagespolitik missbraucht den Holocaust-Gedenktag."

AfD-Chefin Alice Weidel legt sich mit ARD-Moderatorin an

Caren Miosga wollte diese Aussagen so nicht stehen lassen. Sie warf der AfD-Chefin vor, erst jüngst laut der "Neuen Zürcher Zeitung (NZZ)" über einen "deutschen Schuldkult" gesprochen zu haben. Alice Weidel zeigte sich zunächst irritiert, gab dann aber zu, dass sie in einem Sommerinterview gesagt habe, sie würde nicht in die russische Botschaft gehen, um den 8. Mai zu feiern. 1945 endete an diesem Tag der 2. Weltkrieg durch die Kapitulation der deutschen Wehrmacht. "Warum sollte ich das machen? Da wurden so viele auch nicht aufgearbeitete Verbrechen an der deutschen Bevölkerung vergangen... Ich finde, da sollten wir auch mal Gedenktage einführen", so Weidel weiter. Sichtlich genervt von dem Thema fuhr sie fort: "Worüber reden wir hier eigentlich?" Sie wolle lieber über die derzeitigen Probleme in Deutschland sprechen. Doch Caren Miosga hakte weiter nach, wollte von der AfD-Chefin wissen, warum sie den Begriff "Schuldkult" benutzt. "Schuldkult mag ich vor Jahren mal gesagt haben. Und ich glaube, dass letztendlich die deutsche Politik nicht aus einer Schuld heraus getrieben sein sollte, sondern aus einem Selbstbewusstsein heraus, aus einer Verantwortung für die Zukunft, aus einer Verantwortung für die deutsche Bevölkerung und für die Familien, vor allem für die jungen Menschen in diesem Land." Sie schloss: "Ich glaube nicht, dass wir permanent zurückblicken sollten aus einem Schuldkult heraus."

Alice Weidel muss sich für den Begriff "Schuldkult" in ARD-Talk rechtfertigen

Caren Miosga fragte noch einmal nach: "Wissen Sie, wo der Begriff herkommt?" Alice Weidel reagierte trotzig: "Das interessiert mich nicht", sowie "Das brauche ich gar nicht zu wissen", sagte sie. Miosga erklärte es ihr dennoch, es handele sich dabei um "Vokabular aus dem neurechten und rechtsextremen Geschichtsrevisionismus". Von Weidel wollte die Moderatorin wissen, ob sie dies "bewusst" benutzen würde. "Nein, natürlich nicht", behauptete die AfD-Politikerin. "Aber es ist ja auch völlig egal". Sie lenkte stattdessen ab: "Man darf 'Schwachkopf' nicht mehr sagen zu einem total unfähigen Energie- und Wirtschaftsminister [Robert Habeck]". Für Weidel werde in den deutschen Schulen auch immer noch ausreichend über die Zeit des Nationalsozialismus geredet. Schließlich wurde noch auf die Live-Schalte zu Tech-Milliardär Elon Musk beim AfD-Wahlkampfauftakt in der Sendung eingegangen. Dieser hatte in seiner Rede ebenfalls davon gesprochen, dass man sich in Deutschland zu sehr auf die "Schuld der Vergangenheit" konzentriere und dies hinter sich lassen sollte. "Er hat doch völlig Recht. Was ist daran falsch zu sagen, dass man stolz auf sein Land sein soll?", rechtfertigte Alice Weidel bei "Caren Miosga" die Aussagen von Musk.

So reagierten die Zuschauer auf den Talkshow-Auftritt von Alice Weidel bei "Caren Miosga"

Auf der Social-Media-Plattform X (vormals Twitter, im Besitz von Elon Musk) sorgte der Talkshow-Auftritt von Alice Weidel für kontroverse Diskussionen. Manch einer fand es bereits völlig unangebracht, dass die AfD-Chefin überhaupt in die Sendung eingeladen war, andere wiederum kritisierten ihr Auftreten. Doch auch Moderatorin Caren Miosga bekam ihr Fett weg. So lauteten die Reaktionen:

  • "Die heutige Miosga-Sendung ist ein Schlag ins Gesicht der vielen hunderttausend Demokraten, die heute und in den letzten Tagen gegen Rechts auf der Straße gewesen sind!", heißt es in einem Kommentar.
  • "Sorry, aber Weidel kommt so unsympathisch und angepisst rüber, da frage ich mich, WAS ihre Fans in ihr sehen...? Aggression als Lebensentwurf?", schreibt ein anderer User.
  • "Wenn Frau Weidel keine Fragen beantworten will oder kann, dann soll sie zu Hause bleiben. Wie ein kleines trotziges Kind", lautet ein weiterer Tweet.
  • "Diese Frau, die heute bei Miosga auftreten darf, ist schwer zu ertragen. Arrogant, überheblich, empfindlich und beleidigend. Wie kann man der auch nur einen Funken Sympathie entgegen bringen, oder sogar wählen", heißt es in einem anderen Kommentar.
  • "Leider wirkt Miosga wenig durchsetzungsfähig und nicht in der Lage den Wortdurchfall von Weidel zu stoppen, selbst wenn diese offensichtlichen Unsinn schwafelt", so noch ein Nutzer.
  • "Das Einzelgespräch mit Frau Weidel war fatal. Man muss die Opferrolle der AfD nicht bestätigen, indem man dilettantisch und erfolglos versucht, eine rechtsradikale Ausrichtung im Gespräch herauszuarbeiten. Übrigens gegen das angekündigte Thema der Sendung", lautet ein weiterer Kommentar.

Daneben kritisierten AfD-Anhänger:innen zuhauf einen angeblich unfairen Umgang mit Alice Weidel, das Gespräch wurde mehrfach mit einem "Verhör" verglichen. Die komplette Folge "Caren Miosga" vom Sonntagabend ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/loc/news.de

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.