Von news.de-Redakteurin - Uhr

Demonstrationen in den USA: Juden protestierten gegen Gaza-Angriff durch Israel

Angesichts der wohl geplanten Bodenoffensive Israels in Gaza, die auf einen brutalen Großangriff der Hamas folgt, gingen in den USA jetzt zahlreiche Juden auf die Straße. Sie demonstrierten gegen einen Krieg. 

Das Flüchtlingslager Rafah im südlichen Gaza-Streifen nach einem israelischen Luftangriff. New Yorker Juden demonstrierten angesichts des Israel-Gaza-Konflikts jetzt für Frieden. (Foto) Suche
Das Flüchtlingslager Rafah im südlichen Gaza-Streifen nach einem israelischen Luftangriff. New Yorker Juden demonstrierten angesichts des Israel-Gaza-Konflikts jetzt für Frieden. Bild: picture alliance/dpa | Abed Rahim Khatib

Bei einem Großangriff der Hamas gegen Israel am 07.10.23 kamen über tausend Israelis auf brutalste Weise ums Leben, zahlreiche wurden zudem als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagiert mit Luftangriffen auf das Palästinensergebiet, bei denen bereits Tausende Menschen zu Tode kamen. Angesichts einer wohl bevorstehenden Bodenoffensive in Gaza musste nun zudem fast die Hälfte der Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens aus ihrer Heimat flüchten. Ereignisse, die viele Juden in den USA jetzt zu einer Demonstration für Frieden bewegte.

Juden in den USA demonstrieren gegen Gaza-Beschießung durch Israel

Der Gazastreifen umfasst eine Fläche von 365 Quadratkilometern, was nur der Hälfte der Fläche Hamburgs entspricht. Das Gebiet ist mit etwa zwei Millionen Einwohnern jedoch extrem dicht besiedelt. Angesichts der bevorstehenden Bodenoffensive Israels befürchten deshalb nun viele massenweise zivile Opfer auf palästinensischer Seite. Juden in den USA gingen aus diesem Grund auf die Straße. Jüdische Gemeindegruppen aus Minnesota versammelten sich jetzt inMinneapolis und forderten eine Deeskalation, humanitäre Hilfe und einen Waffenstillstand im Gazastreifen, wie der US-Sender "Fox9" berichtet.Hunderte Mitglieder der jüdischen Gemeinden aus Minnesota hätten dazu einen offenen Brief unterzeichnet, welcher per Protestmarsch am Montag zum Büro der US-Senatorin Amy Klobuchar gebracht worden sei. Der Marsch sei von den amerikanisch-jüdischen Organisationen Jewish Voice for Peace und IfNotNow gesponsert gewesen.

Auch anderorts kam es in den USA zu Anti-Kriegs-Demonstrationen. Mitglieder des Secret Service hielten laut dpa am Montag Demonstranten fest, nachdem sie während einer Demonstration für einen Waffenstillstand im Gazastreifen in der Nähe des Weißen Hauses in Washington einen Eingang zum Weißen Haus blockiert haben.

Mitglieder des Secret Service halten Demonstranten fest, nachdem sie während einer Demonstration für einen Waffenstillstand im Gazastreifen in der Nähe des Weißen Hauses in Washington einen Eingang zum Weißen Haus blockiert haben. (Foto) Suche
Mitglieder des Secret Service halten Demonstranten fest, nachdem sie während einer Demonstration für einen Waffenstillstand im Gazastreifen in der Nähe des Weißen Hauses in Washington einen Eingang zum Weißen Haus blockiert haben. Bild: picture alliance/dpa/AP | Nathan Howard

Aufnahmen vermeintlicher Anti-Kriegs-Demo New Yorker Juden kursieren im Netz

 

Zudem kursieren im Netz Videos, die nach Angaben der User bei einer Anti-Kriegs-Demo New Yorker Juden entstanden seien. In einem nicht verifizierten Video, das am 14. Oktober auf der Plattform X (vormals Twitter) veröffentlicht wurde, ist ein Protest zu sehen, bei dem gegen die US-Unterstützung Israels bezüglich des Gaza-Angriffs demonstriert wird. Ein Sprecher hält mit den Tränen kämpfend eine Rede und zeichnet ein Bild der Situation in Gaza. "In einem Freiluft-Gefängnis, in dem 2,2 Millionen Menschen leben, wovon fast die Hälfte Kinder sind, gibt es jetzt kein Essen, Wasser, keine Elektrizität und kein Benzin mehr. Und sie werden bombardiert. Über sie wird weißes Phosphor geschüttet. Sie sind gefangen. Das ist Genozid. Das ist Genozid. Als jüdische New Yorker sind wird hier um zu sagen: 'Nicht in unserem Namen!'", sagt er. Das Publikum reagiert mit Applaus.

Die Bezeichnung "Genozid" kam 1944 auf. "Damit war die planmäßige Ermordung der europäischen Juden und anderer Volksgruppen durch die Nationalsozialisten in Deutschland gemeint. Heute gebraucht man das Wort 'Genozid' allgemein für 'Völkermord' und die gezielte Verfolgung von Bevölkerungsgruppen, die sich durch Sprache, Religion und Tradition von anderen unterscheiden", schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung.

Human Rights Watch wirft Israel Weißes-Phosphor-Einsatz vor - Israel weist Vorwürfe von sich

Laut Human Rights Watch (HRW) sei in einem am 11. Oktober gefilmten Video eines israelischen Angriffs auf den Hafen von Gaza-Stadt der Einsatz von weißem Phosphor zu sehen. Der Clip zeigt zweiabgefeuerte Artilleriegranaten und wurde von der "Washington Post" verifiziert. Ob in dem Video jedoch tatsächlich Spuren weißen Phosphors zu sehen sind, ist unklar. Die israelische Armee weist die Vorwürfe von sich. Die Anschuldigungen seien "eindeutig falsch", zitiert das "Handelsblatt"

In weiteren Tweets sind Momente der vermeintlichen Protestaktion in New York zu sehen. "Wenn Sie alle Hoffnung verloren haben: Juden in New York blockieren die Straße vor dem Haus von Senator Chuck Schumer - und fordern ihn auf, den Völkermord an den Palästinensern zu stoppen", schreibt ein User zu einem Bild auf der Plattform X. 

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Palästinenser in Gaza haben kaum Zufluchtsmöglichkeiten laut UN-Nothilfebüro (OCHA)

Die aktuelle Situation in Gaza ist auch für die geflüchteten Palästinenser noch immer gefährlich. Sie sollen nicht viele Zufluchtsmöglichkeiten haben, weil der nur rund 40 Kilometer lange Küstenstreifen vollständig abgeriegelt ist. Ein Drittel der Menschen habe Zuflucht in Gebäuden des UN-Hilfswerk für Palästinenser (UNRWA) gesucht, berichtet das UN-Nothilfebüro (OCHA). Andere kampierten im Freien oder seien bei Freunden und Verwandten im Süden des Gebiets untergekommen.

Krankenhäuser seien mangels Strom und inzwischen auch Treibstoff für Generatoren "am Rande des Zusammenbruchs", wie das Büro berichtete. Das Leben Tausender Patienten sei in Gefahr. Israel liefere zwar wieder Wasser, aber nur vier Prozent der Menge, die im Gazastreifen gebraucht werde. Es drohten Krankheitsausbrüche. 

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/news.de/dpa

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