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Kriebelmücken: 1,2 Millionen Menschen blind nach Stich! Ausbreitung der Insekten befürchtet

Wer schon einmal von einer Kriebelmücke gestochen wurde, weiß, wie schmerzhaft die Stiche sein können. Nun warnen Wissenschaftler vor einer Zunahme der Insekten in Deutschland. Besonders fatal: Die Blutsauger können gefährliche Krankheiten übertragen.

Wissenschaftler befürchten, dass sich Kriebelmücken durch steigende Temperaturen in Deutschland weiter ausbreiten könnten. (Foto) Suche
Wissenschaftler befürchten, dass sich Kriebelmücken durch steigende Temperaturen in Deutschland weiter ausbreiten könnten. Bild: AdobeStock / ViniSouza128

Die Stiche von Kriebelmücken sind äußerst schmerzhaft und können für den Menschen fatale Folgen haben. Nun warnen Wissenschaftler vor einer Zunahme der blutsaugenden Insekten in Deutschland.

Kriebelmücken in Deutschland: Wissenschaftler befürchten enorme Ausbreitung

Kriebelmücken (Simuliidae) sind nur zwei bis sechs Millimeter groß und ähneln harmlosen Stubenfliegen. Weltweit gibt es insgesamt 2.000 Arten, die sich fast alle von Blut ernähren. In Deutschland wurden bisher 57 Kriebelmücken-Arten entdeckt. Eine Studie von Wissenschaftlern der Goethe-Universität und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt könnten Kriebelmücken hierzulande schon bald deutlich häufiger vorkommen. In Folge der globalen Erwärmung könnten sich die Entwicklungszeiten der Insekten verkürzen. Dadurch könnte es zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken kommen, heißt es in der Studie, die im Fachjournal "Science of the Total Environment" veröffentlicht wurde.

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Gefährliche Krankheiten nach Kriebelmücken-Stich

Die schwarzen Insekten gehören zu den "Poolsaugern": Weibliche Tiere raspeln mit scharfen "Zähnchen" die Haut des Wirts auf und nehmen anschließend den sich dort bildenden Blutstropfen zu sich. Durch die von den Mücken in die Wunde eingeleiteten gerinnungshemmenden und betäubenden Substanzen könnten die Stiche schwerwiegende allergische Reaktionen auslösen, erklärte Sven Klimpel von der Universität Frankfurt. "Kriebelmücken sind zudem vektorkompetent, also in der Lage, durch ihren Stich Infektionskrankheiten auslösende Erreger zu übertragen", sagte er weiter.

Der bekannteste durch Kriebelmücken übertragene Erreger sei der auf dem afrikanischen Kontinent heimische Fadenwurm Onchocerca volvulus, der die sogenannte Flussblindheit auslösen könne. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben infolge der Krankheit weltweit bereits mehr als 1,15 Millionen Menschen einen Sehverlust erlitten.

"Besonders aggressives Stechverhalten!" Steigende Temperaturen wirken sich auf Kriebelmücken-Population aus

Anhand von 1.526 Datensätzen aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen haben die Forscherinnen und Forscher die zwölf häufigsten dort heimischen Arten in drei biogeografische Gruppen unterteilt: "Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten", erklärte Mitautorin Sarah Cunze von der Universität Frankfurt. Die Gruppe der Arten mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den Gewässeroberläufen wird aufgrund steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer als potenziell gefährdet eingeschätzt. Tieflandarten hingegen zeichneten sich durch eine höhere Toleranz gegenüber menschengemachten Veränderungen aus und könnten in Zukunft häufiger auftreten. Zu ihnen gehören auch medizinisch bedeutende Arten. Sie zeichnen sich durch ein besonders aggressives Stechverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten häufig in sehr großer Zahl auf. Zukünftige höhere Temperaturen könnten zu verkürzten Entwicklungszeiten, zu mehr Generationen pro Jahr und damit insgesamt zu einem häufigeren Auftreten von Kriebelmücken führen, so Cunze.

In weiteren Arbeiten möchte das Forscherteam durch Labortests klären, inwieweit Kriebelmücken-Arten in der Lage sind, bestimmte Erreger von Infektionskrankheiten unter in Europa herrschenden Bedingungen zu übertragen.

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/news.de/dpa

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