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Gesundheitskosten steigen: Praxisgebühr, Zahnarztbehandlung und Co.: So wollen Experten Ausgaben senken

Um gegen hohe Gesundheitskosten vorzugehen, unterbreiten Experten harte Vorschläge. Sie fordern unter anderem eine Rückkehr zur Praxisgebühr und eine Streichung von Zahnarztbehandlungen für gesetzlich Versicherte.

Aufgrund der Gesundheitskosten schlagen Experten die Wiedereinführung der Praxisgebühr vor (Symbolfoto). (Foto) Suche
Aufgrund der Gesundheitskosten schlagen Experten die Wiedereinführung der Praxisgebühr vor (Symbolfoto). Bild: Adobe Stock/ lenets_tan

Die Kosten für Gesundheitsausgaben erhöhen sich weiter. Laut dem Statistischen Bundesamt waren diese Ausgaben 2021 um 7,5 Prozent gegenüber dem ersten Corona-Jahr 2020 höher. Für das Jahr 2022 rechnet Destatis in der Pressemitteilung mit einem Anstieg von 1,5 Prozent. Aufgrund der höheren Mehrkosten sprechen sich Experten unter anderem für die Rückkehr der Praxisgebühr und mehr Eigenbeteiligung der gesetzlich Krankenversicherten aus.

Experte für Comeback der Praxisgebühr

Der Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am Rheinisch-Westfälischen Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Boris Augurzky sagte gegenüber "Bild" (Dienstagsausgabe): "Die Abschaffung der Praxisgebühr war ein Fehler. Statt der damaligen Praxisgebühr von zehn Euro pro Arztbesuch wäre es besser, zum Beispiel fünf Euro pro Arztbesuch zu nehmen." Ausnahme solle das Abholen von Rezepten sein. Eine Selbstbeteiligung hält er für "fair gegenüber den Beitragszahlern, die derzeit fast die komplette Finanzierungslast schultern." Dadurch würde eine ausgewogenere Lastenverteilung entstehen. Die Praxisgebühr wurde 2012 von der Merkel-Regierung abgeschafft.

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Andere Experten nannten weitere Möglichkeiten, um mehr Geld in das Gesundheitssystem zu bringen. Der Gesundheitsökonom Stefan Greß ist in der "Bild" für eine deutliche Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze. Sie solle schrittweisevon derzeit 62.100 Euro pro Jahr auf 90.600 Euro pro Jahr steigen. Das würde den Kassen pro Jahr "zehn Milliarden Euro bringen", sagt Prof. Greß. Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen forderte zudem eine gehaltsunabhängige Gesundheitspauschale von 250 Euro pro Monat sowie eine Selbstbeteiligung von bis zu 1.000 Euro im Jahr: "Nimmt der Versicherte eine Behandlung in Anspruch, muss er einen Selbstbehalt von 500 Euro aufbringen. Bis 2.000 Euro Behandlungskosten muss der Versicherte hälftig selbst zahlen, ab 2.000 Euro übernehmen die Kassen vollständig." 

Für den Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Andreas Gassen sei es wichtig, dass Ärzte Behandlungen selber steuern dürfen. Eine Möglichkeit dafür seien Wahltarife in der gesetzlichen Krankenversicherung. "Wird bei einer Steuerung Geld gespart, müssen die Beitragszahler davon durch niedrigere Beitragssätze profitieren und die Ärzte diese Steuerung finanziert bekommen", so Gassen. Auch bei den Beiträgen sollte sich nach der Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, etwas ändern. "Schon lange kritisieren wir, dass der Bund nur einen Bruchteil der Kosten für die gesundheitliche Versorgung der Bürgergeldempfangenden übernimmt. Hier macht der Staat sich einen schlanken Fuß und belastet die Beitragszahler jedes Jahr mit Milliarden."

Experte mit hartem Vorschlag: Zahnarztbehandlungen aus Leistungskatalog streichen

Einen harten Vorschlag unterbreitet Prof. Raffelhüschen in Bezug auf die zahnmedizinische Versorgung. "Alle Behandlungen durch Zahnärzte haben im Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen nichts zu suchen. Wer eine Leistung beim Zahnarzt beansprucht (z.B. Kariesbehandlung) hat nicht richtig vorgebeugt." Man müsse darüber nachdenken, planbare Leistungen, unter anderem in der Zahnmedizin, aus der gesetzlichen Krankenversicherung auszugliedern", meint Prof. Günter Neubauer vom Institut für Gesundheitsökonomik.

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