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Deutsche Bahn: "Keine Boni für Faulheit!" Riesen-Wut über Extrazahlungen für DB-Chefs

Die Bonuszahlungen für den Bahn-Vorstand lösten eine heftige Debatte aus. Politiker und Bürger finden die Vergütungen ungerecht. Nun werden neue empörte Forderungen laut. Neben Verzichtsaufrufen wird die Entlassung von Bahn-Chef Lutz gefordert.

Richard Lutz, Vorstandvorsitzender der Deutschen Bahn: Bonuszahlungen an den Bahn-Vorstand lösten eine hitzige Debatte aus. (Foto) Suche
Richard Lutz, Vorstandvorsitzender der Deutschen Bahn: Bonuszahlungen an den Bahn-Vorstand lösten eine hitzige Debatte aus. Bild: picture alliance/dpa | Lando Hass

Viele Fahrgäste sind unzufrieden mit der Deutschen Bahn. Stundenlanges Warten auf den Zug und dann noch Unsummen für die Fahrkarte zahlen zu müssen, regt einige Menschen immer wieder auf. Nun befeuert der marode Krisenfall Bahn den Unmut selbst noch. Die Vorstandsmitglieder sollen Bonuszahlungen in Millionenhöhe bekommen. Rufe nach Verzicht und sogar der Entlassung des Bahn-Chefs Richard Lutz werden nun immer lauter.

Boni für Vorstand der Deutschen Bahn: GDL-Chef Claus Weselsky fordert Entlassung von Richard Lutz

Die Boni regen auch GDL-Chef Claus Weselsky auf."Seit Jahren müssen wir zusehen, wie der Bahnvorstand ein System der skrupellosen Selbstbedienung immer weiter pervertiert und perfektioniert", sagte Weselsky dem "Spiegel". "Trotz miserabler Zahlen macht sich das Management auf Kosten seiner Mitarbeiter die Taschen voll. Die Verkehrspolitiker, egal welcher parteipolitischen Couleur, schauen dabei zu." Deshalb fordert er sogar die Entlassung von Bahn-Chef Richard Lutz, "wenn er nicht selbst die Größe hat, zurückzutreten".Weselsky kritisiert das Management immer wieder und sagte etwa im November: "Nieten in Nadelstreifen, mit Millionengehältern, sitzen im Bahntower, machen sich einen Fetten und haben keine Ahnung, wie man eine Eisenbahn organisiert."

Gewerkschaftschef Weselsky poltert: Bonuszahlungen verschärfen Tarifverhandlungen

Die ausgezahlten Tantiemen verschärfen nach Ansicht der Lokführergewerkschaft die Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn. "Der Tarifkonflikt wird nach dem Bekanntwerden der Boni keineswegs entschärft. Er wird noch härter", sagte GDL-Chef Claus Weselsky dem "Tagesspiegel". Die Konzernspitze habe sich ihre Boni-Regelungen so schreiben lassen, dass die Voraussetzungen immer erfüllt seien.

Zuvor war bekanntgeworden, dass die Bahn, die die Strompreisbremse in Anspruch genommen hatten, ihre zurückgehaltenen rund fünf Millionen Euro Boni auszahlen kann. Bisher galt wegen der staatlichen Hilfe ein Boni-Verbot. Bahn-Chef Richard Lutz etwa wird laut Geschäftsbericht für 2022 einen Bonus von mehr als 1,26 Millionen Euro erhalten. Der Bahn-Aufsichtsrat hat inzwischen ein neues Vergütungssystem beschlossen. Das geht aus Recherchen von WDR, NDR und der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) hervor.

Boni-Debatte: Ricarda Lang findet Vergütungen für Bahn-Vorstand ungerecht

Gerecht findet Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang die Boni nicht. "Die Bahn-Boni mögen rechtlich legitim sein, mit Gerechtigkeit haben sie rein gar nichts zu tun. Gerade in Zeiten, in denen Mitarbeiter streiken müssen, und während der Bahn-Vorstand seine Ziele verfehlt. Das Boni-System muss überarbeitet werden", schrieb sie auf X (vormals Twitter).

Die Vorsitzende der Linken Janine Wissler schrieb dazu auf X: "Knapp 5 Millionen Euro Boni wird den Bahnchefs ausgezahlt. Kleiner Reminder: Ein Bonus wird fällig, wenn ein Unternehmen seine Ziele übererfüllt. Das Bahnnetz ist marode und sanierungsbedürftig, jede zweite Bahn zu spät und das Personal muss für jede Lohnerhöhung streiken."

Lars Klingbeil rät: Bahn-Vorstand sollte auf Boni verzichten

Angesichts der derzeitig schwierigen Lage für viele Menschen rät SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil den Vorständen, auf die Vergütungen zu verzichten. "Selbst wenn das in Verträgen alles klar geregelt ist und da jetzt Kriterien erfüllt werden, muss man sich als Verantwortlicher bei der Bahn schon fragen, ob das gerade das richtige Signal ist", sagte Klingbeil in der Sendung "RTL Direkt". Er würde es begrüßen, wenn der Vorstand die Bonuszahlungen nicht annehme. "Es wäre ein Signal, wo zumindest jeder in der Bevölkerung sagt: Das verstehen wir. Und das sehen wir auch, dass man in Zeiten, wo wir um jeden Cent für die Bahn kämpfen, auch in der Verantwortung bei den Führungsleuten gesagt wird: Wir verzichten jetzt mal auf eine solche Zahlung."

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Heftige Debatte um Bahn-Boni

In den sozialen Medien zeigten sich viele fassungslos ob der geplanten Bonusauszahlungen. "Millionen Boni für die Vorstände - kein Problem. Aber wehe die Lokführer streiken! Die Boni gab es übrigens für "Frauen in Führung und Mitarbeitenden-Zufriedenheit" Keine Satire", schreibt ein Nutzer auf X. "Gerechtigkeit ist, wenn kaum ein Zug pünktlich ist, aber du 5 Millionen Boni bekommst", heißt es in einem weiteren Kommentar. "Wir müssen Topmanager wieder mehr "zu Leistung ermutigen und befähigen"! Leistung muss sich wieder lohnen. Keine Boni für Faulheit", findet die Linken-Politikerin Clara Anne Bünger. "Die Boni der Bahnchefs sollten an die Pünktlichkeit der Züge geknüpft werden und an nichts anderes", meint eine weitere Userin.

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/loc/news.de/dpa

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