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Todesschüsse in Mörfelden-Walldorf: Ahnte das Mordopfer († 38) die Bluttat durch seinen Ex?

Zu dem Blutbad in einer Aldi-Filiale in Mörfelden-Walldorf (Hessen), bei dem eine 38-jährige Kassiererin erschossen wurde, bevor sich der Todesschütze selbst richtete, sickern immer mehr Details durch. Sah das Mordopfer die Tragödie kommen?

In der Aldi-Filiale in Mörfelden-Walldorf, in der ein 48-jähriger Mann eine Kassiererin erschoss und sich anschließend selbst richtete, sicherte die Polizei umfangreich Spuren. (Foto) Suche
In der Aldi-Filiale in Mörfelden-Walldorf, in der ein 48-jähriger Mann eine Kassiererin erschoss und sich anschließend selbst richtete, sicherte die Polizei umfangreich Spuren. Bild: picture alliance/dpa | Boris Roessler

Die Szenen, die sich am Abend des 15. Januar 2024 in einer Aldi-Filiale im hessischen Mörfelden-Walldorf abspielten, sind an Tragik und Grausamkeit kaum zu überbieten. Eine Kassiererin, 38 Jahre jung, wurde gegen 19.15 Uhr Opfer einer Bluttat und vor den Augen der Supermarkt-Kunden, die gerade ihren Einkauf erledigten, von einem 48-jährigen Mann erschossen. Der Todesschütze richtete sich anschließend selbst.

Mord in Aldi-Filiale: Mann (48) erschießt Ex-Partnerin und richtet sich selbst

Nach dem Blutbad im Discounter blieb das Geschäft vorerst geschlossen - "auf Grund der aktuellen Situation", wie auf einem Zettel am Eingang zu lesen war. Im leeren Verkaufsraum brannte am Tag nach den tödlichen Schüssen Licht, in der Glastür waren Risse zu sehen. Vor der Tür des Discounters brennen drei Kerzen, Menschen legen Blumen dazu. Aus den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft kristallisieren sich erste Einzelheiten zur Tat heraus: Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Tat eine gescheiterte Beziehung voranging.

Der 48-Jährige betrat nach bisherigem Ermittlungsstand am Montagabend den Supermarkt und schoss gezielt auf die Frau. Anschließend habe er sich selbst getötet, teilten die Ermittler mit. Für die Aldi-Kassiererin sei jede Hilfe zu spät gekommen. Bei der 38-jährigen Frau und dem 48 Jahre alten mutmaßlichen Täter handele es sich um bulgarische Staatsangehörige.

Verwandte der getöteten Kassiererin melden sich zu Wort: Ahnte die 38-Jährige den Mord?

Am Dienstag, wenige Stunden nach den Todesschüssen im Discounter, steht auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt ein Mann und weint, er sagt, er sei der Bruder der Getöteten. Der 47-Jährige, der auch der "Bild" Rede und Antwort stand, sei aus Belgien angereist, nachdem er von der Tat erfahren habe. Ein weiterer Mann steht ihm tröstend zur Seite. Er sagt, er sei ein guter Bekannter der 38-Jährigen gewesen; die Supermarkt-Mitarbeiterin habe mit dem 48-Jährigen einige Monate eine Beziehung gehabt. Sie sei von dem Mann nach Ende der fünfmonatigen Liaison verfolgt und bedroht worden, er sei auch gewalttätig gewesen. Sie sei in großer Sorge um ihre Sicherheit gewesen und habe ihn angezeigt. "Er hat sie kaputt gemacht", so der Bekannte des Mordopfers gegenüber "Bild". "Er hat sie nicht in Ruhe gelassen. Sie sagte zu mir: 'Irgendwann gehe ich zur Arbeit und komme nicht mehr heim. Der kommt und bringt mich um.'" Nun scheint die düstere Prophezeiung der Bulgarin traurige Realität geworden zu sein.

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Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, Robert Hartmann, sagt dazu, es gebe Hinweise, dass es ein Kontakt- oder Annäherungsverbot gegeben habe, dies werde derzeit abgeklärt. Im Februar sollte vor dem Amtsgericht Groß-Gerau ein Prozess gegen den mutmaßlichen Täter wegen des Vorwurfs von Körperverletzung im Februar 2023 stattfinden.

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Nach der Tat sollen Berichten zufolge die Türen geschlossen worden sein, weshalb Kunden den Markt nicht verlassen konnten. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, es gebe Hinweise auf verschlossene Türen: "Wir prüfen, warum das der Fall war", sagte er. Die Kunden sollen mit Hilfe eines Mannes nach außen gelangt sein, der die Tür von außen eingetreten habe. Der Hessische Rundfunk hatte zuvor darüber berichtet. Kein Kunde wurde verletzt, Polizisten sowie ein Seelsorger übernahmen die Betreuung.

Die Leiche der Frau und die des mutmaßlichen Täters sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft vermutlich am 17. Januar obduziert werden. Dabei soll unter anderem herausgefunden werden, von wie vielen Schüssen die Frau getroffen wurde. In dem Discounter wurden mehrere Patronenhülsen gefunden. Einen Waffenschein hatte der 48-Jährige den Angaben zufolge nicht. Die Ermittlungen sollen nun auch klären, wie er an die Schusswaffe gelangte.

Solche Gewaltverbrechen werden auch als Femizid bezeichnet. Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden - also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner.

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Eine ähnliche Tat ereignete sich am 7. Juni 2022 in einem Discounter im nordhessischen Schwalmstadt (Schwalm-Eder-Kreis). Ein 58-Jähriger tötete damals eine 53 Jahre alte Frau und sich selbst. Die beiden sollen zuvor von November 2021 bis Februar 2022 eine Beziehung gehabt haben. In der Nacht vor der Tat hatte die Polizei dem Mann in der Wohnung des Opfers einen Platzverweis erteilt. Noch am Tattag hatte die Frau vormittags Anzeige wegen Körperverletzung, Nötigung und Nachstellung gegen ihren Ex-Partner erstattet. Nur wenige Stunden später fielen die tödlichen Schüsse in dem Discountermarkt im Stadtteil Treysa. Als Motiv vermuteten die Ermittler die Trennung.

2019 tötete in Frankfurt vor einem Supermarkt ein Mann seine frühere Lebensgefährtin mit 33 Messerstichen. Der Mann mit schwedischer Staatsangehörigkeit wurde 2023 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die beiden hatten das 20 Zentimeter lange Messer kurz vor der Tat gemeinsam in dem Supermarkt in Frankfurt-Bornheim gekauft. Nach eigenen Angaben wollte sich der Mann damit zunächst selbst töten. Plötzlich richtete er die Waffe jedoch gegen die von ihm getrennt lebende Frau.

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/news.de/dpa

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