Von news.de-Redakteurin Julia Zahnweh - Uhr

Medikamentensucht bei Promis: Legal eingeworfen

Früher nahmen Stars Drogen wie Kokain oder Heroin. Spätestens seit Michael Jacksons Tod wissen wir, dass es heute Cocktails aus legalen Medikamenten sind. Ob Anna Nicole Smith, Paris Hilton oder Robbie Williams - die Liste der prominenten Süchtigen ist lang.

Kamen nicht von den Medikamenten los: Heath Ledger, Anna Nicole Smith und Michael Jackson. (Foto) Suche
Kamen nicht von den Medikamenten los: Heath Ledger, Anna Nicole Smith und Michael Jackson. Bild: dpa

Jahrelang sollen Ärzte Michael Jackson eine Vielzahl von verschiedenen Medikamenten verschrieben haben. Er soll sie geradezu angebettelt haben, ihm Schmerzmittel zu geben. Auch über Angestellte und mithilfe mehrerer Pseudonyme soll er an die Medikamente gekommen sein. Sogar Debbie Rowe, die Ex-Frau von Jackson und die ehemalige Assistentin seines Hautarztes Dr. Arnold Klein, habe ihm angeblich Medikamente gespritzt. Klein sagte in einem Interview nach Jacksons Tod: «Was auch immer er verlangte, bekam er.»

Dem süchtigen Jackson hat es am Ende nicht mehr gereicht, Tabletten einzunehmen, er ließ sich die Mittel intravenös spritzen. «Jacksons Körper war ein regelrechtes Nadelkissen, als er starb. Wer auch immer ihm die Medikamente verabreichte, wusste genau, dass er einen Abhängigen in einem schrecklichen Zustand behandelte», verriet ein Insider der britischen Sun. Jacksons Kindermädchen Grace Rwaramba sagte der Sunday Times, dass sie ihrem Chef regelmäßig den Magen hat auspumpen müssen, da er zu viele verschiedene Medikamente auf einmal genommen hatte.

Dass die Einnahme eines Medikamentencocktails tödlich enden kann, haben der Schauspieler Heath Ledger und das Model Anna Nicole Smith bewiesen. Letztere hatte neun verschiedene Medikamente in ihrem Blut als sie starb – darunter Schlafmittel und Appetitzügler. Das Ex-Model, das 1994 durch ihre Hochzeit mit dem 89-jährigen Milliardär J. Howard Marshall weltweit bekannt wurde, hatte vor ihrem Tod 2007 jahrelang mit ihrer Medikamentensucht zu kämpfen. In der Öffentlichkeit fiel sie dadurch oft mit bizzaren Auftritte auf.

Der Tod von Anna Nicole Smith brachte das Thema Medikamentensucht erstmals auf den öffentlichen Plan. Ihr Tod veranlasste Robbie Williams dazu, eine Entziehungskur in Angriff zu nehmen. Neben Anti-Depressiva und Schmerzmittel soll er 26 doppelte Espressi, 60 Zigaretten und 20 Dosen Red Bull am Tag konsumiert haben. Angeblich ist der britische Sänger schon einige Zeit wieder clean und arbeitet an seinem Comeback.

Heath Ledger hatte sechs verschiedene Medikamente im Blut, als er 2008 starb. Darunter Mittel gegen Angstzustände, Schmerzen und Schlafstörungen. In einem Interview kurz vor seinem Tod hatte der Schauspieler zugegeben, während den Dreharbeiten zu seinem letzten Film Dark Knight das Schlafmittel Ambien genommen zu haben. Er habe wegen seiner Rolle des «psychopathischen, mordenden, schizophrenen Clowns» Joker nachts nicht mehr schlafen können.

Viele Promis greifen selten bewusst zu Medikamenten. Oft sind es wie in Ledgers Fall Schlafstörungen, die sie mit Pillen bekämpfen wollen oder auch die Folgen von Schönheitsoperationen. So etwa Jamie Lee Curtis, die erst vor kurzem zugab, früher von Morphium abhängig gewesen zu sein. Mit 35 Jahren hatte sich die Schauspielerin einer Schönheits-OP an den Augen unterzogen und wurde danach abhängig. «Das Morphium wurde zu einem warmen Bad, in dem ich die schmerzhafte Realität verlassen konnte», sagte Curtis rückblickend.

Die 50-Jährige ist heute froh, ihre Sucht besiegt zu haben: «Die Überwindung meiner Medikamentenabhängigkeit ist die größte Leistung meines Lebens. Es ist harte Arbeit – harte, schmerzhafte Arbeit.»

Paris Hilton hat schon mehrmals öffentlich zugegeben, das Amphetamin Adderall zu nehmen – wegen ihrer Konzentrationsschwäche. Das it-Girl ist das Paradebeispiel dafür, wie offen und selbstverständlich mit legalen Drogen in Hollywood umgegangen wird. «Ich nehme keine Drogen» sagte sie in der Show von Talkmaster Larry King.

Mit den Medikamenten versuchen die Stars ähnlich wie die Normalbürger, die süchtig sind, ihrem Leben zu entkommen und ihren Schmerz zu betäuben. Auf den Prominenten lastet täglich ein wahnsinniger Druck: Sie müssen immer gut aussehen, erfolgreich und zu jedem nett sein. Das die Wenigsten diesem Druck standhalten können, ist nur menschlich.

Doch Hollywood wäre nicht Hollywood, wenn es nicht wüsste, die Medikamentensucht seiner Stars gut zu vermarkten. Einer Drogensucht folgt eine Entziehungskur, eine Art öffentliche Läuterung des Prominenten. Sie geben zu, Mittel genommen zu haben, versprechen Besserung und hoffen auf das Mitleid ihrer Fans, das diese wieder dazu veranlasst in ihren nächsten Film zu gehen oder ihr neues Album zu kaufen. Gerade durch die Drogensucht steigt der Marktwert eines Promis.

Drogensüchtige hat es unter den Celebrities schon immer gegeben, doch der neue Trend zur legalen Droge und die Vielzahl der Abhängigen ist besorgniserregend. Es ist zu hoffen, dass der Fall Michael Jackson seine prominenten Kollegen aufgeweckt hat. Oder zumindest ihre Ärzte, die ihnen oft verantwortungslos Medikamente verschreiben.

ped/news.de/dpa

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