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"Du und ich und der Sommer": Dieser verbotene TikTok-Bestseller macht Putin wütend

Ein Buch hat es geschafft, die russischen Behörden zu erzürnen. "Du und ich und der Sommer" wurde in Russland verboten. Die Liebesgeschichte zweier Pioniere in einem sowjetischen Ferienlager trotzt dem Verbot und wurde zum Bestseller.

Der Roman "Du und ich und der Sommer" wurde in Russland verboten. (Foto) Suche
Der Roman "Du und ich und der Sommer" wurde in Russland verboten. Bild: Adobe Stock/ BillionPhotos.com

In Russland einer sexuellen Minderheit anzugehören, ist seit dem 30. November 2023 noch gefährlicher geworden. Der Oberste russische Gerichtshof hat die internationale LGBTQ-Bewegung als "extremistisch" eingestuft. Die Behörden gehen seitdem noch härter vor und stufen selbst eine homosexuelle Liebesgeschichte als "LGBTQ-Propaganda" ein. Genau das ist dem russisch-ukrainischen Autorinnen-Duo des Buches "Du und ich und der Sommer" passiert. Das Buch wurde verboten, nachdem es in Russland zum Bestseller avancierte. Der Coming-of-Age-Roman zeigt eindringlich, was Homophobie damals in der Sowjetunion angerichtet hat. Gleichzeitig sendet er eine wichtige Botschaft: Menschlichkeit für alle.

"Du und ich und der Sommer": Diese Botschaft steckt hinter dem verbotenen TikTok-Hit

In dem Roman verlieben sich Wolodja und Jura in einem Ferienlager in Charkiw ineinander. Wenn das moderne Russland bis in Teilen der Gesellschaft von Homophobie durchzogen ist, schafft es ein Buch wie "Du und ich und der Sommer" ein wenig Menschlichkeit zu vermitteln. Jedenfalls kommt das auf den Seiten immer wieder durch. "Am Beispiel der Hauptfigur Jura wollten wir zeigen, dass man sich selbst immer treu bleiben und auf der Grundlage des Humanismus leben sollte, nicht auf der Grundlage falscher Regeln, die zu kritisieren verboten ist", sagten die beiden Autorinnen Katerina Silwanowa und Elena Malisowa im news.de-Interview. Diese Botschaft verbreitete sich durch TikTok in Russland und über die Landesgrenzen hinaus. Der Erfolg habe gezeigt, "dass das, was wirklich wichtig ist, nicht unsere Unterschiede sind, sondern das, was wir gemeinsam haben: Mitgefühl und Empathie für die Menschen, auch für die, die nicht so sind wie wir, die Fähigkeit, offen zu sein und die Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, die Bedeutung der Rolle von wahrer Liebe und Freundschaft im Leben, der Wunsch nach Frieden".

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Gerade im Kontext der LGBTQ-Restriktionen in Russland, könnte man das Buch als politische Kritik sehen. Darum ging es den Autorinnen aber nicht. Sie wollten nur die Geschichte von Jura und Wolodja schreiben. "Wir haben uns diese Geschichte ausgedacht, als wir beide eine ziemlich schwierige Phase in unserem Leben durchmachten - wir waren furchtbar müde in unseren Jobs und sahen einen grauen, kalten Winter vor unseren Fenstern. Wir wollten einfach nur weg von all dem und in die warme Atmosphäre des Sommers eintauchen, um über Freundschaft und aufrichtige junge Liebe zu lesen." Also haben sie sich ihre eigene Sommergeschichte, vollgepackt mit liebenswerten Figuren. Zudem zeichnen beide den inneren und äußeren Konflikt der beiden Hauptcharaktere auf berührende Weise nach. Besonders Wolodja hat mit dem starren Konstrukt der Gesellschaft und seinen inneren Gefühlen zu kämpfen. "Ein sowjetischer junger Mann, den die Gesellschaft zu einer Schablonenfigur vom Fließband machen will, ihm eine Pionierkrawatte anzieht und ihn den Kommunismus grüßen lässt, spürt plötzlich, wie in ihm verbotene Gefühle für einen anderen Mann erwachen", erklären die Autorinnen. 2016 begannen sie ihren Roman zu schreiben und recherchierten dafür intensiv über Homophobie in der Sowjetunion und befragten Familienmitglieder über das Leben in den 1980er-Jahren. Zwischen den Zeilen kann eine gewisse politische Haltung durchkommen, sagten die Autorinnen. "Wir sind nicht der Meinung, dass Literatur unbedingt einem Thema oder einem Trend folgen sollte. [...] "Wir glauben, dass er oder sie über das schreiben sollte, was für ihn oder sie in erster Linie wichtig ist. Und der politische Kontext selbst und die Haltung dazu tauchen in jedem Werk auf die eine oder andere Weise auf, zumindest zwischen den Zeilen."

Das Buch erschien 2021 in Russland unter dem Originaltitel "Sommer im Pionierhalstuch". Am 28. Februar erschien der Roman unter dem Titel "Du und ich und der Sommer" bei Blanvalet.

Titel: "Du und ich und der Sommer"

Autoren: Katerina Silwanowa; Elena Malisowa
Verlag: Blanvalet, 2024
Seitenzahl, Buchart: 512, Hardcover
Preis: 22 Euro
ISBN: 978-3-7645-0223-8

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