Von news.de-Redakteurin Mandy Hannemann - Uhr

«Ich bin ich und du bist du!»: Geschichten vom Anderssein

Kinder sind neugierig, vor allem wenn sie auf Ungewohntes treffen. Damit umzugehen, müssen sie selbst lernen. Helfen können Eltern trotzdem - beispielsweise indem sie vorlesen. Ich bin ich und du bist du! bietet dafür tolle Geschichten.

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Kinder sollten alle Chancen bekommen, um glücklich groß zu werden. Doch nicht immer stimmen die Voraussetzungen - vor allem nicht, wenn Kinder anders sind. Ob es eine Behinderung ist, sich eine Familien nicht die teuerste Kleidung leisten kann, der Nachwuchs ein wenig pummelig ist oder wenn Kinder von einem Elternteil allein erzogen werden.

Mit diesen abstrakten Begriffen können Kindern nicht immer etwas anfangen. Doch sie spüren, dass ihre Umwelt nicht dem Gewohnten entspricht. Und genau darum geht es in den Geschichten von Elisabeth Zöller und Brigitte Kolloch im Buch Ich bin ich und du bist du!

Da ist beispielsweise Doro mit dem Downsyndrom, die am liebsten tanzt und mit ihrer Begeisterung die anderen Kinder im Kindergarten manchmal ganz schön überrascht. Und da ist Paul, der am liebsten so cool wäre wie Max, denn alle wollen Max' Freunde sein. Doch der ist eigentlich überhaupt nicht zu beneiden.

Das Leben von Kevin dagegen ist ein heilloses Durcheinander. Ständig kommt er zu spät in den Kindergarten, manchmal hat er nicht einmal etwas zu essen dabei. Doch die Kindern helfen ihm, statt ihn auszugrenzen. Ganz anders ist das allerdings bei Vincent. Denn weil der keine Markenklamotten trägt, lachen die Kinder über ihn - bis er behauptet, sein arbeitsloser Papa wäre ein großer Räuber.

Lesen als Familienritual

Die insgesamt sieben Geschichten in Ich bin ich und du bist du! zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie alltäglich sind. Von vielen Erwachsenen werden die Ereignisse darin kaum mehr wahrgenommen. Doch für Kinder sind sie oft ungewohnt. Wie sie reagieren, hängt davon, wie die Eltern mit solchen Situationen umgehen. Ein Grund mehr, das Nachwort von Dr. Anne Bischoff, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotheroapie, schon zu lesen, bevor man seinen Kindern die Geschichten erzählt.

Die wiederum sind kurz und bildreich gehalten. Nur wenige Minuten dauert es, sie vorzulesen, selbst wenn sich die Vorleser richtig ins Erzählen hineinknien. Die einfachen, aber liebevollen Illustrationen von Miriam Kordes runden die Begebenheiten wunderbar ab. Damit eignen sich die Erzählungen prima für kleine Familienrituale: für eine Vorleserunde am Sonntagnachmittag, als kleine Gute-Nacht-Geschichte oder aber als Übung für Leseanfänger.

Vor allem aber ist das Buch ein schönes Plädoyer, sich selbst im hektischsten Alltag ein paar Minuten ganz bewusst für die Kinder zu nehmen, mit ihnen eine familiäre Identität zu entwickeln. Sich ihre Sorgen anzuhören, mit ihnen zu reden und gemeinsam mit ihnen nach Lösungen für ihre Probleme zu suchen. Damit sie lernen, Ängste zu überwinden und erfahren, dass Anderssein nichts schlechtes ist.

Titel: Ich bin ich und du bist du!
Autoren: Elisabeth Zöller, Brigitte kolloch
Illustration: Miriam Cordes
Verlag: Heinrich Ellermann Verlag
Seitenzahl: 31 Seiten
Preis: 8,95 Euro
Erscheinungsdatum: August 2009
Weiterlesen: Kleine Kuschelgeschichten zum Vorlesen, Ich will mutig sein

ham/news.de

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