Von news.de-Mitarbeiterin Anwen Roberts - Uhr

Körpersprache: Was das Aussehen verrät

Lässt sich nur vom äußeren Erscheinungsbild eines Fremden auf dessen Charakter schließen? Dass Aussehen und Persönlichkeit unmittelbar zusammenhängen, galt lange als küchenpsychologische Halbwahrheit. Nun scheint eine Studie genau das zu bestätigen.

Lassen sich anhand eines Fotos Rückschlüsse auf den Charakter der abgebildeten Person ziehen? Eine neue Studie legt genau dies nahe. (Foto) Suche
Lassen sich anhand eines Fotos Rückschlüsse auf den Charakter der abgebildeten Person ziehen? Eine neue Studie legt genau dies nahe. Bild: dpa

Charakterzüge wie Selbstbewusstsein, Extrovertiertheit und Religiosität lassen sich sogar auf Fotos von Unbekannten recht genau ausmachen, so das Ergebnis einer Studie von Laura Naumann, Psychologin an der Universität Berkeley in Kalifornien.

In ihrer Studie sollten Teilnehmer jeweils zwei Ganzkörper-Fotos von 123 ihnen unbekannten Personen in Bezug auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale beurteilen. Je ein Bild zeigte das Subjekt mit neutralem Gesichtsausdruck und kontrollierter Pose, das zweite eine selbst gewählte, natürliche Pose.

Die Probanden bewerteten dann in zwei Durchläufen die Bilder auf jeweils zehn Eigenschaften der abgebildeten Personen, die sie allesamt zuvor noch nie gesehen hatten: Extrovertiertheit, Umgänglichkeit, Gewissenhaftigkeit, emotionale Stabilität, Offenheit, Liebenswürdigkeit, Selbstbewusstsein, Einsamkeit, Religiosität und politische Orientierung.

Verglichen mit dem tatsächlichen Persönlichkeitsprofil der Fotomodelle – zusammengestellt aus einer Selbsteinschätzung und den Aussagen von drei weiteren guten Bekannten, einem Standardverfahren der Persönlichkeitsforschung – waren die Fremdeinschätzungen in vielen Punkten erstaunlich akkurat.

Wie selbstbewusst und extrovertiert die fotografierten Personen waren, haben die Studienteilnehmer schon in der ersten Runde meist richtig eingeschätzt – diese zwei Merkmale konnten anhand von Fotos selbst bei neutraler Körperhaltung und Mimik gut erkannt werden.

Der erste Eindruck entscheidet

Erst in der zweiten Runde, bei den Fotos mit individuellem Ausdruck und Haltung, wurden aber auch die Urteile zu den anderen acht Merkmalen akkurater. Bei den Fotos, auf denen die Testcharaktere mit einem Lächeln oder einer dynamischen Körperhaltung zu sehen waren, lagen die Teilnehmer im Schnitt bei neun von zehn bewerteten Wesensmerkmalen richtig. Während einige Charakterzüge also in beiden Posen sichtbar waren, war insgesamt die spontane Pose aufschlussreicher.

Die Studie legt nahe, dass allein unser körperliches Erscheinungsbild wichtige Signale über unseren Charakter sendet. «Wie vermutet, dient das Aussehen als ein Kanal, durch den sich Persönlichkeit manifestiert», schreiben die Autoren in der Dezember-Ausgabe des Personality and Social Psychology Bulletin. Ihre Ergebnisse aus der Untersuchung vielfältiger Charaktermerkmale auf den Ganzkörperfotos lassen schließen, dass das Aussehen eine wichtigere Rolle bei der Beurteilung von Persönlichkeiten spielt als zuvor angenommen, so die Studienautoren. Dieses Urteil würde vor allem binnen weniger Sekunden gefällt - der erste Eindruck sei tatsächlich entscheidend.

«In einer von Social Media dominierten Zeit sind persönliche Fotos allgegenwärtig - da wird es immer wichtiger zu verstehen, auf welche Weisen unser Aussehen diese Eigenschaften kommuniziert», sagt Laura Naumann. Denn die Darstellung, die man auf privaten Fotos wählt, habe wichtige Auswirkungen auf das berufliche und soziale Leben, glaubt die Psychologin - man könnte über das eigene Foto sogar das Bild, das sich andere von einem selbst machen sollen, maßgeblich manipulieren.

Gesund, gepflegt und stilvoll

«Dass Menschen über andere auf der Basis von sehr wenigen Informationen urteilen, wussten wir schon länger», sagt Samuel Gosling, Koautor der Studie von der University of Texas. «Erstaunlich ist aber an diesen Ergebnissen, dass so viele einen wahren Kern enthalten, selbst auf der Grundlage eines einfachen Fotos.» Die Methode sei alles andere als treffsicher, betont Gosling. Doch auch die Unsicherheiten ließen interessante Schlüsse hinsichtlich der Quelle von Fehlbeurteilungen zu.

Naumann empfiehlt, diese Erkenntnisse auch zur Verbesserung des ersten Eindrucks gezielt einzusetzen, sei es um bestehende Eigenschaften optisch zu verstärken oder sogar um ganz anderes persönliches Image aufzubauen. Beispielsweise sei ein freundlicher Gesichtsausdruck oder eine entspannte Körperhaltung wichtig, um gesellig und extrovertiert zu erscheinen.

So lächeln extrovertierte Personen häufiger, nehmen eine entspannte Körperhaltung ein und wirken generell «gesund, gepflegt und stilvoll», heißt es in der Studie. Der gewünschte Umkehrschluss: Wer auf seinem Foto lächelt und entspannt ist, muss eine angenehme, extrovertierte Person sein.

car/kat/news.de

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