Nach Merz' Kriegsverbrecher-Klartext: Wladimir Putin droht mit militärischer Eskalation - und platziert Selenskyj-Köder

Dass ihn Friedrich Merz als "Kriegsverbrecher" an den Pranger stellte, hat Wladimir Putin neue Drohungen entfahren lassen. Während seiner China-Reise versuchte der Kreml-Chef zudem, den ukrainischen Präsidenten Selenskyj nach Moskau zu locken.

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Dass ihn Bundeskanzler Friedrich Merz als Kriegsverbrecher an den Pranger stellte, veranlasste Wladimir Putin zu einer offiziellen Reaktion - zugleich warf der Kreml-Chef den Köder aus, um Wolodymyr Selenskyj nach Moskau zu locken. (Foto) Suche
Dass ihn Bundeskanzler Friedrich Merz als Kriegsverbrecher an den Pranger stellte, veranlasste Wladimir Putin zu einer offiziellen Reaktion - zugleich warf der Kreml-Chef den Köder aus, um Wolodymyr Selenskyj nach Moskau zu locken. Bild: picture alliance/dpa/Pool Reuters | Maxim Shemetov

Spätestens seit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 steht Wladimir Putin international unter Beschuss. Alle Bemühungen der westlichen Welt, den Kreml-Chef zum Ende des Angriffskrieges auf das russische Nachbarland zu bewegen, schlugen bislang fehl. Umso deutlicher wird Wladimir Putin für seinen Kriegs-Wahn kritisiert - zuletzt von Bundeskanzler Friedrich Merz, der Putin im Sommerinterview bei Sat.1 offen als "Kriegsverbrecher" bezeichnete. Eine Aussage, die im Kreml für Empörung sorgte, wie an Reaktionen von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow und Wladimir Putin selbst abzulesen ist.

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So reagiert Wladimir Putin auf Friedrich Merz' "Kriegsverbrecher"-Aussage

Die russische Führung reagierte scharf auf Bundeskanzler Friedrich Merz' Bezeichnung Putins als "vielleicht schwersten Kriegsverbrecher unserer Zeit". Kremlsprecher Dmitri Peskow wies die Äußerungen während Putins China-Reise zurück und sagte: "Merz hat sich in den letzten Stunden sehr viele ungute Äußerungen erlaubt. Seine Meinung kann man zum gegenwärtigen Moment wohl kaum berücksichtigen." Russische Medien berichteten ebenfalls über diese Moskauer Reaktion, viele umgingen aber das Wort Kriegsverbrecher. Wladimir Putin selbst nannte die Anschuldigungen einen "erfolglosen Versuch, die Verantwortung für die Tragödie in der Ukraine von sich abzuwälzen". Er verwies auf den Umsturz in Kiew 2014, den er als eigentliche Ursache aller folgenden Ereignisse bezeichnete.

Bundeskanzler Merz rechnet in TV-Interview mit "Kriegsverbrecher" Putin ab

Der Bundeskanzler hatte im Sat.1-Interview mit ":newstime" betont, Nachgiebigkeit gegenüber Kriegsverbrechern sei fehl am Platz. Gegen Putin, den Merz als "vielleicht schwersten Kriegsverbrecher unserer Zeit" betitelte, liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vor - wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine, in der Putin seit mehr seit dreieinhalb Jahren einen Angriffskrieg führt. Russland weist den Vorwurf der Kriegsverbrechen kategorisch zurück und betont, dass die "militärische Spezialoperation", wie der Kreml den Überfall offiziell nennt, unter anderem dem Schutz der russischsprachigen Bevölkerung in dem Land diene. Die Ukraine wirft Russland Tausende von Kriegsverbrechen vor.

Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg bislang erfolglos - Wladimir Putin bombt weiter

Internationale Bemühungen wie beispielsweise durch US-Präsident Donald Trump zum Ende des Ukraine-Krieges ließen Wladimir Putin indes stets kalt, auch wenn sich der russische Präsident Verhandlungen gegenüber offen zeigte - und Augenblicke später seine Luftangriffe auf die Ukraine intensivierte. Zum Abschluss seines viertägigen China-Aufenthalts in Peking erging sich Wladimir Putin nun erneut bei einer im Staatsfernsehen übertragenen Pressekonferenz in Beteuerungen, einer politischen Lösung des Ukraine-Krieges gegenüber aufgeschlossen zu sein - unter der Bedingung, dass Kiew und der Westen Vernunft walten lassen. Dabei warnte der russische Präsident jedoch vor militärischen Konsequenzen: "Der Konflikt in der Ukraine kann enden, wenn es gesunden Menschenverstand gibt. Wenn nicht, werden wir unsere Ziele mit militärischen Mitteln erreichen müssen."

Putin will Wolodymyr Selenskyj für Friedensgespräche nach Moskau locken - und droht mit militärischer Eskalation

Ein direktes Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj schloss Putin nicht aus, stellte jedoch die Bedingung, Selenskyj solle sich in Moskau am Verhandlungstisch einfinden. "Ich habe ein Treffen mit Selenskyj nie ausgeschlossen", erklärte er. Allerdings stellte er die Sinnhaftigkeit eines solchen Zusammentreffens infrage. Bei seinem China-Besuch präzisierte Putin seine Position: Selenskyj könne nach Moskau kommen, sofern die Aussicht auf ein positives Resultat bestehe. Der Kremlchef verwies dabei auf ein Gespräch mit US-Präsident Donald Trump, der um die Organisation eines solchen Treffens gebeten habe. "Donald hat mich gebeten, wenn möglich, ein solches Treffen zu organisieren. Ich habe gesagt: Ja, das ist möglich. Schlussendlich kann Selenskyj, wenn er bereit ist, nach Moskau kommen - ein solches Treffen wird stattfinden", sagte Putin, der sich erstmals vor der Presse äußerte seit seinem Gipfel mit Trump in Alaska Mitte August.

Putin-Vertraute Sacharowa spottet über deutsche Wirtschaftsschwäche

Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa konterte Merz' Forderung nach einer wirtschaftlichen Auszehrung Russlands mit beißendem Spott. Sie bezweifelte Deutschlands Fähigkeit, ein solches Ziel zu erreichen: "Der Erschöpfende ist dem nicht gewachsen, Herr Merz."

Moskau nutzt regelmäßig die deutsche Wirtschaftskrise als Angriffspunkt gegen Berlin. Der Wegfall günstiger russischer Energielieferungen wie Öl und Gas wird dabei als selbstverschuldete Schwächung der deutschen Wirtschaft dargestellt.

Merz hatte sich für Strafzölle gegen Staaten ausgesprochen, die weiterhin Handel mit Russland treiben - insbesondere China und Indien. Diese Länder haben ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Moskau seit Kriegsbeginn teilweise sogar ausgebaut.

Putin sieht "Licht am Ende des Tunnels"

Trotz seiner harten Linie zeigte sich Wladimir Putin zuversichtlich über mögliche Fortschritte. Er sprach von einem "Licht am Ende des Tunnels" und signalisierte Bereitschaft, das Niveau künftiger Verhandlungen anzuheben. "Wenn es notwendig ist, das Niveau der Vertretergruppe zu erhöhen, sind wir dazu bereit", erklärte er, ohne konkrete Namen zu nennen. Der russische Präsident behauptete, seine Streitkräfte würden an allen Fronten vorrücken, während die Ukraine aufgrund schwindender Ressourcen Schwierigkeiten habe, größere Offensiven durchzuführen. Putin bestätigte zudem, dass seine Einladung an Trump zu einem Russland-Besuch weiterhin gültig sei. Konkrete Vorbereitungen für ein solches Treffen gebe es allerdings noch nicht.

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/news.de/dpa/stg

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