Bundeswehr-Generalinspekteur warnt: Putin-Angriff auf Nato binnen weniger Jahre realistisch

Die Warnung des Bundeswehr-Generalinspekteurs ist eindeutig: Der Einschätzung von Carsten Breuer zufolge muss die Nato innerhalb der nächsten vier Jahre mit einem russischen Angriff rechnen. Die Vorzeichen für Putins Krieg sind schon jetzt erkennbar.

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Einschätzungen von Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer zufolge sind die Vorzeichen für Wladimir Putins nächsten großen Krieg gegen die Nato nicht zu übersehen. (Foto) Suche
Einschätzungen von Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer zufolge sind die Vorzeichen für Wladimir Putins nächsten großen Krieg gegen die Nato nicht zu übersehen. Bild: picture alliance/dpa/Planet Pix via ZUMA Press Wire | Kristina Kormilitsyna
  • Putin-Angriff auf die Nato schon in wenigen Jahren realistisch
  • Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer rechnet mit russischer Attacke binnen vier Jahren
  • Russische Panzer-Produktion massiv aufgestockt - bereitet Putin aktiv seinen nächsten Krieg vor?

Seit Ende Februar 2022 führt Wladimir Putin seinen verheerenden Angriffskrieg auf die Ukraine, ein Ende der Gefechte ist bis heute nicht in Sicht, auch wenn die Ukraine dem russischen Aggressor zuletzt einen empfindlichen Rückschlag verbunden mit heftigen Verlusten zufügte. Dass Wladimir Putin sich jedoch einzig und allein auf seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschränken wird, halten Militär-Experten für ausgeschlossen. Vielmehr ist die Warnung eindeutig: Bereits im Laufe der kommenden Jahre müssen sich die Nato-Staaten ernsthaft auf einen russischen Angriff vorbereiten.

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Eindringliche Warnung vor Putin-Angriff auf die Nato in wenigen Jahren

Einer, der diese eindringliche Warnung bereits mehrfach vorgetragen hat, ist Carsten Breuer, seines Zeichens Generalinspekteur der Bundesweg. In einem Interview mit der britischen BBC betonte der ranghöchste Soldat der Bundeswehr nun erneut, wie massiv die Nato aufgrund der wachsenden Gefahr aus Russland unter Zugzwang sei. Am Rande des Shangri-la-Dialogs in Singapur bezeichnete Carsten Breuer die Bedrohung durch Russland als "sehr ernst" - dem Bundeswehr-Generalinspekteur zufolge liege eine Situation vor, die er in seinen 40 Dienstjahren noch nie erlebt habe.

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Bundeswehr-Generalinspekteur schlägt Alarm: Putin bereitet Nato-Angriff bis 2029 vor

Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer legt sich fest: Binnen weniger Jahre muss die Nato mit einem russischen Angriff rechnen. (Foto) Suche
Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer legt sich fest: Binnen weniger Jahre muss die Nato mit einem russischen Angriff rechnen. Bild: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire | Wiktor Dabkowski

Dass Russland bereits 2029 in der Lage sein könnte, die Nato anzugreifen, sei die übereinstimmende Analyse westlicher Nachrichtendienste. Breuer verwies auf die russische Rüstungsproduktion. Panzer und Artillerie gingen zwar an die Front gegen die Ukraine, aber auch in Depots oder zu Einheiten etwa im westlichen Militärbezirk. "Nimmt man die aggressiven Äußerungen von Präsident Wladimir Putin und seinem Umfeld zu dieser militärischen Aufrüstung hinzu, erkennt man einen Plan, der nicht in der Ukraine endet. Daher die Warnung", so der ranghöchste Bundeswehr-Soldat.

Nato-Staaten im Visier von Putin: Russland-Angriffe auf Baltikum am wahrscheinlichsten

Besonders die baltischen Staaten sieht Carsten Breuer als massiv gefährdet an. Russland baue seine Streitkräfte in "enormem Ausmaß" auf und könnte bereits 2029 oder sogar früher zu einem Angriff auf Nato-Mitglieder im Baltikum bereit sein. "Wir müssen bis 2029 bereit sein", betonte der Bundeswehr-Generalinspekteur. Auf die Frage, ob ein Angriff nicht auch früher erfolgen könnte, antwortete er: "Wir müssen in der Lage sein, heute Nacht zu kämpfen."

Dabei identifizierte Breuer den sogenannten Suwalki-Korridor als eines der verwundbarsten Gebiete. Dieses Grenzgebiet zwischen Litauen, Polen, Russland und Belarus gilt als strategisch kritisch für die Verteidigung der baltischen Staaten. "Die baltischen Staaten sind wirklich den Russen ausgesetzt", erklärte Breuer. Die unterschiedliche Wahrnehmung der russischen Bedrohung in Europa verdeutlichte er mit einem Vergleich: Die Esten hätten die Analogie eines nahegelegenen Waldbrands verwendet, bei dem sie "die Hitze spüren, die Flammen sehen und den Rauch riechen". In Deutschland hingegen sehe man "wahrscheinlich ein bisschen Rauch am Horizont und nicht mehr". Diese unterschiedlichen Perspektiven zeigten, wie verschieden europäische Staaten die Gefahr eines möglichen russischen Angriffs einschätzen. Die geografische Nähe zu Russland präge das Bedrohungsempfinden der baltischen Länder erheblich stärker als in westeuropäischen Nato-Mitgliedern.

Wladimir Putin baut Panzer-Produktion massiv aus - Vorzeichen für Nato-Angriff?

Russland produziert derzeit etwa 1.500 Kampfpanzer pro Jahr, wie Carsten Breuer erläuterte. "Nicht jeder einzelne Panzer geht in die Ukraine, sondern sie gehen auch in Lager und in neue Militärstrukturen, die immer dem Westen zugewandt sind", sagte er. Zusätzlich stelle Russland 2024 vier Millionen Granaten mit 152-mm-Artilleriemunition her. Auch diese Munition fließe nicht vollständig an die Ukraine-Front, betonte Breuer. Stattdessen baue Russland systematisch Bestände für einen möglichen künftigen Angriff auf Nato-Mitglieder im Baltikum auf. "Es gibt eine Absicht und es gibt einen Aufbau der Bestände", warnte der ranghöchste Bundeswehr-Soldat. Breuers Einschätzung basiere auf Analysen, die einen möglichen Angriff für 2029 prognostizieren. Die massive Rüstungsproduktion zeige Russlands langfristige strategische Planung gegen westliche Bündnispartner.

Ist der Ukraine-Krieg nur der Anfang von Putins Kriegsplan gegen die Nato?

Russland sieht den Ukraine-Krieg nach Einschätzung von Generalinspekteur Breuer als Teil eines größeren Konflikts mit der Nato. Moskau betrachte den Krieg als "Kontinuum" in einer umfassenderen Auseinandersetzung und versuche, "Wege in unsere Verteidigungslinien zu finden und sie zu testen". Als Beispiele für diese Testversuche nannte Breuer jüngste Angriffe auf Unterseekabel in der Ostsee sowie Cyberangriffe auf den europäischen öffentlichen Verkehr. Zusätzlich seien nicht identifizierte Drohnen über deutschen Kraftwerken und anderer kritischer Infrastruktur gesichtet worden. Diese Aktivitäten zeigten, dass Russland systematisch die Schwachstellen westlicher Verteidigungssysteme erkunde. Die Angriffe auf zivile und militärische Infrastruktur dienten demnach der Vorbereitung auf mögliche künftige Konfrontationen mit Nato-Mitgliedern.

Nato-Countdown läuft: Experten rechnen mit Putin-Angriff bis 2029

Nato-Mitglieder sollten angesichts der wachsenden Gefahr aus Russland deshalb ihre Streitkräfte wieder aufbauen, forderte Carsten Breuer mit Nachdrucl. "Was wir jetzt tun müssen, ist, uns wirklich ins Zeug zu legen und allen zu sagen: Hey, rüstet auf... engagiert euch mehr, denn wir brauchen es", sagte er. Der Aufbau sei notwendig, um sich verteidigen zu können und dadurch Abschreckung aufzubauen.

Trotz unterschiedlicher Positionen einzelner Länder wie Ungarn und der Slowakei, die engere Beziehungen zu Wladimir Putin pflegen, betonte Breuer die Einigkeit der Nato. Er verwies auf Finnlands und Schwedens Entscheidung, nach Kriegsbeginn in der Ukraine dem Bündnis beizutreten. "Ich habe noch nie eine solche Einheit gesehen wie jetzt erlebe", sagte Breuer. Alle verstünden die Bedrohung, die sich der Nato nähere, und die Notwendigkeit, Abschreckung und kollektive Verteidigung zu entwickeln.

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/news.de/dpa/stg

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