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Ukraine-Krieg News aktuell: Russlands Militär beschießt Flughafen und Panzerfabrik in Ostukraine

Inmitten des Krieges gegen Russland bekräftigt die Ukraine ihren EU-Kurs. Der Weg ist weit - und die Schlacht längst nicht geschlagen. Putin vergleicht sich derweil mit Zar Peter I. Alle aktuellen News zum Ukraine-Krieg lesen Sie hier.

Wladimir Putin will "russische Erde" zurückholen. (Foto) Suche
Wladimir Putin will "russische Erde" zurückholen. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin via AP | Uncredited

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Lage seines Landes im Krieg gegen die russischen Angreifer weiter als kompliziert. Auf dem Schlachtfeld im Osten des Landes stemme sich die ukrainische Armee mutig gegen den Feind, sagte er. Unterdessen stellte Kremlchef Wladimir Putin in Moskau den von ihm befohlenen Waffengang gegen die Ukraine auf eine Ebene mit dem Großen Nordischen Krieg unter Zar Peter I. - und sprach von einer Rückholaktion russischer Erde. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen. Der Freitag ist für Kiew der 107. Tag des Krieges.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sicherte der Ukraine bei Bedarf die Lieferung weiterer schwerer Waffen zu. Unklar sei dagegen bisher noch, wann Deutschland die jüngst der Ukraine zugesagten Waffen liefern werde, beklagte der Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk. Kiew kritisierte unterdessen das Todesurteil des Obersten Gerichts der separatistischen Donezker Volksrepublik gegen drei ausländische Kämpfer der ukrainischen Armee.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Entwicklungen am 10.06.2022 im Überblick

+++ Russlands Militär beschießt Flughafen und Panzerfabrik in Ostukraine +++

Die russischen Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in der Nacht einen Flughafen und eine Panzerfabrik im Osten der Ukraine angegriffen. "Auf dem Flughafen Dnipro wurde mit hochpräzisen Boden-Luft-Raketen Luftfahrtechnik der ukrainischen Streitkräfte vernichtet, im Raum Charkiw Produktionskapazitäten zur Reparatur von Waffentechnik", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag.

An der Front seien zudem durch die russischen Luft-, Raketen- und Artillerieeinschläge insgesamt mehr als 500 ukrainische Soldaten getötet sowie 13 Panzerwagen, 9 Artilleriegeschütze, 6 Raketenwerfer und 16 Militärfahrzeuge außer Gefecht gesetzt und 16 Munitionsdepots vernichtet worden. Zudem berichtete Konaschenkow über den Abschuss von zwei Kampfjets und fünf Drohnen. Unabhängig sind diese Angaben nicht zu überprüfen.

+++ Gouverneur: Zum Tod verurteilte Briten waren reguläre Soldaten +++

Die beiden von prorussischen Separatisten zum Tode verurteilten Briten in der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben reguläre Soldaten. "Alle Leute, die kommen, um auf der ukrainischen Seite zu kämpfen, unterzeichnen Dokumente mit den Streitkräften der Ukraine, wodurch sie einen offiziellen Status erlangen", sagte der Gouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Freitag dem Sender BBC Radio 4. "Deshalb unterliegen sie der Genfer Konvention, wenn sie in Kriegsgefangenschaft geraten." Sie dürften deshalb nicht zum Tode verurteilt werden, auch wenn sie keine Ukrainer sind, sagte Hajdaj.

Der Gouverneur sagte, seines Wissens nach hätten die Anwälte der Männer bereits gegen das Urteil des international nicht anerkannten Gerichts Berufung eingelegt. "Was geschieht, geschieht nur auf politischen Druck aus Russland", sagte Hajdaj. Die beiden Briten im Alter von 28 und 48 Jahren hatten sich nach wochenlangen Kämpfen in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol prorussischen Truppen ergeben. Sie lebten laut Medienberichten schon vor dem Krieg in der Ukraine und heirateten dort auch. Gemeinsam mit einem Marokkaner wurden sie am Donnerstag als Söldner zum Tode verurteilt. Die britische Außenministerin Liz Truss sprach von einem "Scheinurteil ohne jegliche Legitimität". Sie wollte bei nächster Gelegenheit mit ihrem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba das Vorgehen besprechen.

+++ Özdemir in Kiew: "Zeichen der Solidarität" mit der Ukraine +++

Bundesagrarminister Cem Özdemir ist zum Auftakt seines Besuchs in der Ukraine zu einem Gespräch mit seinem Amtskollegen Mykola Solskyj zusammengekommen. "Es geht um ein Zeichen der Solidarität", sagte der Grünen-Politiker am Freitag beim Eintreffen am Ministerium in der Hauptstadt Kiew. Zentrale Themen sollen Hilfen zur Stabilisierung der Landwirtschaft des Landes im russischen Angriffskrieg sein. Deutschland setzt sich außerdem dafür ein, ukrainische Getreideexporte auf anderen Wegen zu ermöglichen, da übliche Ausfuhren über die Schwarzmeerhäfen vorerst blockiert sind.

Özdemir will anschließend auch Landwirtschaftsbetriebe besuchen, um sich ein Bild von der Lage auf den Höfen und dem aktuellen Bedarf der ukrainischen Agrarbranche zu machen. Er folgte mit seinem Besuch einer Einladung, die sein ukrainischer Amtskollege im Mai bei einem Ministertreffen der G7-Gruppe in Stuttgart ausgesprochen hatte. Der Krieg hat zu weltweit angespannten Agrarmärkten sowie steigenden Preisen geführt und löst auch Sorgen um die Ernährungssicherung in einigen Ländern aus. Denn die Ukraine ist ein großer Exporteur unter anderem von Weizen vor allem nach Nordafrika und Asien. Nach Angaben der Regierung in Kiew können wegen Blockaden von Schwarzmeer-Häfen durch Russland mehr als 23 Millionen Tonnen Getreide und Ölsaaten nicht exportiert werden. Trotz des Kriegs seien aber 75 Prozent der Agrarflächen des Vorjahres wieder bestellt worden.

+++ Im Osten nichts Neues +++

Die Situation an der Front sei "ohne wesentliche Änderungen", sagte Selenskyj am Donnerstag in einer Videobotschaft. Der strategisch wichtige Ort Sjewjerodonezk und seine Nachbarstadt Lyssytschansk sowie andere Städte im Donbass, die russische Angreifer derzeit als Schlüsselziele im Osten des Landes betrachteten, könnten sich wirksam verteidigen. Er warb für eine weitere Annäherung der EUan sein Land. "Die meisten Europäer unterstützen die Integration der Ukraine."

+++ Russen haben mehr Verluste als Ukrainer +++

Die russischen Truppen erleiden ukrainischen Angaben zufolge beim Kampf um Sjewjerodonezk erhebliche Verluste. "Die Russen haben wesentlich mehr Verluste als die Ukrainer", teilte der Luhansker Gouverneur Serhij Hajdaj bei Facebook mit. Das Verhältnis liege "bei eins zu zehn". Zu ukrainischen Verlusten machte er keine Angaben. Die russische Armee habe die Überreste von Einheiten aus der Teilrepublik Burjatien im Fernen Osten Russlands abgezogen. "Sie sterben wie die Fliegen", meinte Hajdaj. Die Angaben sind nicht unabhängig zu prüfen.

+++ Lage an der Front ist schwierig +++

Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow ist die Lage an der Front schwierig. "Jeden Tag werden bis zu 100 unserer Soldaten getötet und bis zu 500 verwundet", schrieb Resnikow bei Facebook. Russland erleide zwar große Verluste. "Aber es gibt immer noch Kräfte, die in einigen Teilen der Front vorrücken", betonte er. Die Ukraine brauche dringend schwere Waffen. "Wir haben bewiesen, dass wir im Gegensatz zu vielen anderen den Kreml nicht fürchten. Aber als Land können wir es uns nicht leisten, unsere besten Söhne und Töchter zu verlieren." Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sprach gar von 100 bis 200 Toten täglich.

+++ Frankreich sichert Ukraine weitere schwere Waffen zu +++

Frankreichs Präsident Macron sicherte der Ukraine zu, bei Bedarf weitere schwere Waffen zu liefern. In einem Telefonat mit Selenskyj habe Macron betont, dass sein Land weiter an der Seite der Ukraine stehe, teilte der Élyséepalast mit. Macron habe Selenskyj nach Bedürfnissen in Bezug auf militärische Ausrüstung, politische und finanzielle Unterstützung sowie humanitäre Hilfe gefragt.

+++ Ukrainischer Botschafter will mehr Klarheit von Deutschland +++

Die Ukraine hat noch keine Auskunft aus Deutschland, wann ihr die jüngst von der Bundesregierung zugesagten Waffen zum Abwehrkampf gegen Russland geliefert werden. Es gebe bisher keine Klarheit, wann die Mehrfachraketenwerfer Mars aus Beständen der Bundeswehr übergeben werden, sagte der Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, dem "Tagesspiegel" (Online). "Wir erwarten, dass die Ampel dieses Versprechen zügig erfüllt, weil unsere Truppen dieses Waffensystem am dringlichsten brauchen, um die ukrainische Zivilbevölkerung vor barbarischen Angriffen Russlands zu schützen."

+++ Ukraine kritisiert Todesurteile prorussischer Separatisten +++

Die Ukraine hat einen Prozess gegen drei ausländische Kämpfer in den Reihen ihrer Streitkräfte scharf kritisiert. Das Oberste Gericht der separatistischen Donezker Volksrepublik hatte zwei Briten und einen Marokkaner als Söldner zum Tode verurteilt. Außenamtssprecher Oleh Nikolenko sagte dazu, Ausländer in der ukrainischen Armee seien reguläre Soldaten und müssten auch so behandelt werden. Sie besäßen die Rechte von Kriegsgefangenen. Der Prozess stelle Propaganda über Gesetz und Moral. Die drei Männer können noch Berufung einlegen.

+++ Kiew streicht Städtepartnerschaft mit Minsk +++

Weil Belarus den russischen Angriffskrieg unterstützt, hat die ukrainische Hauptstadt Kiew der belarussischen Metropole Minsk die seit 1997 bestehende Städtepartnerschaft gekündigt, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte. Von Belarus aus flögen Raketen in ukrainische Städte und Dörfer, zudem seien auch von dort aus russische Truppen einmarschiert, betonte der frühere Box-Weltmeister.

+++ Putin will wie Zar Peter der Große russische Erde "zurückholen" +++

Kremlchef Wladimir Putin hat den von ihm befohlenen Krieg gegen die Ukraine auf eine Ebene mit dem Großen Nordischen Krieg unter Russlands Zar Peter I. gestellt und von einer Rückholaktion russischer Erde gesprochen. Peter habe das Gebiet um die heutige Millionenstadt St. Petersburg nicht von den Schweden erobert, sondern zurückgewonnen. "Offenbar ist es auch unser Los: Zurückzuholen und zu stärken", zog Putin der Agentur Interfax zufolge Parallelen zum Krieg gegen die Ukraine. Am 9. Juni ist der 350. Geburtstag von Peter dem Großen, der sich als erster russischer Zar den Titel "Imperator" gab.

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/news.de/dpa

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