Von Jörn Bender und Volker Danisch - Uhr

SEB-Übernahme: Verbraucherschützer warnen vor Santander

Die schwedische SEB-Bank überlässt ihre Privatkunden in Deutschland der spanischen Santander. Für Kunden und Mitarbeiter soll sich nichts ändern - doch Verbraucherschützer und Gewerkschafter trauen dem Frieden nicht.

Santander übernimmt die deutschen SEB-Filialen. (Foto) Suche
Santander übernimmt die deutschen SEB-Filialen. Bild: ddp

Die grünen Dresdner-Banken werden Commerzbank-gelb, die Citibank heißt inzwischen Targobank - und jetzt übernimmt die spanische Santander die schwedischen SEB-Filialen. An Deutschlands Bankfilialen wird derzeit mächtig geschraubt. Für Kunden und Mitarbeiter sollen Eigentümerwechsel und Markenumbau so geräuschlos wie möglich über die Bühne gehen - das versprechen die Strategen der Banken. Doch Verbraucherschützer und Gewerkschafter schlagen Alarm: Sie befürchten, dass der ohnehin harte Wettbewerb um Privatkunden auch mit unfairen Mitteln geführt wird - und letztlich zulasten von Verbrauchern und Mitarbeitern geht.

«Ausländische Institute versuchen, in Deutschland Nischen zu besetzen. Zum Teil sind sie dann auch aggressiver als Wettbewerber», sagt Arno Gottschalk, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Bremen. Die Düsseldorfer Targobank, die seit Dezember 2008 der französischen Crédit Mutuel gehört, will mit ihrem neuen Namen auch Kritik am Geschäftsgebaren der Vergangenheit abschütteln. An rund 330 Filialen und Beratungspunkten wurden nach dem Eigentümerwechsel im Februar Schilder ausgetauscht.

Auch das Image der Santander Consumer Bank ist nicht das beste. Verbraucherschützer berichten von Kreditkunden, die klagen, die Bank habe ihnen Restschuldversicherungen aufgezwungen und kassiere so ab. Die Bank weist diese Kritik zurück, verweist auf positive Beurteilungen bei Tests und sieht sich zudem als guter Arbeitgeber.

Analysten loben SEB-Übernahme

Mit der am Montag verkündeten Übernahme der 173 SEB-Filialen durch Santander schreitet die Konzentration auf dem deutschen Bankenmarkt voran. Zwar ist der Deal klein im Verhältnis zum Dresdner-Kauf durch die Commerzbank oder dem Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank. Dennoch werten Experten das Geschäft wirtschaftlich als Hoffnungssignal: Die Übernahme der SEB-Filialen sei angesichts der unverändert bestehenden Unsicherheit im Bankensektor sehr positiv zu bewerten, schreiben Experten der Finanzmarkt-Analysegesellschaft Independent Research.

Für Santander ist die Übernahme der SEB-Filialen der dritte Zukauf in kurzer Zeit. Anfang 2009 wurde die RBS (RD Europe) GmbH Ratingen geschluckt, Mitte 2009 die GE Money Bank GmbH aus Hannover. Nun stellt Santander sich in Deutschland breiter auf: Neu ist das Geschäft mit Baufinanzierungen, in dem Santander bisher als Vermittler tätig war. Neu ist zudem das Wertpapiergeschäft.

«Mit dem Erwerb der SEB-Filialen beschreitet die Santander den Weg zur Universalbank in Deutschland», erklärt der Ökonom Martin Faust. «Damit geht sie aber ein hohes Risiko ein, denn insgesamt ist das Geschäft in Deutschland wenig profitabel.» Santander dürfe nicht wie die SEB den Fehler machen, das Geschäft nur weiterlaufen zu lassen.

Santander für rücksichtslose Mitarbeiterpolitik bekannt

Die SEB hatte die deutsche Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) 1999 in der Hochzeit des Internetbooms gekauft, um eine Plattform für Online-Banking aufzubauen. Doch bis zuletzt blieb das Geschäft ertragsarm: Im vergangenen Jahr fuhr die SEB mit ihren deutschen Privatkunden einen Verlust von 117 Millionen Euro ein.

«Generell ist es für Privatkunden nicht schön, wenn es weniger Wettbewerb gibt», meint Bankenprofessor Hans-Peter Burghof. Doch dank des Drei-Säulen-Systems aus Privatbanken, Genossenschaftsbanken und öffentlich-rechtlichen Instituten ist Deutschland von Verhältnissen wie etwa in Frankreich, wo wenige Großbanken den Markt dominieren, noch weit entfernt: 2121 Kreditinstitute in Deutschland zählt die jüngste Bundesbankstatistik.

Genug Auswahl also für Kunden. Für die Mitarbeiter der SEB befürchtet die Gewerkschaft Verdi dagegen Schlimmes: Santander sei in der Vergangenheit in Deutschland durch eine Geschäftspolitik aufgefallen, die wenig Rücksicht auf die Interessen der Beschäftigten genommen habe. Das Unternehmen sei zudem eines der wenigen Institute, das nicht den Branchentarifvertrag für das Bankgewerbe anwende. «Das lässt nichts Gutes ahnen», ließ Verdi-Bankenexperte Uwe Foullong mitteilen. Das Geschäft zwischen SEB und Santander umfasst eine Million Privatkunden und etwa 2000 Vollzeitbeschäftigte.

tno/che/reu/news.de/dpa

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