Von news.de-Redakteur Christian Mathea, Hamburg - Uhr

Mit Molke: Trinktur gegen das Dosenpfand

Jürgen Trittin wird sich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er erfährt, was sich Getränkehersteller alles einfallen lassen, um den Einwegpfand zu umgehen. Die neueste Idee: Erfrischungsgetränke auf Molkebasis.

Aufgrund eines hohen Molkeanteils ist die Dose pfandfrei. (Foto) Suche
Aufgrund eines hohen Molkeanteils ist die Dose pfandfrei. Bild: news.de

Sogar der Coca-Cola-Vertriebler ist erstaunt: «Wie macht ihr denn das?», fragt der adrett gekleidete junge Mann, während er eine pfandfreie Dose am Stand von Rhodius Mineralquellen begutachtet. Sein Arbeitgeber will neuerdings selbst auch mit Metallverpackungen punkten. Aber die neue 0,25-Liter-Büchse wird es eben nur mit Dosenpfand geben. Das ist bei dem zuckerreichen Erfrischungsgetränk aufgrund des deutschen Pfandgesetzes auch gar nicht anders möglich.

Eben dieses Pfandgesetz ist vielen Getränkeherstellern bis heute ein Dorn im Auge. Bis zur Einführung des Dosenpfandes im Jahr 2003 haben sie sich entschieden dagegen gewehrt. Genutzt hat es allerdings nichts. Der damalige Umweltminister Jürgen Trittin hat sich der Zwangsgebühr durchgesetzt und damit einen ganz eigenen Wirtschaftszweig aufgebaut, wenn man an die Dosen- und Flaschensammler nach großen Rockkonzerten denkt.

Ideen, um das Dosenpfand zu umgehen

Doch die Pfandkritiker schlagen mit einer neuen Idee zurück. Und die wird nun Rhodius Mineralquellen bei einem neuen Trendgetränk namens Key in einer pfandfreien Dose ausprobieren. Wie das geht? «Der Clou besteht darin, dass alle Getränke 51 Prozent eines Wassers enthalten, das aus einem Molkeerzeugnis mit Hilfe von Spezialfiltern gewonnen wurde», sagt Frank Goertz, mit verantwortlich für Key bei Rhodius Quellen. Sobald der Molkeanteil über 50 Prozent liegt, unterliege die Verpackung – in diesem Fall die Dose - nicht mehr dem Pfandgesetz.

Und der Geschmack? Egal ob Key als Eistee, Apfelschorle, Lemon oder Energy-Drink – dass die Softdrinks auf Molke basieren, merkt der Konsument nicht. Scheinbar kann man mit dieser Mixtur wirklich das Deutsche Pfandgesetz umgehen.

Bisher ist die Front aber klein. Neben Rhodius Quellen gibt es bislang nur einen weiteren Wettbewerber, der mit Molke das Dosenpfand umgehen will und derzeit die Regale in den Supermärkten erobert. Görtz hat auch nicht vor, den Dosenpfand mit seinem Trendgetränk zu kippen. Er schätzte das deutsche Pfandsystem, sagt er. Aber er wisse eben auch um die Gemütlichkeit der Deutschen gerade bei Festen. «Da will man keine klebrige Dose mit sich rumtragen.»

Die Molkelösung ist auch nicht der einzige Weg, den deutschen Einwegpfand zu umgehen. Ein paar Stände weiter auf der Internorga präsentiert der Getränkehersteller Big Pump seine Produkte. Dort setzt man auf pfandfreie Flaschen mit Wein als Basis für ein Erfrischungsgetränk. Denn auch hier gilt, wenn der Weinanteil über 50 Prozent liegt, ist die Flasche pfandfrei.

ruk/news.de