Von news.de-Mitarbeiter Ronny Janke - Uhr

Philipp Poisel: Der leise Liedermacher

Zwei Jahre nach seinem Debüt ist der junge Songwriter zurück und beweist, dass er mindestens genauso hörenswert ist, wie seine Kollegen Clueso und Gisbert zu Knyphausen.

Bis nach Toulouse, so heißt das zweite Album von Philipp Poisel. (Foto) Suche
Bis nach Toulouse, so heißt das zweite Album von Philipp Poisel. Bild: Grönland Records

In den letzten Jahren hat die Musikwelt die beiden deutschen Songwriter Clueso und Gisbert zu Knyphausen ordentlich gehypt. Nicht, dass sie den Erfolg nicht verdient hätten, aber das haben auch andere Musiker im Land der Dichter und Denker. So zum Beispiel der 26-Jährige Geschichtenerzähler Philipp Poisel.

Schon mit neun Jahren hat Poisel erstmals zur Gitarre gegriffen. Damals war möglicherweise noch nicht abzusehen, dass er damit mal sein Geld verdienen würde. Jetzt aber ist es soweit. Seit seinem Debüt-Album Wo fängt dein Himmel an? aus dem Jahr 2008 hat er sich eine kleine aber treue Fan-Gemeinde erspielt. Niemand geringerer als Herbert Grönemeyer hat Poisel entdeckt, ihn unter Vertrag genommen und versucht seitdem, diesen leisen Liedermacher aufzubauen.

Das gelingt ausgesprochen gut, wie das Ende August erschienene zweite Album Bis nach Toulouse eindrucksvoll beweist. In dem Lied Für keine Kohle dieser Welt etwa besingt Poisel die Liebe zu einer Frau, die er doch immer wieder verletzt. Darin heißt es aber auch «Und noch in keinem Hafen, das wird mir langsam klar, bin ich je eingeschlafen, in dem ich wach geworden war». Schnell spürt der Hörer, dass Poisel genug Erfahrung gesammelt hat, um das ewige Thema Liebe nicht in üblicher Phrasendrescherei versinken zu lassen, sondern es auch aus ungewöhnlichen Perspektiven beleuchten zu können.

Poisel wird immer wieder vorgeworfen, dass er seine Texte stets nuschelnd und leicht in sich versunken vorträgt. Aber vielleicht macht gerade das seine Natürlichkeit aus - als Alleinstellungsmerkmal nach Udo Lindenberg reicht es allemal.

Diagnose: Krebs

Doch eigentlich braucht er das gar nicht: Dem Stück Froh dabei zu sein geht eine Krebsdiagnose voraus, mit der er konfrontiert wurde. «Du bist doch noch so jung, das ist, was die Leute sagen. Doch wenn ich heute gehen müsste, könnte ich mich wirklich nicht beklagen.» blickt er auf sein Leben zurück und erzählt dem Hörer, wieviel ihm seine Freunde bedeuten und wie dankbar er ist, alles das erlebt zu haben. Altersklug klingt er dabei nie. Ohne gehobenen Zeigefinger erzählt er vom Erlebten und teilt sich mit. Dafür sucht er immer nach dem perfekten Reim, verliert sich in Texten, wie sie selbst andere große und ältere Liedermacher nicht schöner und pointierter zusammendichten könnten.

Poisel übrigens wird bleiben. Nach einer langen Zeit des quälenden Wartens stellte sich die Krebsdiagnose als falsch heraus. Man mag sich kaum vorstellen, wie befreiend diese Botschaft für den noch jungen Songwriter war. Seine optimistische Melancholie wird sich so hoffentlich in noch vielen weiteren Alben wiederfinden. Das Lied Zünde alle Feuer, das das lauteste und energiegeladenste vom Album ist, hält dann sogar die Zeile parat, die man sich eingerahmt an die Wand hängen möchte: «Die Sonne kommt, am Ende doch.»

ruk/news.de

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