Von news.de-Redakteurin Mara Schneider - Uhr

Pop meets Classic: Musik, die zu Herzen geht

Sie verleihen Songs von Rosenstolz, Xavier Naidoo oder Herbert Grönemeyer eine klassische Note. Als erste gecastete Pop-Opern-Band der Musikgeschichte haben Adoro den musikalischen Durchbruch geschafft.

Ob im Fernsehen oder live auf der Bühne: Mit ihrem Mix aus Klassik und Popmusik verzaubern Adoro ihr Publikum. (Foto) Suche
Ob im Fernsehen oder live auf der Bühne: Mit ihrem Mix aus Klassik und Popmusik verzaubern Adoro ihr Publikum. Bild: dpa

Bis vor wenigen Tagen hatte Ina Meinel keine Ahnung, wer oder was sich hinter Adoro verbirgt. Bis sie im Radio dieses Lied hörte, das sie sofort überwältigt hat. «Es war so melodisch, schwungvoll und mitreißend», erinnert sich die 32-Jährige und ergänzt: «Ich war richtig frustriert, weil die das nur kurz angespielt haben. Ich war noch so drin in dem Lied.»

Sie zögerte keine Sekunde, griff zum Telefonhörer und nahm an der Verlosung von Konzerttickets inklusive eines Meet&Greets teil – und gewann. «Ihr musikalisches Können hat mich einfach begeistert», sagt sie. Eine Woche später steht Ina Meinel den fünf Sängern Jandy, Peter, Laszlo, Nico und Assaf gegenüber, schüttelt Hände, macht ein Erinnerungsfoto. «Einer von ihnen kommt aus meiner Nachbarschaft», erzählt die 32-Jährige begeistert. «Professionell höflich» seien die Jungs gewesen, sagt sie später.

Dann geht das Licht im Saal aus und Adoro betreten die Bühne. Die zwei Tenöre und drei Baritone kommen aus Deutschland, Österreich und Israel und wurden vor zwei Jahren als erste Opern-Pop-Band der Musikgeschichte gecastet. Ihr Anliegen: deutsche Popsongs klassisch interpretieren – und so auch jenen Leuten den Zugang zu klassischer Musik ermöglichen, die mit Oper eher weniger am Hut haben, wie Tenor Laszlo Malecky im news.de-Interview erklärt.

Der Mix scheint beim Publikum gut anzukommen. Ihr Debütalbum Adoro landete in den Top Ten der deutschen Albumcharts, der Nachfolger Für immer und dich stieg gerade auf Platz fünf ein, verkaufte sich innerhalb weniger Tage mehr als 10.000 Mal. Und die Zielgruppe? Ist wider Erwarten nicht nur jenseits der 50 zu finden. Adoros Publikum ist bunt gemischt, Besucher jeden Alters finden sich bei den Konzerten ein.

«Ich denke, dass mit dieser Musik vor allem jüngeren Leuten der Zugang zu klassischer Musik erleichtert wird», versucht Berthold Over, Mitarbeiter am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Mainz, das Phänomen zu erklären. «Die Leute interessieren sich vermutlich weniger für die Tatsache, dass da bekannte Lieder mit einem Orchester aufgeführt werden, sondern vielmehr für die sängerische Leistung», sagt er und fügt hinzu: «Sie sind vielleicht auch emotional berührt von dem Gesang. Klassische Musik hat ja eine ganz andere Klangqualität, das wirkt viel bombastischer als ein normaler Popsong.»

Das sieht auch Ina Meinel so: «Die machen Musik, die zu Herzen geht.» Schon nach einer Stunde Konzert stehen zahlreichen Zuhörern die Tränen in den Augen. Dabei brauchen Adoro keine große Bühnenshow mit ausgereifter Choreografie, um ihr Publikum zu begeistern. Was zählt, ist die Musik. «Die ist tiefgreifend, monumental und publikumsnah», kommentiert Meinel.

Und mit jedem Lied verbinden auch die Sänger ganz bestimmte Emotionen. Flugzeuge im Bauch von Herbert Grönemeyer ist eines der schönsten Liebeskummerlieder, das ich kenne», sagt beispielsweise Maleczky. «Als ich das zum ersten Mal gehört habe, bin ich grad schrecklich verliebt gewesen», erzählt der Wiener Tenor. Bei Das bin ich von Rosenstolz beweisen Adoro, dass man auch zu Klassik prima tanzen kann. Zahlreiche vor allem weibliche Besucher hält es nicht mehr auf den Sitzen, rhythmisch bewegen sie sich im Tanz zur Musik, klatschen begeistert.

Mit Merci für die Stunden, Leipzig verabschieden sich Adoro schließlich in die Nacht. Ina Meinel lauscht, bis der letzte Ton verklungen ist. Dann macht sich die 32-Jährige auf den Heimweg, im Gepäck Erinnerungen an einen Abend voller Emotionen und musikalischer Stimmengewalt.

car/news.de

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