Donald Trump und der "weiße Genozid": US-Präsident verstört Südafrika-Gast mit Völkermord-Verschwörung

Wann immer Donald Trump ausländische Staats- und Regierungschefs im Weißen Haus begrüßt, hält die Welt den Atem an: Welchen Eklat wird der US-Präsident diesmal vom Zaun brechen? Beim Besuch von Südafrikas Präsident Ramaphosa stimmte Trump unbelegte Genozid-Theorien an.

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US-Präsident Donald Trump trifft den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa im Oval Office des Weißen Hauses. (Foto) Suche
US-Präsident Donald Trump trifft den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa im Oval Office des Weißen Hauses. Bild: picture alliance/dpa/AP | Evan Vucci
  • Donald Trump schürt rechtsextreme Verschwörungstheorien im Oval Office
  • Südafrika-Präsident bei Trump-Besuch mit angeblichem "weißen Genozid" überrumpelt
  • Schmeicheleien und Humor helfen nicht: Donald Trump lässt südafrikanischen Gast auflaufen

Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Donald Trump bereits etliche Staats- und Regierungschefs aus dem Ausland im Weißen Haus begrüßt - und nicht selten dafür gesorgt, dass die dazu gehörenden Pressetermine in einem handfesten Eklat endeten. Nun hat es auch Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa erwischt, der von Donald Trump vor laufenden Kameras öffentlich vorgeführt wurde.

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Überraschend ließ Trump sogar Videoaufnahmen zeigen, um seine Völkermord-Anschuldigungen zu untermauern. Ramaphosa bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen und Trump zu umgarnen. Zumindest teilweise zeigte die Charmeoffensive Wirkung: So hielt sich der US-Präsident offen, womöglich doch im November am G20-Gipfel in Südafrika teilzunehmen.

Nach einem längeren Austausch vor laufenden Kameras ließ Trump plötzlich das Licht im Oval Office dimmen und Videoaufnahmen auf einem großen Fernseher abspielen. Die Bilder zeigten Gräber am Rande einer Straße, sagte der Republikaner dazu."Es ist ein schrecklicher Anblick. So etwas habe ich noch nie gesehen." Der Haken an der Sache: Fachleute widersprechen Trumps Darstellung eines angeblichen Völkermords an der weißen Bevölkerung in Südafrika. Damit greift der US-Präsident eine in rechtsextremen Kreisen verbreitete Verschwörungstheorie vom sogenannten "weißen Genozid" auf.

Trumps Gast Cyril Ramaphosa entgegnete: "Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen." Er werde dem nachgehen, versprach der südafrikanische Präsident. Trump hielt auch ausgedruckte Artikel über angebliche Gewalt an weißen Landwirten in die Höhe, ging die Seiten einzeln durch und kommentierte dazu: "Tod, Tod, Tod." Am Ende übergab er seinem Amtskollegen den Stapel an Papieren.

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Ramaphosa bemühte sich wiederholt, die Lage zu entspannen und betonte, wenn es Probleme gebe, müsse man unter Partnern darüber reden. Er sei bereit, über alles zu reden - ohne das Beisein von Reportern. Der südafrikanische Präsident versuchte auch mehrfach, Trump zu schmeicheln und ihn mit politischen Angeboten - etwa dem Zugang zu südafrikanischen Rohstoffen - milder zu stimmen. 

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Auch mit Humor kam Cyril Ramaphosa bei Donald Trump nicht sonderlich weit - bei dem Pressetermin kam die Sprache auch um das umstrittene Luxus-Geschenk, das Katar den USA in Form eines Boeing-Flugzeugs zu machen bereit sei. "Es tut mir leid, dass ich kein Flugzeug für Sie habe", scherzte Ramaphosa. Zuvor hatte Trump ihn mit unbelegten Vorwürfen, dass Südafrika "Genozid" an weißen Bauern begehe, überzogen. "Ich wünschte, Sie hätten eines", konterte Trump die Flugzeug-Bemerkung und erntete Gelächter. "Wenn Ihr Land der Luftwaffe der Vereinigten Staaten ein Flugzeug anbieten würde, würde ich es annehmen", fügte der Republikaner hinzu.

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Trump wirft Südafrika unter anderem vor, "Genozid" an weißen Bauern zu begehen. Der US-Präsident beklagt eine Diskriminierung von weißen Minderheiten in Südafrika, insbesondere der sogenannten Afrikaaner, die Nachfahren niederländischer Siedler sind. Trump stört sich besonders an einem Gesetz, das Landenteignungen im öffentlichen Interesse erlaubt, um Ungleichheiten aus der Apartheid-Zeit auszugleichen. Der Großteil der landwirtschaftlichen Flächen in Südafrika ist weiter im Besitz von Angehörigen der kleinen weißen Minderheit. 

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Anfang Februar hatte Trump Hilfen für Südafrika eingefroren. Im März hatten die USA zudem den Botschafter des Landes ausgewiesen. Erst kürzlich hatten die USA eine erste Gruppe der weißen Südafrikaner aufgenommen und ihnen Flüchtlingsstatus erteilt - obwohl Trumps Regierung die Aufnahme von Flüchtlingen etwa aus Kriegs- und Krisengebieten weitestgehend gestoppt hat. Kurz vor der Ankunft der Afrikaaner hatte Trump von einem "Genozid" an weißen Bauern in Südafrika gesprochen. Die südafrikanische Regierung weist die Vorwürfe entschieden zurück und kritisiert die Übersiedlung scharf. Ramaphosa reiste nach Washington, um die Spannungen zwischen beiden Ländern abzubauen. er sei gekommen, um einen Neustart im Verhältnis zu den USA zu erreichen, sagte Ramaphosa bei dem Treffen mit Trump. "Wir möchten die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern neu ausrichten."

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/news.de/dpa

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