Wolodymyr Selenskyj warnt Wladimir Putin: Wird Russlands Siegesparade am 9. Mai gestört?

Wolodymyr Selenskyj nennt Wladimir Putins Siegesparade eine "Parade der Angst". In einem Video aus Kiew verurteilt er den Zynismus Moskaus und warnt vor weiteren Drohnenangriffen rund um den 9. Mai.

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Wolodymyr Selenskyi kritisiert in einem Video Wladimir Putins Parade als "Parade der Angst" und droht mit Angriffen. (Foto) Suche
Wolodymyr Selenskyi kritisiert in einem Video Wladimir Putins Parade als "Parade der Angst" und droht mit Angriffen. Bild: picture alliance/dpa/AP | Petr David Josek

Am Tag vor der traditionellen Siegesparade in Moskau hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj scharfe Kritik an Russlands Umgang mit dem 9. Mai geäußert. In einer Videobotschaft, aufgenommen während eines Spaziergangs durch Kiew, bezeichnete er die geplante Feier auf dem Roten Platz als "Parade der Angst, der Galle und der Lügen". Moskau inszeniere eine Militärshow, während es einen grausamen Angriffskrieg gegen die Ukraine führe.

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Moskaus Militärspektakel trotz Krieg in der Ukraine

Zum 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland rollt in Moskau am 9. Mai erneut schweres Gerät über den Roten Platz: Panzer, Interkontinentalraketen und Schützenpanzerwagen lässt Wladimir Putin für seine Militärparade auffahren. Insgesamt sollen über 10.000 Soldaten beteiligt sein – darunter auch Einheiten, die derzeit in der Ukraine kämpfen. Mit ihnen marschieren Soldaten aus 13 weiteren Staaten, etwa aus China, Vietnam und Ägypten. Das altbekannte Programm bleibt: Militärorchester, Abnahme der Truppen, eine Rede Wladimir Putins, dann der Marsch der Streitkräfte. Doch angesichts des Krieges in der Ukraine wirkt die Feier mehr denn je wie eine propagandistische Machtdemonstration.

Wolodymyr Selenskyj verurteilt russische Militärshow

In seiner Botschaft stellt Wolodymyr Selenskyj das Kontrastbild zwischen Kiew und Moskau heraus. Während sich auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew das zivile Leben abspielt, marschieren auf dem Roten Platz "Panzerkolonnen und inszenierte Menschenmengen". Mit scharfen Worten wirft er Wladimir Putin vor, mit der Parade den Nationalsozialismus scheinheilig zu vereinnahmen, obwohl Russland selbst Gräueltaten verübe. Er bezeichnete die Feierlichkeiten "Newsweek" zufolge als Zynismus: "Als hätte Wladimir Putin persönlich den Nationalsozialismus besiegt – ohne auf die Opfer einzugehen, die auch Ukrainer im Zweiten Weltkrieg gebracht haben." Die aktuelle Invasion setze das verbrecherische Erbe Hitlers fort, so Wolodymyr Selenskyj.

Drohkulisse vor dem 9. Mai – Sicherheit in Moskau unter Druck

Schon im Vorfeld der Feierlichkeiten hatte Wolodymyr Selenskyj öffentlich erklärt, die Ukraine könne die Sicherheit der angereisten Staats- und Regierungschefs in Moskau nicht garantieren. Aus Kiew kamen in den Tagen darauf zunehmend verdeckte Warnungen – nicht zuletzt vom Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Kyrylo Budanow. Sein deutlicher Hinweis: Russinnen und Russen sollten sich am Freitag "Ohrstöpsel mitbringen", wenn sie den Himmel beobachten. Die Spannungen verschärften sich weiter, als die Partisanengruppe Atesh am Donnerstag erklärte, sie habe gezielte Sabotageakte durchgeführt. Demnach wurde die Kommunikation in mehreren russischen Militäreinrichtungen gestört. Zudem sei ein Umspannwerk in der Region Moskau beschädigt worden.

Wladimir Putin erklärt einseitige Feuerpause – Ukraine sieht Täuschung

Während Wladimir Putin eine dreitägige Feuerpause zum 9. Mai ankündigte, wies Wolodymyr Selenskyj dies als zynisch zurück. Zuvor hatte er einen 30-tägigen, bedingungslosen Waffenstillstand vorgeschlagen – doch aus Moskau kam keine Zustimmung. Das ukrainische Militär meldete bereits zahlreiche russische Verstöße gegen die angekündigte Feuerpause. In einer früheren Ansprache erklärte Wolodymyr Selenskyj: "Es ist völlig verständlich, dass auch der Himmel über Russland – der Himmel des Aggressors – nicht ruhig ist." Vorangegangene Drohnenangriffe hatten Moskaus Flughäfen lahmgelegt und Militäreinrichtungen beschädigt – ein symbolisches Störmanöver vor Wladimir Putins Propagandashow.

Wer am 9. Mai in Moskau dabei ist

Rund 20 Staats- und Regierungschefs werden zu der Veranstaltung am Freitag erwartet – darunter Chinas Präsident Xi Jinping, der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko sowie Serbiens Präsident Aleksander Vučić. Für diplomatische Irritationen sorgt insbesondere die Teilnahme von Robert Fico, dem Ministerpräsidenten der Slowakei, er wird als einziger EU-Staatschef in Moskau dabei sein. Die Ukraine beobachtet das Spektakel aus der Distanz, mit Kritik, Ironie und wachsamem Blick gen Himmel.

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