"Weiß nicht, was er von mir will": Donald Trump mal wieder planlos - droht ein neuer Eklat?

Das mit Spannung erwartete Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem neuen kanadischen Premierminister Mark Carney findet am Dienstag im Weißen Haus statt. Inmitten eines eskalierenden Zollstreits, Trumps kontroversen Äußerungen über Kanada als möglichen 51. US-Bundesstaat und Carneys scharfem Anti-Trump-Kurs befürchten Experten einen diplomatischen Eklat ähnlich dem umstrittenen Selenskyj-Treffen.

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Donald Trump gab sich vor seinem Treffen mit Kanada-Premier Mark Carney betont planlos. (Foto) Suche
Donald Trump gab sich vor seinem Treffen mit Kanada-Premier Mark Carney betont planlos. Bild: picture alliance/dpa/AP | Mike Stewart
  • Donald Trump trifft sich mit Kanada-Premier Mark Carney
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  • Donald Trump planlos vor Carney-Treffen:"Weiß nicht, was er von mir will"

Die Besucherliste im Weißen Haus ist randvoll, seitdem Donald Trump als neuer US-Präsident vereidigt wurde: Bislang hieß der Republikaner Staats- und Regierungschefs wie Sir Keir Starmer (Großbritannien), Wolodymyr Selenskyj (Ukraine), Benjamin Netanjahu (Israel), Giorgia Meloni (Italien) oder Micheál Martin (Irland) in Washington willkommen. Nun hat sich der neue kanadische Premierminister Mark Carney zum Trump-Besuch angekündigt - doch während die Sorge vor einem erneuten Eklat im Oval Office wächst, gibt sich Donald Trump einmal mehr vollkommen planlos.

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Bei dem für Dienstag, den 6. Mai 2025 (Ortszeit) anberaumten Treffen soll es um Zölle und die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern gehen, wie Carney vorab ankündigte. Die Begegnung zwischen Trump und Carney findet in einer Phase außergewöhnlich angespannter Beziehungen zwischen den USA und Kanada statt. Donald Trump hat zuletzt hohe Zölle gegen Kanada in Kraft gesetzt, dessen Volkswirtschaft eng mit der der USA verflochten ist. Die USA verhängten 25 Prozent Zölle auf kanadische Waren, Stahl- und Aluminiumprodukte sowie zehn Prozent auf Energieimporte. Kanada reagierte mit Gegenzöllen, während Ottawa behauptet, die USA wollten die kanadische Wirtschaft zum Einsturz bringen. Carney erwartet nach eigenen Angaben "schwierige, aber konstruktive Diskussionen" und betonte: "Ich werde für den besten Deal für Kanada kämpfen und werde nur den besten Deal akzeptieren."

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US-Präsident Trump hatte zudem in der Vergangenheit wiederholt gefordert, dass Kanada Teil der USA werden solle, und das Land als 51. Bundesstaat bezeichnet. Diese Einverleibungsäußerungen lösten große Empörung aus. In einem TV-Interview am Wochenende stellte der US-Präsident jedoch klar, dass militärische Gewalt für ihn keine Option sei: "Ich glaube nicht, dass wir jemals an diesen Punkt kommen werden."

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"Weiß nicht, warum er mich sehen will": Donald Trump demonstriert komplette Unwissenheit

Vor dem erstmaligen Treffen mit Mark Carney äußerte sich Trump betont distanziert. "Ich weiß nicht, warum er mich sehen will", sagte er auf die Frage eines Journalisten nach seinen Erwartungen. "Aber ich schätze, er will einen Deal machen. Das wollen alle." Der Republikaner versuchte zudem den Eindruck zu erwecken, als wisse er nicht so recht über den anstehenden Termin Bescheid, obwohl Carney das Treffen bereits vergangene Woche nach seinem Wahlsieg angekündigt hatte.

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Carney gewann die Wahl in Kanada durch seinen scharfen Anti-Trump-Kurs. Nach seinem Wahlsieg als Vorsitzender der Liberalen Partei startete der ehemalige Chef der Bank of England einen verbalen Angriff auf Trump und erklärte praktisch einen Wirtschaftskrieg gegen Amerika.

"Die Amerikaner wollen unsere Ressourcen, unser Wasser, unser Land, unser Land", sagte Carney. "Wenn sie Erfolg haben, würden sie unsere Lebensweise zerstören." Er betonte die Unterschiede zwischen beiden Ländern: "In Amerika ist Gesundheitsversorgung ein großes Geschäft. In Kanada ist sie ein Recht."

Besonders deutlich wurde Carney mit seiner Warnung: "Amerika ist nicht Kanada. Und Kanada wird niemals, in keiner Weise, Teil von Amerika sein." Er bezeichnete die USA als "ein Land, dem wir nicht mehr vertrauen können" und warnte: "Die Amerikaner wollen uns brechen, damit sie uns besitzen können." Carneys scharfe Kritik an Trump hat den US-Präsidenten und seine Regierung verärgert. Trotz der Spannungen betont Carney: "Kanada und die Vereinigten Staaten sind am stärksten, wenn wir zusammenarbeiten - und diese Arbeit beginnt jetzt."

Beobachter befürchten Eskalation bei Treffen von Donald Trump und Mark Carney

Experten befürchten, dass das heutige Treffen zwischen Trump und Carney zu einem weiteren diplomatischen Eklat führen könnte, wie es bereits bei dem Besuch von Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus der Fall war. Robert Bothwell, Professor für kanadische Geschichte und internationale Beziehungen an der Universität Toronto, warnt einem Beitrag im britischen "Daily Express" zufolge: "Er hat mehr zu verlieren als zu gewinnen. Der Selenskyj-Präzedenzfall ist nicht ermutigend."

Bothwell spielt damit auf das Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Februar an, bei dem Selenskyj nach Ansicht von Beobachtern in eine "Falle" geraten und vor der Weltöffentlichkeit gedemütigt worden sei, bevor er aus dem Weißen Haus geworfen wurde.

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Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und Kanada stehen im Mittelpunkt des heutigen Treffens. Die von Trump verhängten Zölle haben die kanadische Wirtschaft hart getroffen und zu Vergeltungsmaßnahmen geführt. Carney bezeichnete die US-Zölle als "ungerechtfertigt" und warf Trump vor, "kanadische Familien, Arbeiter und Unternehmen anzugreifen".

Die Volkswirtschaften beider Länder sind eng miteinander verflochten, was den Handelskonflikt besonders brisant macht. "Die Amerikaner sollten keinen Fehler machen. Im Handel, wie im Hockey, wird Kanada gewinnen", hatte Carney selbstbewusst erklärt.

Trotz der harten Rhetorik betont der kanadische Premier die Notwendigkeit der Zusammenarbeit: "Es ist wichtig, sich sofort zu engagieren, das war immer meine Absicht." Ob diese Gesprächsbereitschaft ausreicht, um die tiefen Gräben zwischen beiden Ländern zu überbrücken, wird sich beim Treffen im Weißen Haus zeigen.

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/news.de/dpa/stg

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