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News-Update zum Ukraine-Krieg an Tag 312: Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Entwicklungen am 31.12.2022 im Überblick

Als Reaktion auf immer neue russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj einen weiteren Ausbau der Luftabwehr angekündigt. (Foto) Suche
Als Reaktion auf immer neue russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj einen weiteren Ausbau der Luftabwehr angekündigt. Bild: picture alliance/dpa/Planet Pix via ZUMA Press Wire | Ukraine Presidency/Ukrainian Pre

+++ Ukraine will Luftabwehr ausbauen +++

Als Reaktion auf immer neue russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte hat Präsident Wolodymyr Selenskyj einen weiteren Ausbau der Luftabwehr angekündigt. "Im neuen Jahr wird die ukrainische Luftverteidigung noch stärker, noch effektiver", sagte Selenskyj am Abend des 30. Dezember 2022 in seiner täglichen Videoansprache. Die Luftabwehr der Ukraine könne die stärkste in ganz Europa werden, ergänzte er mit Blick auf die angekündigte Patriot-Batterie aus den USA. "Dies wird eine Sicherheitsgarantie nicht nur für unser Land, sondern für den gesamten Kontinent sein."

Die Luftabwehr der ukrainischen Streitkräfte hat in den vergangenen Wochen bei russischen Großangriffen mit Marschflugkörpern, Raketen und sogenannten Kamikaze-Drohnen relativ hohe Abschusszahlen erreicht. Angesichts der Masse der einfliegenden Projektile konnten nicht alle Raketen abgewehrt werden. Die ukrainische Armee, die bereits eine Reihe ausländischer Flugabwehrsysteme nutzt, wartet auf den Einsatz der von der US-Regierung versprochenen Patriot-Batterie. Gegenwärtig werden ukrainische Soldaten an dem System ausgebildet.

Die russische Armee greift seit Oktober gezielt das ukrainische Energienetz an und sorgt mit massiven Schäden für lange Ausfallzeiten in der Strom- und Wasserversorgung. Ziel ist, die Bevölkerung im Winter zu zermürben und den Druck auf die ukrainische Staatsführung zu erhöhen.

+++ Kiew seit Kriegsbeginn fast 29 Tage im Alarmzustand +++

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar haben in der Hauptstadt Kiew die Alarmsirenen rund 640 Mal geheult. Insgesamt habe seit Ende Februar damit knapp 700 Stunden lang Alarmzustand geherrscht, teilte Kiews Militär-Verwaltungschef Serhij Popko am Freitag mit. "Das sind praktisch 29 Tage, fast ein ganzer Kalendermonat, den die Bürger der Stadt in Schutzräumen und Bunkern verbracht haben." Insgesamt habe die Hauptstadt 52 Luftangriffe erlebt, bei denen 120 Menschen ums Leben gekommen seien, unter ihnen fünf Kinder. 495 Menschen seien bei den Angriffen mit Raketen und Marschflugkörpern verletzt worden.

Durch die Angriffe seien über 600 Gebäude beschädigt worden, sagte Popko weiter. Die kritische Infrastruktur der Hauptstadt sei erheblich beschädigt worden. Die Angaben zur Zahl der Opfer und beschädigten Gebäude ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

+++ Kiew: Russlands Armee braucht fünf Jahre zum Wiederaufbau +++

Die russische Armee hat angesichts ihrer Verluste in der Ukraine nach Meinung des ukrainischen Verteidigungsministers Olexij Resnikow auf Jahre hinaus empfindlich an Schlagkraft eingebüßt. Mindestens fünf Jahre würden die russischen Streitkräfte für den Wiederaufbau brauchen. "Nach Erkenntnissen der Nato-Aufklärung haben die Russen gewaltige Verluste an Panzern, Artillerie, Schützenpanzern und Soldaten", wurde Resnikow von der Zeitung "Ukrajinska Prawda" zitiert.

"Die regulären Streitkräfte der Russischen Föderation könnten frühestens in fünf Jahren wiederhergestellt werden, vielleicht auch erst in zehn Jahren", sagte der Minister. Das gelte auch für Russlands Raketen-Potenzial. Schließlich sei dies ein Krieg der Ressourcen. "Und sie (die Nato) kann diese Ressourcen berechnen."

+++ Saluschnyj: Gott ist auf unserer Seite +++

Der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj sprach seinen Soldaten in einer Videobotschaft zum Jahreswechsel und zum bevorstehenden orthodoxen Weihnachtsfest Mut zu. "Wir haben den Krieg nicht gewollt, haben aber den Kampf angenommen", sagte er. "Und Gott ist auf unserer Seite." Zwar habe dieses Weihnachtsfest "den Geschmack von Tränen und die Farbe von Blut", doch habe das Land die Kraft, den Feind abzuwehren, sagte Saluschnyj. "Möge unser Sieg den Beginn des Aufblühens der Ukraine und das Ende Russlands bedeuten.

+++ Tausende wollten sich dem Wehrdienst entziehen +++

Seit Beginn der russischen Invasion und Ausrufung des Kriegszustands in der Ukraine haben nach Militärangaben mehrere Tausend junge Ukrainer versucht, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Wie die ukrainischen Grenztruppen am Freitag mitteilten, wurden knapp 12.000 Männer bei dem Versuch gefasst, die Landesgrenze illegal gen Westen zu überqueren. Bei der Grenzüberquerung seien auch 15 Männer ums Leben gekommen.

Auch in Russland versuchten Tausende junge Männer, sich dem Wehrdienst zu entziehen. Unmittelbar nach der Teilmobilmachung im September flohen Tausende ins Ausland, in einigen ehemaligen Sowjetrepubliken entstanden regelrechte kleine russische Kolonien.

+++ Das wird am Samstag (31.12.2022) wichtig +++

Am Ende eines Jahres, das stark vom Krieg geprägt war, ruft Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Menschen in Deutschland zu Zuversicht und Zusammenhalt auf. In seiner Ansprache, die am Samstagabend im Fernsehen ausgestrahlt wird, sagt er unter anderem: "Wir fühlen mit den Ukrainerinnen und Ukrainern, die selbst an Tagen wie heute keine Ruhe haben vor den russischen Bomben und Raketen."

+++ Ukrainischer Minister warnt Russen vor neuer Mobilmachung +++

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hat mit einem Video in russischer Sprache vor einer neuen Mobilmachung durch den Kreml schon zu Jahresbeginn gewarnt. "Ich weiß genau, dass ihr noch eine Woche habt, um eine Wahl zu treffen", sagte Resnikow in dem auf Youtube veröffentlichten Video. Dann würden die Grenzen geschlossen, damit niemand das Land verlassen könne. Es gebe die Wahl, sich der Einberufung zum Kriegsdienst zu entziehen oder in der Ukraine zu sterben oder zum "Krüppel" zu werden.

Hunderttausende Russen hatten im Herbst das Land verlassen, um sich der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung zu entziehen. Putin hatte zuletzt gesagt, es sei keine neue Mobilmachung nötig.

Die Feiern zum neuen Jahr seien ein guter Anlass, darüber nachzudenken und sich bewusst zu werden, dass der Kreml den Krieg verloren habe, sagte Resnikow. Es gebe nichts, wofür es sich lohne zu kämpfen. Der Minister zählte in seiner wie eine Neujahrsansprache gehaltenen Rede die Vielzahl an russischen Niederlagen in diesem Jahr auf. Er erwähnte etwa den Untergang des Flaggschiffs "Moskwa" der russischen Schwarzmeerflotte und die Explosionen auf Militärflugplätzen im russischen Hinterland.

Mehr als 100.000 Soldaten habe Russland schon verloren in diesem Krieg, sagte Resnikow. "Wenn das der Plan war, nur die Feinde Russlands hätten ihn so erstellen können", sagte er mit Blick auch auf den Verlust von Moskaus Ansehen in der Welt.

Der Minister warf der Führung in Moskau vor, immer neue Mobilisierungswellen zu planen, um nicht die Niederlage in der Ukraine einzugestehen, um sich weiter an der Macht zu halten und nicht für die vielen Kriegsverbrechen einstehen zu müssen. Resnikow sagte, er spreche nicht nur als Minister, sondern auch als Jurist. "Je länger der Krieg dauert, desto schwerer werden die Folgen für die einfachen Menschen, für die einfachen Russen", sagte er. Generationen in Russland müssten für die angerichteten Schäden aufkommen. Die Ukraine aber werde nicht aufgeben. "Wir verteidigen unsere Erde."

+++ Russland greift Ukraine erneut massiv mit Raketen an +++

Kurz vor den Neujahrsfeierlichkeiten hat Russland die Ukraine erneut mit Dutzenden von Marschflugkörpern und Raketen angegriffen. In Kiew waren am Samstag rund ein halbes Dutzend Explosionen - mutmaßlich ausgelöst von der Flugabwehr - zu hören, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur aus dem Zentrum der Hauptstadt berichtete. Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von Zerstörungen. Einsatzkräfte und medizinisches Personal seien unterwegs.

Erst am Donnerstag hatte Russland die Ukraine mit Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. Erneut gab es nun auch am letzten Tag des Jahres überall Luftalarm. Die Behörden riefen die Menschen auf, Schutz in Bunkern zu suchen.

Von Explosionen wurde ebenfalls aus den westukrainischen Gebieten Winnyzja, Schytomyr und aus dem südukrainischen Gebiet Mykolajiw berichtet. Dem Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, zufolge ist das westukrainische Gebiet Chmelnyzkyj mit Drohnen angegriffen worden. Zwei Verletzte habe es dort gegeben. Als Vorsichtsmaßnahme wurde in mehreren Gebiete der Strom abgeschaltet, um Schäden bei Treffern der Energieversorgung zu verringern.

Seit Mitte Oktober hat Russland in nunmehr elf Großangriffen vor allem Objekte des ukrainischen Energiesystems angegriffen. Wegen der massiven Zerstörungen der Infrastruktur gibt es vielerorts Stromausfälle, von denen Millionen Menschen betroffen sind. Die ukrainische Regierung wirft Russland "Terror" vor - mit dem Ziel, das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. Kiew beschuldigt Kremlchef Wladimir Putin, die Menschen so in die Flucht treiben zu wollen, um die Lage in der EU durch Masseneinwanderung zu destabilisieren.

+++ Tote und Verletzte bei neuen russischen Angriffen +++

Bei neuen russischen Angriffen auf die Ukraine kurz vor Neujahr hat es nach Behördenangaben Tote und Verletzte gegeben. Bürgermeister Vitali Klitschko teilte am Samstag in Kiew mit, in der Hauptstadt sei ein älterer Mann getötet, acht Menschen seien verletzt worden. Unter den Verletzten sei auch ein Journalist aus Japan, teilte Klitschko mit. Auch aus dem Gebiet Saporischschja wurde über einen Toten bei den Angriffen berichtet.

Der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, veröffentlichte im Nachrichtendienst Telegram ein Foto und Video von einem teils zerstörten Hotel in Kiew, das auch von Journalisten genutzt wird. Es handele sich um einen Angriff von Mördern und Terroristen, sagte er. Es mache den Russen Freude am Festtagstisch, ein zerstörtes Hotel im Herzen Kiews zu sehen. Infolge der Einschläge wurden auch im Kulturpalast "Palast Ukraine" die Scheiben zerstört, wie er mitteilte. Normalerweise seien dort Frauen mit ihren Kindern. Es sei ein Glück, dass niemand dort gewesen sei zur Zeit des Angriffs.

Im westukrainischen Gebiet Chmelnyzkyj war von vier Verletzten die Rede und in Mykolajiw von zwei Verletzten. Erst am Donnerstag hatte Russland die Ukraine mit Drohnen- und Raketenangriffen überzogen. Erneut gab es nun auch am letzten Tag des Jahres überall Luftalarm. Die Behörden riefen die Menschen auf, Schutz in Bunkern zu suchen.

Seit Mitte Oktober hat Russland in nunmehr elf Großangriffen vor allem Objekte des ukrainischen Energiesystems angegriffen. Wegen der massiven Zerstörungen der Infrastruktur gibt es vielerorts Stromausfälle, von denen Millionen Menschen betroffen sind. Die ukrainische Regierung wirft Russland "Terror" vor - mit dem Ziel, das Land in Dunkelheit und Kälte zu stürzen. Kiew beschuldigt Kremlchef Wladimir Putin, die Menschen so in die Flucht treiben zu wollen, um die Lage in der EU durch Masseneinwanderung zu destabilisieren.

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/news.de/dpa

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