Von news.de-Redakteurin Juliane Ziegengeist - Uhr

Unheilbar krank: Altern im Zeitraffer: Wie Progerie-Kinder leiden

Ein Kind gefangen im zwergenhaften Körper eines Greises: Die 12-jährige Gamze kämpft mit den Gebrechen eines 80-Jährigen. Sie leidet an Progerie, einer unheilbaren Krankheit, die den Körper im Zeitraffer altern lässt. Eine Reportage zeigt, wie sie ihren Alltag meistert.

Vor zwei Wochen starb Sam Berns im Alter von nur 17 Jahren. Er starb, weil er im Körper eines alten Mannes lebte. Denn Sam litt an Progerie, einer unheilbaren Krankheit, die Menschen in rasender Geschwindigkeit altern lässt. Der US-Amerikaner wurde für seine Verhältnisse noch alt. Normalerweise sterben Betroffene früher; ihre Lebenserwartung liegt bei 14 Jahren.

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Progerie: Körperzellen altern im Zeitraffer

Gamze Yagar ist zwölf. Auch sie hat Progerie, lebt im Körper eines 80-jährigen Greises. Schon einfache Dinge fallen ihr schwer. Denn trotz ihrer zwölf Jahre plagen sie Gebrechen, die eigentlich erst in hohem Alter auftreten: Knochenschmerzen, Gelenkprobleme, häufigere Atemnot. Der Grund: Ihr Körper altert in siebenfacher Geschwindigkeit, und das seit ihrer Geburt.

Der Begriff Progerie kommt aus dem Altgriechischen und heißt so viel wie Greis oder frühes Altern. Die Krankheit geht auf eine Genmutation zurück, die noch nicht vollständig erforscht ist. Man weiß nur, dass die Körperzellen im Zeitraffer altern; die Hirnzellen sind davon nicht betroffen. Geistig ist Gamze daher auf dem Stand einer Zwölfjährigen.

Weltweit gibt es nur 50 Progerie-Kinder

Körperlich aber ist sie ein zwergenhafter Greis. Weil sich ihr Unterhautfettgewebe zurückgebildet hat, sieht sie ausgemergelt aus, Adern treten deutlich hervor. Fremde begaffen sie deshalb häufig. «Wenn ich in die Großstadt gehe, dann gucken die manchmal. Das nervt mich. Dann bleib ich lieber zuhause», sagt Gamze in der RTL2-Doku «Außergewöhnliche Menschen».

Tatsächlich ist sie ein ganz besonderes Kind. Denn in Deutschland gibt es nur drei bekannte Fälle von Progerie, weltweit leben circa 50 Menschen mit dem Gendefekt. Bisher gibt es kaum wirksame Therapien. Betroffene sterben häufig an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Gamze hat nicht mehr viel Zeit. Dass ihre Krankheit überhaupt erkannt wurde, war purer Zufall.