Von Eva Krafczyk - Uhr

Afrika isst anders: Mit Fingern und Bananenbier statt Gabeln

Wenn in Afrika aufgetischt wird, ist Fingerfertigkeit gefragt, denn Besteck ist tabu - jedenfalls, wenn man in einer traditionellen Dorfhütte am Familienessen teilnimmt. Für die nötige Lockerheit sorgt ein Schluck Bananenbier.

Beim traditionellen Familienessen in Afrika braucht es keine Gabeln. Alle essen mit den Fingern aus einem Topf. (Foto) Suche
Beim traditionellen Familienessen in Afrika braucht es keine Gabeln. Alle essen mit den Fingern aus einem Topf. Bild: dpa

Afrikaner brauchen keine Gabeln. Das behauptet ein afrikanisches Sprichwort, und in der Tat kommen traditionelle afrikanische Haushalte wunderbar ohne viel Geschirr und Besteck aus. Drei Finger - aber bitte schön stets mit der rechten Hand - dienen als Gabelersatz, mit dem Daumen kann schon mal diskret Essen aufgeschaufelt werden. Ein Platzgedeck passt so gar nicht zum Gemeinschaftserlebnis Mahlzeit. Auch wenn die meisten Städter «weiße» Tischsitten angenommen haben, heißt es bei einer Familienmahlzeit bei den Großeltern auf dem Dorf dagegen: Eine gemeinsame große Schüssel, aus der sich alle in der Runde bedienen, reicht völlig aus.

In westafrikanischen Ländern wie Senegal oder Ghana, in denen Reis einer der Hauptbestandteile des Speiseplans ist, haben alle Esser einen Löffel. In Ostafrika ist das allerdings kaum nötig: Denn in Kenia, Uganda oder Tansania gehört für die meisten Menschen täglich Ugali auf den Tisch. Das ist ein klebriger und meist auch ausgesprochen geschmacksneutraler Maisbrei, aus dem kleine Kügelchen geformt werden, um die Beilagen aufzunehmen.

Die meisten Kenianer schwören auf das sättigende Ugali - Ausländer tun sich meist etwas schwer damit, sich an den eher faden Geschmack zu gewöhnen. Noch mehr genießen die Einheimischen allerdings ein klassisches «Nyama Choma», einen Berg gegrillten Fleisches. Für viele kenianische Männer gehört am Wochenende ein knusprig gegrilltes Ziegenbein einfach dazu. Auf Dorffesten wiederum geht nichts ohne ein paar Eimer frisch gebrautes Bananenbier. Der säuerliche Geschmack ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Indische und arabische Einflüsse bereichern die Küstenregionen am Indischen Ozean. Currys mit Kokossoße sind zwischen Lamu und Sansibar ausgesprochen beliebt.

Der Westen liebt es etwas schärfer

Was Ugali für die Ostafrikaner ist Fufu für die Westafrikaner. Das Prinzip ist ähnlich - ein stärkehaltiger sättigender Brei, der im Fall von Fufu aus Cassavawurzeln oder Yams hergestellt wurde. Dazu gibt es dann Gemüse, Fisch oder Fleisch. Anders als die Ostafrikaner mögen es die Menschen an der Atlantikküste und in Zentralafrika außerdem gern etwas schärfer - Chilischoten, Okra, Ingwer oder Palmöl mit seinem typisch rötlichen Farbton gehören für sie in die Küche. Im Senegal und in Mali gelten Erdnüsse nicht nur als Snack, sie bilden auch die Grundlage für viele Soßen.

Pikant mögen es auch die Äthiopier. Die scharfe Chilipaste Berbera gehört für sie ebenso auf den Speiseplan wie Injera, ein leicht säuerlich schmeckendes dünnes Fladenbrot, das aus der Hirseart Teff zubereitet wird. Injera ist nicht nur Sättigungsbeilage, sondern dient auch als «Teller» und «Besteck». Eine große Rolle spielt in der äthiopischen Küche zudem der Kirchenkalender. Zwei- bis dreimal in der Woche sind Fastentage, an denen es keine Fleischgerichte geben darf.

Äthiopien ist zudem eines der wenigen Länder Afrikas, in denen Kaffeeliebhaber auf ihre Kosten kommen. Schließlich gilt das Land am Horn von Afrika als Mutterland des Kaffees - ein starker Macchiato ist kulinarisches Erbe der italienischen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg. In den Hochlandregionen Kenias und Tansanias wird zwar Kaffee angebaut, doch Kaffee gilt dort als «Ausländergetränk» - die meisten Afrikaner schwören auf Tee, und zwar mit viel Milch und reichlich Zucker. Dazu gibt es dann in der Frühstückspause Mandaazi, süßes, in Fett gebackenes Hefegebäck.

sck/iwi/ivb/news.de/dpa

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