Von news.de-Redakteurin Julia Pfeifer - Uhr

Gloria v. Thurn & Taxis: Punker-Fürstin und schnackselnde Schwarze

In den 1980er Jahren trug sie wegen ihres Privatlebens den Spitznamen «Punker-Fürstin». Heute sorgt sie mit Aussagen zum Sexualverhalten der Afrikaner für Aufsehen. Dazwischen hat sie das finanziell angeschlagene Haus von Thurn und Taxis aus der Schieflage befreit.

Sie auf ihr ausschweifendes Privatleben und ihre kontroversen Talkshow-Auftritte zu reduzieren, würde Gloria Prinzessin von Thurn und Taxis Unrecht tun. Die mittlerweile 51-Jährige hat ganz allein innerhalb eines Jahrzehnts das marode Milliardenunternehmen der Familie von Thurn und Taxis saniert. Sie verkaufte Tafelsilber und Familienschmuck, vermietet Teile ihres Schlosses und veranstaltet auf ihrem Grundstück Weihnachtsmärkte und Schlossfestspiele.

Man kann sagen, die einstige «Punker-Fürstin» hat frischen Wind in eines der ältesten deutschen Adelshäuser geblasen. Wäre da nur nicht ihr Hang zum Katholizismus. Gloria von Thurn und Taxis setzt sich zum Beispiel für eine Stiftung ein, die gegen Abtreibung ist. In Talkshows lässt sie gern Aussagen wie «Der Schwarze schnackselt gern» vom Stapel oder empfiehlt Homosexuellen «viel zu beten.» Dabei ist auch sie nicht immer eine Heilige gewesen. Als sie 1980 den 34 Jahre älteren Johannes Prinz von Thurn und Taxis heiratete, war sie bereits schwanger. Darauf angesprochen reagiert sie nüchtern: «Ich bin eine Sünderin. Shit happens.» Auf der anderen Seite ist sie glücklich über ihr erfülltes Leben: «Ich habe ein sehr abwechslungsreiches, schönes Leben und genieße es sehr. Es war mir immer bewusst, dass das ein Geschenk Gottes ist und dass ich dankbar dafür sein muss.»

Kindheit in Somalia, Jugend im europäischen Jet-Set

Abwechslungsreich war es in der Tat. 1960 wird sie als Mariae Gloria Ferdinanda Gerda Charlotte Teutonia Franziska Magarethe Frederike Simone Johanna Joachima Josefine Wilhelmine Huberta Gräfin von Schönburg-Glauchau in Stuttgart geboren. Ihre Mutter: eine ungarische Adelstochter. Ihr Vater, der Journalist Joachim Graf von Schönburg-Glauchau, der 1965 im Auftrag des Auswärtigen Amtes zusammen mit seiner Familie nach Somalia ging, um dort einen Rundfunk aufzubauen. Seine beiden Töchter verbrachten so die ersten Jahres ihres Lebens in Afrika, besuchten dort eine Benediktinerinnenschule.

1970 kehrte die Familie nach Deutschland zurück, Gloria machte ihren Realschulabschluss in Peckelsheim in Nordrhein-Westphalen und stürzte sich daraufhin ins europäische Jet Set-Leben. Auch ihre Heirat und die Geburt dreier Kinder (1980 Maria Theresia, 1982 Elisabeht, 1986 Albert) änderte daran nichts. Ganz im Gegenteil, auch ihr Mann soll kein Kostverächter gewesen sein. In einem Interview mit der Bild sagte Gloria von Thurn und Taxis: «Mein Mann war ein Kind seiner Zeit, der hat nix ausgelassen. Johannes und ich haben uns sehr geliebt, und er war froh, als wir uns gefunden hatten. Er wollte Kinder, ein bürgerliches Leben. Sollte er mich betrogen haben, hat er es so gut gemacht, dass ich es nicht bemerkt habe.»

«Prinzessin TNT»

In den 1980er Jahren sah man Gloria von Thurn und Taxis auf Zeitschriften-Covern, im Fernsehen (zum Beispiel als Gast bei Wetten, dass..?) und auf ihrer heißgeliebten Harley Davidson. Ihr Outfit? Ganz im Stil der Zeit: toupierte Haare, Lederhosen oder Kettenhemden. Von der Presse bekam die «Prinzessin T&T» den Spitznamen «Prinzessin TNT» oder «Punker-Fürstin».

Die wilden Jahre waren augenblicklich vorbei, als ihr Mann 1990 verstarb. Gloria von Thurn und Taxis musste die Leitung des Familienunternehmens übernehmen. Und das war keine leicht Aufgabe. Zwar zählte die Familie von Thurn und Taxis zu den reichsten Grundbesitzern Europas, liquide soll sie damals aber nicht gewesen sein.

So rigoros sie zuvor gefeiert hatte, so rigoros kremplte sie den Betrieb um. Sie entließ Mitarbeiter, eignete sich im Selbststudium betriebswirtschaftliches Wissen an und veräußerte, was nicht niet- und nagelfest war, darunter Familienschmuck und Kunst.

Dafür musste sie viel Kritik einstecken, die sie kühl konterte: Wenn ihr Sohn Albert einmal vom Familiensilberteller essen wolle, solle er das Geschirr einfach in einer Auktion ersteigern. Den familieneigenen Wald könne er später nicht wieder zurückkaufen.

Mithilfe der Millionen, die sie für die Veräußerung bekam, konnte sie in den 1990er Jahren die horrende Erbschaftssteuer zahlen. Sie vermietet Teile ihres riesigen Schlosses St. Emmeran in Regensburg an Awälte und Banken. Sogar Privatpersonen können dort in den herrschaftlichen Säalen gegen ein zugegeben sehr hohes Entgelt Feiern ausrichten. Jährlich veranstaltet Gloria von Thurn und Taxis im Schloss einen Weihnachtsmarkt und Schlossfestspiele, bei denen Künstler wie Anna-Maria Kaufmann oder David Garrett auftreten.

Homosexuelle sollen beten

Seit 2001 ist ihr Sohn Albert II. volljährig und führt die Geschäfte des Familienunternehmens. Gloria von Thurn und Taxis engagiert sich seitdem verstärkt für verschiedene wohltätige Zwecke. Vor allem aber macht sie mit ihrem Hang zum Katholizismus von sich reden. In einer Talkshow mit Michel Friedmann sagte sie 2001 den seitdem mehrfach zitierten Satz «Der Schwarze schnackselt gern.» Sie führt die hohe Aids-Rate nicht auf die fehlende Kondomaufklärung sondern auf das Sexualverhalten der Afrikaner zurück.

Dass Gloria von Thurn und Taxis nichts von Verhütung hält, bewies sie auch 2008, als sie in der Sendung von Sandra Maischberger ihr mit Kardinal Meisner gemeinsam geschriebenes Buch Die Fürstin und der Kardinal – Ein Gespräch über Glauben und Tradition vorstellte. Im Gespräch sagte sie «Die Pille ist eine Form von Abtreibung, das dürfen wir nicht vergessen.» In der gleichen Sendung empfahl sie Homosexuellen viel zu beten. Das sei zwar hart, aber «der steinige, steile Weg führt in den Himmel. Der breite, bequeme Weg führt in die Hölle». Ihr entschiedenes Eintreten für den Glauben bescherte ihr 2008 den St. Gregorious Orden, der direkt vom Papst verliehen wird, von dem Gloria zu Thurn und Taxis, wie sie selbst sagt, «Fan» ist.

Ihre Religiösität scheint Gloria von Thurn und Taxis an ihre Kinder weitergegeben zu haben. Ihre jüngste Tochter Elisabeth veröffentlichte 2009 ein Buch mit dem schlichten Titel fromm!. Sie selbst sagt dazu: «Fromm bedeutet nur, dass man seinen Glauben ernst nimmt und innerlich weiß, dass es mehr gibt als das, was hier auf der Welt glitzert und glänzt.» Elisabeth von Thurn und Taxis lebt in London, wo sie als freie Journalistin und Autorin arbeitet. Ihre Schwester Maria Theresis studiert in der gleichen Stadt Kommunikations- und Medienwissenschaft. Ihr Bruder Allbert II., der seit zehn Jahren die Familiengeschäfte leitet, hat sich auch als Rennfahrer einen Namen gemacht. Stürmischen Jugendjahre – wie sie ihre Mutter durchlebte – gibt es beim Thurn und Taxis-Nachwuchs offensichtlich nicht.

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juz/car/news.de