Von news.de-Redakteurin Fabienne Rzitki - Uhr

Handekzem: Linderung für geschundene Hände

Ein heißes Bad, Haare waschen, Geschirr abspülen - für acht Millionen Menschen wird das zum Spießrutenlauf. Sie leiden an einem Handekzem, das juckt und schmerzt. Warum es auftaucht und was Linderung verschafft, erklärt ein Experte.

Wer an einem Handekzem leidet, sollte die Hände intensiv pflegen. (Foto) Suche
Wer an einem Handekzem leidet, sollte die Hände intensiv pflegen. Bild: iStockphoto

Ekzeme gehören zu den häufigsten Hauterkrankungen in jedem Lebensalter. Von den zehn Prozent der Deutschen, die von einem Handekzem betroffen sind, haben etwa 300.000 eine schwer chronische Form. Sie sind einem sehr hohen Leidensdruck ausgesetzt. Oft führt das zur Arbeitsaufgabe und sozialer Isolation, da das tägliche Leben ganz erheblich beeinträchtigt ist.

Professor Ring, was ist ein Handekzem und wie äußert es sich?

Professor Johannes Ring: Ein Ekzem ist eine nicht ansteckende entzündliche Reaktion der obersten Hautschichten: Oberhaut und Lederhaut. Sie führt zu charakteristischen Hautveränderungen. Dabei kommt es meist zu stark juckenden Rötungen und Bläschen, die im weiteren Verlauf krustig werden können. Beim Übergang in eine chronische Verlaufsform enstehen Einrisse und es bilden sich SchwielenHyperkeratosen . Das Ekzem ist dann häufig äußerst schmerzhaft.

Wie entsteht ein Handekzem?

Ring: Es gibt verschiedene Formen, die von inneren und äußeren Faktoren abhängen. Die häufigste Form ist das irritativ-toxische Handekzem. Es entsteht durch Einwirkung von Schadstoffen auf die empfindliche Haut der Hände. Dazu gehören insbesondere Säuren, Laugen, Lösungsmittel, Reinigungsmittel, aber ganz besonders häufig einfach Wasser. Das sogenannte Hausfrauenekzem dürfte durch zu häufiges Arbeiten im Wasser eine der häufigsten Krankheiten darstellen. Beim allergischen Kontaktekzem führen kleinste Mengen von Stoffen, die normalerweise gut vertragen werden, zur Entwicklung einer überschießenden Immunreaktion. Häufigste Auslöser sind hier Metallsalze wie etwa Nickel, Chromat und Kobalt. Ebenso können Duft-, Kunst- und Klebstoffe sowie Substanzen in Kosmetika, Pflegemitteln und pflanzliche Stoffe das Kontaktekzem auslösen. Dagegen handelt es sich beim atopischen Handekzem um eine Neurodermitis der Hände, die sich besonders häufig unter dem Bild des dyshidrotischen Handekzems darstellt. Erschwerend kommt hinzu, dass die genannten Formen der verschiedenen Handekzeme bei ein und demselben Menschen gleichzeitig vorliegen oder sich überlappen können. Neurodermitiker haben nicht selten auch ein allergisches Kontaktekzem.

Wie erkennt der Arzt ein Handekzem?

Ring: Vermutet der Arzt ein Handekzem und hat andere Krankheiten wie Hautkrebs oder eine Infektion ausgeschlossen, geht es an die Ursachensuche. Ein Hauttest - in erster Linie der sogenannte Epikutantest - soll Klarheit verschaffen. Hier werden auf die unbehandelte und unbefallene Rückenhaut in kleinen Aluminiumkammern die Testsubstanzen aufgebracht und auf die Rückenhaut geklebt. Sie werden dort 24 bis 48 Stunden belassen. Dann werden die Pflaster entfernt, die Reaktionen abgelesen und die Areale markiert. Eine erneute Ablesung erfolgt nach 72 Stunden. Haben sich Bläschen gebildet, ist die Haut gerötet und geschwollen, liegt möglicherweise eine Ekzemreaktion vor. Bei einem durch Neurodermitis bedingten Handekzem sind zusätzlich sogenannte kutane Tests wie der Haut-Pricktest erforderlich, da nicht selten Allergien gegen Stoffe aus der Luft oder der Nahrung vorliegen.

Was verschafft Linderung?

Ring: Entscheidend ist die intensive Pflege der Hände - die zugleich Basis für jede Therapie ist. Dafür gibt es besondere Hautschutzcremes. Die Creme ist individuell unterschiedlich auszuwählen nach Hauttyp, Art des Ekzems, Akuitätakuter Verlauf der Krankheit der Veränderungen. Hier weiß der Hautarzt den besten Rat. Im akuten Zustand ist der Einsatz von Kortison die Methode der Wahl. Da Kortisonsalben nur sehr kurzzeitig eingesetzt werden, stellen die gefürchteten Nebenwirkungen wie einen Ausdünnung der Haut kein Problem dar. Ganz besonders wichtig bei der Wahl dieser Salben ist der Fett- beziehungsweise Wassergehalt. Je akuter, desto flüssiger sollte die Creme sein - je chronischer, desto fetter. Das ist die große Kunst des erfahrenen Hautarztes, der hier bei relativ milden Wirkstoffen hervorragende Effekte erzielen kann.

Besonders bewährt hat sich auch die sogenannte Lichttherapie mit langwelligem UV-LichtUVA . Die Wirkung kann in Kombination mit lichtsensibilisierenden Handbädern oder Cremes vor der Belichtung längerfristige Beschwerdefreiheit ermöglichen. In schweren Fällen hat sich auch eine Klimatherapie in spezialisierten Kliniken an der Nordsee oder im Hochgebirge als erfolgreich erwiesen. Neuerdings gibt es ein vielversprechendes Medikament, das als Kapsel eingenommen wird. Dabei handelt es sich um einen Vitamin-A-AbkömmlingRetinoid . Mit dem Präparat AlitretinoinToctino als Handelsname ist gerade in der Behandlung des Handekzems über langfristige Nachbeobachtung ein Durchbruch gelungen.

Wie groß sind die Chancen, dass das Ekzem wieder verschwindet?

Ring: Die Chancen der kompletten Abheilung sind sehr gut - eine sachgemäße Diagnostik, das Auffinden der spezifischen Auslöser und ein Meiden dieser vorausgesetzt. Allerdings stellt dies, wenn es sich um Berufsstoffe handelt, eine große Herausforderung dar. Das betrifft vor allem Frisöre, Floristen, Reinigungskräfte und Bäcker. Im schlimmsten Fall können Betroffene ihren Beruf nicht mehr ausüben.

Wie kann man ein Handekzem vermeiden?

Ring: Menschen, bei denen in der Familie Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis vorkommen, neigen häufiger dazu, ein Handekzem zu entwickeln als andere Personen. Sie sollten besonders sorgfältige Hautpflege betreiben. Für Hausfrauen gilt: unnötigen Kontakt mit Wasser und insbesondere den Einsatz von zu scharfen Seifen, Flüssigseifen, Reinigungsmitteln oder Desinfektionsmitteln einzuschränken. Meiner Meinung nach wird in Haushalten mit viel zu scharfen Substanzen umgegangen. Unsere Haut ist natürlicherweise mit Keimen besiedelt. Durch zu starke Hygiene und ständiges Desinfizieren wird dieses Gleichgewicht gestört und kann krankhafte Hauterscheinungen zur Folge haben.

Professor Johannes Ring ist Inhaber des Lehrstuhls für Dermatologie und Allergologie, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität München sowie Direktor des Christine Kühne-Center of Allergy Research and Education (CK_CARE) mit den Standorten München, Zürich und Davos.

som/eia/news.de