Von news.de-Redakteur Michael Kraft - Uhr

34 Tage ohne Alkohol: Von Jojos und Jägermeister

Es ist vorbei, nach fünf Wochen. Ich habe getrunken. Und zwar richtig. Schließlich standen Fußball, Musik und Wochenende auf dem Programm. Aber ich bin keineswegs schwach geworden. Ich habe mich entschieden. Und zwar richtig.

In ein paar Wochen ohne Alkohol kann sich die Leber selbst reparieren. (Foto) Suche
In ein paar Wochen ohne Alkohol kann sich die Leber selbst reparieren. Bild: news.de

Das habe ich mir sogar medizinisch bestätigen lassen. Es sei erwiesen, dass der gelegentliche Alkoholrausch nicht so schädlich für den Körper ist wie der regelmäßige Konsum kleiner Mengen. Also lieber alle paar Wochenenden ein Exzess als jeden Abend drei Bier. Noch etwas erleichtert mich: So etwas wie einen Jojo-Effekt nach der Abstinenz gibt es nicht. Alkohol ist für die Leber nach der Fastenzeit genauso schädlich wie vorher, sagt Holger Hoffmann von der Deutschen Leberhilfe.

Er erklärt auch, wie wohltuend die Abstinenz für das Organ ist, das den Alkohol im Körper abbaut. «Ohne Alkohol kann sich die Leber besser regenerieren. Auch kleine Zeiträume bewirken dabei schon etwas. Fünf bis sieben Wochen können sogar reichen, um kleine Schädigungen zu reparieren», sagt Hoffmann.

Er erklärt: Alkohol ist ein Gift, das der Leber schadet. Mit jedem Tropfen. Eine gesunde Leber verträgt bis zu einem Liter Bier oder einem halben Liter Wein pro Tag. Wenn man mehr trinkt, ist das Organ überfordert. Es kommt zu Entzündungen und zur Fibrose. Das bedeutet: Statt neuer, gesunder Leberzellen wird Bindegewebe produziert. Die Folge sind Verhärtungen und Verfettung, schließlich eine vollständige Vernarbung der Leber (Zirrhose).

«Eine Fibrose kann sich noch zurückbilden, wenn man über einen längeren Zeitraum auf Alkohol verzichtet. Bei einer Zirrhose ist es zu spät», sagt Hoffmann.

Natürlich ist das alles nicht allzu überraschend. Dass Fasten gesund ist und Alkohol ein Gift, wusste ich auch vorher. Trotzdem war es am Samstag soweit: Ein paar Freunde kamen vorbei, wir gingen ins Stadion, wir zählten die Ballverluste von Bastian Schweinsteiger (es waren 21) und danach war Party angesagt. Und ich hatte schon vorher beschlossen: Diese Tagesordnung passt nicht zum Fasten. Wie gesagt: Ich bin nicht schwach geworden, nicht eingeknickt, habe mich nicht verführen lassen. Ich habe beschlossen, ganz bewusst: Ab heute trinke ich wieder.

Die Bilanz: Ein paar Wodka-Red Bull, ein paar Bier aus Flaschen, ein Bier aus einem Plastikbecher, ein Jägermeister. Einfach oder doppelt? «Doppelt.» Es fühlt sich gut an, das zu sagen. Nach Freiheit. Nach «Ich weiß, was ich tue. Ich habe sorgfältig abgewogen und ich habe eine Entscheidung getroffen. Wie ein erwachsener Mensch.» Schön, dass das wieder geht. Und schön, dass ich jetzt wieder weiß: Ich kann auch Nein sagen. Und ich habe die sieben Wochen immerhin so gut wie durchgehalten, um ein Haar, beinahe. Denn «Fasten» kommt ja schließlich von «fast».

ruk