Donald Trump: Sie wickelt den US-Präsidenten um den Finger

Während die Europäer bei Donald Trump einen schweren Stand haben, umschmeichelt Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni den US-Präsidenten bei ihrem Besuch im Weißen Haus nach allen Regeln der Kunst. Trump überschüttet die 48-Jährige mit Komplimenten.

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Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni spricht bei ihrem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses in Washington. (Foto) Suche
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni spricht bei ihrem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses in Washington. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alex Brandon
  • Giorgia Meloni mit Charme-Offensive im Weißen Haus
  • Donald Trump überhäuft Italiens Ministerpräsidentin mit Komplimenten
  • US-Präsident kündigt Italien-Besuch an

Charme-Offensive im Weißen Haus: Bei ihrem US-Besuch hat Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni um die Gunst von Donald Trump geworben. Die rechte Politikerin gilt unter den europäischen Regierungschefs als eine der bevorzugten Ansprechpartnerinnen des US-Präsidenten.

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Beide Politiker demonstrierten bei dem Treffen am Donnerstag (17.04.2025) in Washington Einigkeit und betonten ihre gemeinsamen Ziele. Meloni erklärte, sie wolle den "Westen wieder großartig machen" - eine Anlehnung an Trumps bekannten Wahlslogan. Im Fokus des Besuchs stand der Zollstreit zwischen den USA und der Europäischen Union. Meloni versucht dabei, als "Brückenbauerin" zu agieren. Trump hatte vergangene Woche überraschend entschieden, vielen Staaten - darunter auch der EU - 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen zu gewähren. Die italienische Regierungschefin zeigte sich "sicher, dass wir einen Deal machen können" und betonte die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen.

"Sie ist großartig!" Trumps überschwängliches Lob für Meloni

Trump überhäufte die italienische Ministerpräsidentin während ihres Besuchs mit Komplimenten. Er bezeichnete Meloni als eine der "wahren Anführer der Welt" und lobte sie für ihren "fantastischen Job". "Sie ist großartig", rief Trump Reportern zu, als er Meloni vor dem Weißen Haus empfing. Die ganz in Weiß gekleidete Italienerin schmiegte sich daraufhin an den einen Kopf größeren US-Präsidenten. Der Republikaner betonte mehrfach, dass Meloni "eine Freundin" und eine "ganz besondere Person" geworden sei. Sie habe "Europa im Sturm erobert", so Trump. Bei ihrem gemeinsamen Auftritt vor Kameras im Weißen Haus gaben sich beide entspannt und scherzten miteinander.Meloni ihrerseits hob die ideologischen Gemeinsamkeiten beider Regierungen hervor. Sie betonte den gemeinsamen Kampf gegen "woke Ideologie", illegale Migration und synthetische Drogen.

Donald Trump überhäufte Giorgia Meloni mit Komplimenten. (Foto) Suche
Donald Trump überhäufte Giorgia Meloni mit Komplimenten. Bild: picture alliance/dpa/AP | Tom Brenner

Charme-Offensive im Weißen Haus: Meloni umschmeichelte Trump

Im Zollkonflikt umschmeichelte die 48-jährige Meloni den 30 Jahre älteren Trump nach allen Regeln der Kunst. Sie nannte die USA einen "verlässlichen Partner" und zeigte sich "sicher, dass wir einen Deal machen können". Ihre vorherige Kritik, die Trump-Zölle seien "falsch", wiederholte sie in Washington nicht. Stattdessen setzte die italienische Regierungschefin auf eine Charme-Offensive, die offenbar Früchte trug. Meloni machte sich den Trump-Slogan zu eigen und ersetzte "Amerika" durch "den Westen". Sie kritisierte zudem die "Woke-Ideologie" und beteuerte ihre harte Haltung gegenüber illegaler Migration - Themen, die Trump derzeit intensiv verfolgt.

Unter anderem die italienische Autoindustrie klagt über die Trump-Zölle. Seit Anfang April gelten für die Branche 25-prozentige Aufschläge für Ausfuhren in die USA. Sie treffen auch den Hersteller Stellantis, zu dem Fiat gehört. Italiens Lebensmittel- und Luxusbranche leiden ebenfalls unter den Aufschlägen.

US-Präsident äußerte sich zu möglichen Handelsabkommen

Trump gab sich bei dem Treffen mit Meloni optimistisch bezüglich eines Handelsabkommens mit der EU. "Oh, es wird einen Handels-Deal geben", sagte er und fügte hinzu: "100 Prozent!" Gleichzeitig machte der US-Präsident jedoch deutlich, dass er keine Eile sieht. "Zu einem gewissen Zeitpunkt" werde es wohl Abkommen mit den betroffenen Ländern geben, erklärte Trump: "Wir sind nicht in Eile." Trump betonte zudem die Vorteile seiner Zollpolitik: "Zölle machen uns reich." Derzeit gilt ein Basis-Zollsatz von zehn Prozent auf EU-Produkte sowie 25 Prozent für Autos, Stahl und Aluminium.

Anfang April hatte Trump hohe Zölle gegen zahlreiche Länder verhängt, für die EU war ein Aufschlag von 20 Prozent vorgesehen. Eine Woche später vollzog der US-Präsident jedoch eine Kehrtwende und verkündete eine "Pause" von 90 Tagen, in der für die meisten Produkte ein Mindestsatz von zehn Prozent gilt.

Giorgia Meloni als "Brückenbauerin" bei Trump

In der EU wird Melonis Besuch bei Trump mit gemischten Gefühlen gesehen. Frankreichs Industrieminister Marc Ferracci warnte vor "bilateralen Diskussionen" mit Trump und betonte, dass nur ein geeintes Europa stark sei. Die oppositionelle italienische Demokratische Partei wirft Meloni sogar vor, das "trojanische Pferd der US-Regierung in Europa" zu sein. Offiziell verhandelt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Namen der Mitgliedsländer mit den USA über die Zölle.

Eine Kommissionssprecherin nannte Melonis Reise dennoch "sehr willkommen" und erklärte, sie sei mit von der Leyen abgestimmt. Die italienische Regierungschefin hatte vorab als Ziel des Treffens erklärt, Trump von einem Treffen mit EU-Chefin von der Leyen zu überzeugen. Trump äußerte sich jedoch ausweichend auf die Frage nach einem persönlichen Treffen mit von der Leyen. "Wir werden kaum Probleme haben, ein Abkommen mit Europa oder irgendjemand anderem zu schließen", sagte er lediglich.

"In naher Zukunft!" Trump stimmt Italien-Besuch zu

Meloni konnte bei ihrem Besuch in Washington einen diplomatischen Erfolg verbuchen: Trump hat einer Einladung nach Rom "in naher Zukunft" zugestimmt. Es wäre die erste Europa-Reise des 78-Jährigen seit seinem Amtsantritt vor fast hundert Tagen.

Die italienische Ministerpräsidentin erklärte, der US-Präsident ziehe auch die "Möglichkeit in Betracht", sich mit weiteren europäischen Spitzenpolitikern zu treffen. Meloni deutete an, dass ein Besuch Trumps in Italien auch eine Chance sein könnte, mit anderen Europäern ins Gespräch zu kommen.

Nach ihrer Rückkehr aus Washington setzte Meloni ihre Charme-Offensive unmittelbar fort: Am Freitag wollte sie US-Vizepräsident J.D. Vance in Rom empfangen. Vance hatte die europäischen Verbündeten bei einer Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz vor den Kopf gestoßen und ihnen vorgeworfen, die Meinungsfreiheit einzuschränken.

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/news.de/dpa/stg

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