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Ukraine-Krieg heute im News-Ticker: Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Geschehnisse vom 11.05.2023 im Überblick

Wladimir Putins Truppen droht die Einkesselung bei Bachmut. (Foto) Suche
Wladimir Putins Truppen droht die Einkesselung bei Bachmut. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Alexei Danichev

+++ Kiew: Kämpfe in und um Bachmut dauern an +++

Trotz ihrer jüngsten Gebietsverluste haben russische Truppen ihre Angriffe in und um die ostukrainische Stadt Bachmut am Donnerstag fortgesetzt. Die russischen Attacken seien auch von Kampfflugzeugen unterstützt worden, teilte der ukrainische Generalstab am Abend in seinem täglichen Lagebericht mit. Der Frontverlauf sei unverändert geblieben.

Auch aus Marjinka wurden neue russische Angriffe gemeldet. Insgesamt seien im Ostabschnitt der Fronten bei Bachmut, Marjinka, Awdijiwka und Liman am Donnerstag rund 30 Angriffe des russischen Militärs gezählt worden, hieß es.

+++ Moskau meldet weitere Angriffe auf Bachmut - Kritik von Prigoschin +++

Die russischen Angriffe auf die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut dauern Angaben aus Moskau zufolge an."Die Sturmabteilungen führen im Gebiet Donezk ihre Angriffe im westlichen Teil der Stadt Artjomowsk (sowjetischer Name von Bachmut) fort. Die Luftlandetruppen haben sie dabei unterstützt und die Einheiten der ukrainischen Streitkräfte an den Flanken gebunden", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag. Dabei seien 230 Gegner getötet und mehrere Militärfahrzeuge, darunter eine Haubitze außer Gefecht gesetzt worden.

Söldnerchef Prigoschin hatte zuvor seine Vorwürfe gegenüber dem Militär wegen angeblich fehlender Unterstützung in Bachmut erneuert. So wies der 61-Jährige auch die Äußerung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zurück, dass Kiew noch Zeit für den Beginn seiner Offensive brauche. Diese Offensive sei in Bachmut bereits voll im Gange. "Die ukrainischen Einheiten gehen bei Bachmut an den Flanken vor - und haben leider teilweise Erfolg damit", sagte er auf dem Telegram-Kanal seines Pressedienstes und widersprach den Angaben aus Moskau. Zugleich halte der Munitionsmangel seiner Einheiten an, «weil die Versprechungen des Verteidigungsministeriums nicht erfüllt wurden».

Kremlsprecher Dmitri Peskow kommentierte die Ausfälle Prigoschins gegenüber der Militärführung erneut nicht. Derweil berichtete das unabhängige Internetmedium Medusa unter Berufung auf eigene Quellen, dass die ständigen Angriffe Prigoschins gen Moskau begonnen hätten, "die oberste Führung des Landes ernsthaft zu beunruhigen".

Prigoschin hatte vor einigen Tagen etwa auch gesagt: "Ein glücklicher Opa denkt, dass alles gut ist. Aber was soll das Land tun, wenn sich herausstellt, dass dieser Opa ein völliger Idiot ist?" Anschließend gab es in sozialen Netzwerken eine Diskussion darüber, wen Prigoschin damit meinte. Kremlchef Wladimir Putin wird in der Bevölkerung teilweise despektierlich als "Opa" oder "Bunker-Opa" bezeichnet.

+++ Kreml erklärt Kriegsziele in der Ukraine für "teilweise" erreicht +++

Mehr als 14 Monate nach dem Einmarsch in die Ukraine hat Russland eigenen Angaben zufolge seine Kriegsziele "teilweise" erreicht. Wichtigste Aufgabe sei es gewesen, die Menschen im Donbass zu schützen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in einem Interview mit dem bosnischen Fernsehsender ATV. "Teilweise ist es uns gelungen, diese Aufgabe zu erfüllen, zum Teil sind wir davon aber noch weit entfernt", so Peskow. Russland hat seit Kriegsbeginn den angeblichen Schutz der Bevölkerung im Donbass als Vorwand für seine Angriffe genutzt, infolge derer auch über die Ostukraine hinaus Gebiete besetzt und völkerrechtswidrig annektiert wurden.

Das Ausbleiben sichtlicher Erfolge in den vergangenen Monaten erklärte Peskow damit, dass die russische Armee angeblich gar keinen Krieg führe. "Krieg führen, ist etwas ganz anderes, das bedeutet die totale Zerstörung der Infrastruktur, die totale Zerstörung von Städten. Wir tun das nicht", sagte der Kremlsprecher. Tatsächlich aber attackiert das russische Militär seit dem vergangenen Herbst regelmäßig ukrainische Städte und Objekte der Infrastruktur - speziell das Energieversorgungsnetz - mit Raketen und Drohnen. Städte wie Mariupol, Sjewjerodonezk und Bachmut haben sich infolge des russischen Eroberungskriegs in Ruinenfelder verwandelt. Tausende ukrainische Zivilisten sind bereits gestorben.

Die verlustreichen Kämpfe um die ostukrainische Stadt Bachmut charakterisierte Peskow dabei lediglich als "schwere Angriffshandlungen". Auf den Konflikt zwischen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und der Führung des Verteidigungsministeriums in Moskau ging er nicht näher ein, sondern sprach nur von "überbordenden Emotionen". Schon im vergangenen Herbst nach einer Reihe von Niederlagen in dem von ihm befohlenen Krieg hatte Kremlchef Wladimir Putin erklärt, Russland habe noch gar nicht angefangen, Krieg zu führen. Die Worte wurden als Drohung aufgefasst, den Konflikt weiter zu eskalieren - auch angesichts einer Teilmobilmachung. Dennoch ist es Russland im Laufe der Winterkampagne nicht geglückt, größere Geländegewinne zu erzielen.

+++ Russische Truppen um zwei Kilometer zurückgedrängt +++

Die ukrainische Armee hat die russischen Truppen bei Bachmut nach eigenen Angaben stellenweise weit zurückgedrängt. "Wir führen dort effektive Gegenangriffe", teilte der ukrainische Heereskommandeur Olexander Syrskyj auf Telegram mit. An einigen Frontabschnitten der seit Monaten schwer umkämpften Stadt im Osten der Ukraine seien die russischen Truppen um bis zu zwei Kilometer zurückgewichen.

Nach Syrskyjs Darstellung sind die bei Bachmut eingesetzten Wagner-Kampfverbände an einigen Abschnitten durch reguläre russische Armee-Einheiten ersetzt worden. Diese weniger gut ausgebildeten Einheiten seien nun geschlagen worden, sagte Syrskyj. Allerdings gehe die Schlacht um Bachmut weiter. Die Angaben der ukrainischen Militärs zu ihren Erfolgen konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

+++ Wagner-Söldner und Russen-Armee verfeindet an der Ukraine-Front +++

Die Zusammenarbeit von Wagner-Söldnern und regulären russischen Truppen im umkämpften Bachmut könnte angeblich kaum schlechter sein. Der Telegram-Post der russischen Freiwilligen mit dem Namen Anastasia Kashewarowa scheint das deutlich zu machen. "Jeder kämpft nur für sich und sieht nicht, was um ihn herum passiert. Jeder hält sich für den Helden und die anderen für Faulenzer", macht die Russin die Fehde zwischen den Söldnern und der Armee deutlich.

Durch die kaum oder nicht vorhandene Kommunikation sei es erst möglich gewesen, dass die Wagner-Söldner so massive Verluste hinnehmen und sich mehrere Kilometer zurückziehen mussten. Dies habe zu gegenseitigen Schuldzuweisungen und verbalen Attacken geführt. Die Frau schreibt auch davon, dass es eine Anweisung aus dem russischen Verteidigungsministerium geben würde, die eine Zusammenarbeit mit den Wagner-Söldnern ausschließt. Für sie ist klar: "Wenn ihr euren Stolz nicht überwindet, werden wir nicht gewinnen."

+++ Söldner-Chef Prigoschin befürchtet Einkesselung bei Bachmut +++

Der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner befürchtet eine Einkesselung seiner Einheit in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut. "Angesichts fehlender Munition droht sich der "Fleischwolf" nun in umgekehrter Richtung zu drehen", schrieb Jewgeni Prigoschin am Mittwochabend auf Telegram. Wegen hoher Verluste habe Wagner den Flankenschutz regulären Einheiten der russischen Armee überlassen müssen, die nach Berichten ukrainischer Militärs vom Mittwoch bis zu zwei Kilometer zurückgedrängt wurden.

"Es besteht jetzt die ernsthafte Gefahr der Einkesselung von Wagner durch den Zusammenbruch der Flanken", schrieb Prigoschin. "Und die Flanken weisen bereits jetzt Risse auf und bröckeln." Nach Prigoschins Einschätzung hat Bachmut "keinen strategischen Wert". Der Kampf um Bachmut sei von russischer Seite nur aufgenommen worden, um nach dem Rückzug russischer Truppen aus anderen Teilen der Ukraine das Potenzial der ukrainischen Streitkräfte zu zermürben.

+++ Selenskyj: Russische Tyrannei wird nirgendwo herrschen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj versprach seinen Landsleuten, die russischen Besatzer mit ausländischer Unterstützung restlos aus dem Land zu vertreiben. "Wir werden dem Feind nicht ein einziges Stück unseres Landes überlassen - die Tyrannei wird nirgendwo herrschen", sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. "Vergessen wir nicht, dass jeder Tag, an dem sich der Besatzer auf unserem Land aufhält, für ihn eine Versuchung darstellt, zu glauben, dass er Erfolg haben wird", sagte Selenskyj. "Er wird keinen Erfolg haben! Wir müssen Freiheit, Sicherheit und Europa in das gesamte ukrainische Land zurückbringen."

Schon jetzt werde der Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes mit ausländischer Hilfe vorbereitet, sagte Selenskyj - von Wirtschaft und Industrie über Rüstung, Energie, Infrastruktur und Bildung bis hin zu Sozialem und zum Gesundheitswesen. "Jetzt, im Mai, werden wir die konkreten Punkte dieser staatlichen Programme abschließen, und im Juni werden wir mit unseren (ausländischen) Partnern an unseren Plänen arbeiten", sagte Selenskyj. "Hier, in der Ukraine, wird die Welt sehen, wozu Europa fähig ist."

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