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Russen-Kampfjet kollidiert mit US-Drohne: USA warnen Russland nach Absturz: Droht eine Eskalation?

Nachdem ein russischer Kampfjet über dem Schwarzen Meer mit einer US-Drohne kollidierte, nehmen die Spannungen zwischen den Ländern zu. Droht eine Eskalation? Das sagen Nato-Diplomaten nach dem Drohnen-Absturz.

Ein russischer Kampfjet kollidierte über dem Schwarzen Meer mit einer US-Drohne. (Foto) Suche
Ein russischer Kampfjet kollidierte über dem Schwarzen Meer mit einer US-Drohne. Bild: picture alliance/dpa/kyodo | Uncredited

Nachdem eine unbemannte US-Militärdrohne im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer mit einem russischen Kampfjet zusammengestoßen sein soll, ist die Sorge groß, dass der russische Krieg gegen die Ukraine auf andere Staaten übergreifen könnte. Ist das überhaupt möglich?

US-Militärdrohne mit Russen-Kampfjet kollidiert

Nach Angaben des US-Militärs war eine unbemannte amerikanische Militärdrohne am Dienstag (14.03.2023) in internationalem Luftraum über dem Schwarzen Meer mit einem russischen Kampfjet zusammengestoßen. US-Kräfte hätten die Drohne nach der Kollision zum Absturz bringen müssen, erklärte das US-Verteidigungsministerium. Die Amerikaner gaben Russland die Schuld für den Zusammenstoß und beklagten ein "unsicheres und unprofessionelles" Handeln der russischen Seite.

"Unser MQ-9-Fluggerät führte Routineoperationen im internationalen Luftraum aus, als es von einem russischen Flugzeug abgefangen und gerammt wurde", sagte US-Luftwaffengeneral James Hecker. "Das führte zu einem Absturz und kompletten Verlust der MQ-9." Wegen des "gefährlichen und unprofessionellen" Vorgehens der Russen sei beinahe auch der russische Kampfjet abgestürzt. "Die Flugzeuge der USA und der Alliierten werden weiterhin im internationalen Luftraum operieren und wir fordern die Russen auf, sich professionell und sicher zu verhalten", sagte Hecker. Laut Eucom hättedie Su-27 bereits vor dem Zusammenstoß Treibstoff auf die Drohne abgelassen und sei vor dem unbemannten Gerät geflogen.

MQ-9 abgestürzt: Russischer Kampfjet krachte in US-Drohne

Das US-Außenministerium bestellte wegen des Vorfalles den russischen Botschafter ein. Moskau wies die Vorwürfe zurück und erklärte, die Drohne sei nach einem scharfen Ausweichmanöver abgestürzt. Kirby sagte dazu dem Sender CNN: "Wir weisen das Dementi der Russen selbstverständlich zurück." Er mahnte, nach einem Jahr des russischen Krieges gegen die Ukraine sollte jeder alles, was die Russen über Aktivitäten in und um die Ukraine sagten, mit größter Vorsicht genießen. Das Schwarze Meer grenzt sowohl an Russland als auch an die Ukraine. Auf die Frage, ob die USA Beweise für ihre Darstellung vorlegen könnten, sagte Kirby: "Wir schauen uns einige Bilder an, um zu sehen, ob sie geeignet sind, veröffentlicht zu werden. Aber wir haben noch keine Entscheidung dazu getroffen."

Vom US-Militär hieß es zum Ablauf des Vorfalls, zwei russische Kampfjets vom Typ Su-27 hätten ein Abfangmanöver mit der amerikanischen Drohne vom Typ MQ-9 betrieben, die im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer geflogen sei. Einer der Kampfjets habe dabei den Propeller der US-Drohne getroffen und sei im Grunde in die Drohne reingeflogen. Diese sei danach nicht mehr manövrierfähig gewesen, US-Kräfte hätten sie deshalb vom Himmel holen und ins Meer stürzen lassen müssen. Durch den Crash habe man die Drohne komplett verloren. Zu einer möglichen Bergung des Fluggeräts äußerte sich das Pentagon zunächst nicht. Kirby sagte lediglich, die USA hätten Vorkehrungen getroffen, damit die Drohne nicht in fremde Hände gerate.

Pentagon-Sprecher Pat Ryder erklärte, der Vorfall habe vermutlich auch an dem russischen Kampfjet einen Schaden verursacht. Die beiden russischen Jets hätten sich etwa 30 bis 40 Minuten in der Nähe der US-Drohne aufgehalten, bevor es zur Kollision gekommen sei. Das US-Militär gab an, vor dem Zusammenstoß hätten die russischen Flieger Treibstoff über der US-Drohne abgelassen und seien mehrfach vor dieser hergeflogen - in rücksichtsloser, umweltschädlicher und unprofessioneller Weise. Dies zeuge von einem "Mangel an Kompetenz". US-Präsident Joe Biden wurde über den Vorfall informiert.

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Putin-Regierung dementiert Verantwortung am Drohnen-Absturz

Russlands Verteidigungsministerium wies jede Verantwortung für den Absturz von sich. Die Drohne sei weder beschossen noch auf andere Weise angegriffen worden, hieß es in einer von der Staatsagentur Tass verbreiteten Mitteilung. Jets der Luftwaffe seien aufgestiegen, um einen unbekannten Eindringling über dem Schwarzen Meer zu identifizieren. Bei einem scharfen Ausweichmanöver habe die Drohne rapide an Höhe verloren und sei abgestürzt, lautete die Darstellung aus Moskau. "Die russischen Kampfflugzeuge haben keine Bordwaffen eingesetzt, sind nicht in Kontakt mit dem unbemannten Flugapparat geraten und kehrten sicher zu ihrem Heimatflughafen zurück."

Russischer Botschafter behauptet: USA sammelt mit Drohnen Aufklärungsdaten für die Ukraine 

Moskaus Botschafter in Washington warf den USA vor, mit ihren Drohnen Aufklärungsdaten für die Ukraine zu sammeln. "Was machen sie Tausende Meilen entfernt von den Vereinigten Staaten? Die Antwort ist offensichtlich - sie sammeln Geheimdienstinformationen, die später vom Kiewer Regime genutzt werden, um unsere Streitkräfte und unser Territorium anzugreifen", teilte der russische Botschafter Anatoli Antonow in Washington mit, wie die russische Staatsagentur Tass am Mittwoch (Ortszeit) berichtete. Russland gehe davon aus, dass die USA von weiteren Spekulationen in den Medien absähen "und ihre Einsätze in der Nähe der russischen Grenzen einstellen". Die "inakzeptablen Aktionen des US-Militärs in unmittelbarer Nähe zu unseren Grenzen" gäben Anlass zur Sorge. "Wir wissen sehr wohl, für welche Aufgaben solche Aufklärungs- und Kampfdrohnen eingesetzt werden."

Angst vor militärischer Konfrontation wächst: Diplomaten rechnen nicht mit einer Eskalation

Angesichts des Ukraine-Krieges ist die Lage besonders angespannt und die Angst vor einer möglichen direkten militärischen Konfrontation zwischen den USA und Russland groß. Trotz des Vorfalls rechnen Nato-Diplomaten in Brüssel nicht damit, dass es zu einer Eskalation kommt. "Ich gehe davon aus, dass diplomatische Kanäle das abmildern werden", sagte ein westlicher Militärvertreter gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Kiews Militär verteidigt US-Drohnen über Schwarzem Meer

Die ukrainischen Luftstreitkräfte haben nach dem militärischen Zwischenfall im Schwarzen Meer den Einsatz von US-Aufklärungsdrohnen dort verteidigt. "Das Schwarze Meer ist kein Binnenmeer Russlands, so wie sie das Asowsche Meer besetzt haben und es für ihres halten", sagte der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Jurij Ihnat, im Fernsehen in Kiew in der Nacht zum Mittwoch. Anrainer des Schwarzen Meeres seien auch Nato-Mitglieder, darunter die Türkei und Rumänien, weshalb die US-Drohnen dort auf rechtlicher Grundlage agierten. Die USA hatten sich auf internationales Recht berufen, das den Einsatz über neutralen Gewässern erlaubt. Anstelle der abgestürzten sei bereits eine neue US-Dohne im Einsatz, sagte Ihnat in Kiew. Der Zwischenfall ereignete sich demnach am Dienstag südöstlich der zur Ukraine gehörenden Schlangeninsel im Schwarzen Meer. Die USA hätten schon lange vor Beginn der großflächigen Invasion am 24. Februar vorigen Jahres dort das Monitoring und die Aufklärung geleistet.

MQ-9 dient der Aufklärung

Die MQ-9-Drohne wird in erster Linie zur Aufklärung genutzt, kann aber auch Präzisionsangriffe durchführen. Sie wird aus der Ferne gesteuert. Das Pentagon wollte keine genaueren Angaben dazu machen, was genau die Mission der Drohne in diesem Fall gewesen sei und ob sie bewaffnet war oder nicht. Abfangmanöver haben nicht unbedingt zum Ziel, ein Flugzeug abzudrängen oder zur Landung zu zwingen, sondern dienen oft dazu, um etwa durch Sichtkontakt festzustellen, ob von einem verdächtigen Fluggerät eine Gefahr ausgeht. Kirby betonte, solche Abfangmanöver seien nicht ungewöhnlich. Dieser Fall steche allerdings heraus durch das unsichere und unprofessionelle Vorgehen der russischen Seite.

Das US-Militär kritisierte, der Vorfall reihe sich ein in eine Serie gefährlicher Aktionen von russischen Piloten gegenüber Flugzeugen der USA und der Alliierten im internationalen Luftraum, auch über dem Schwarzen Meer. Diese "aggressiven Handlungen" der Russen seien gefährlich und könnten zu "unbeabsichtigten Eskalationen" führen.

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/loc/news.de/dpa

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