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Corona-Regeln in Deutschland: Wer blickt da noch durch? Knatsch um Politiker-Reisen und Klassenfahrten

Der Regel-Dschungel in der Corona-Pandemie wird immer undurchsichtiger: Während Schülerreisen in Deutschland verboten bleiben, dürfen Politiker wie Gesundheitsminister Jens Spahn ohne Quarantänepflicht um den Globus jetten.

Jens Spahn auf großer Reise: Der Bundesgesundheitsminister tritt den Rückflug von Südafrika nach Deutschland an. (Foto) Suche
Jens Spahn auf großer Reise: Der Bundesgesundheitsminister tritt den Rückflug von Südafrika nach Deutschland an. Bild: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

Vor der Corona-Pandemie war Verreisen so selbstverständlich wie Brötchenkaufen beim Bäcker: Rein in den Flieger und auf zu den schönsten Reisezielen rund um den Globus! Doch das weltweit grassierende Coronavirus hat die Reisefreuden nachhaltig getrübt: Wer ins Ausland möchte, muss sich vorher im Detail über Test- und Quarantänepflichten informieren und kann nur hoffen, dass das Reiseziel der Wahl nicht kurzfristig als Risikogebiet eingestuft wird.

Coronavirus aktuell: Einreise aus Risikogebiet ohne Quarantäne? Für Politiker ist das erlaubt

Allerdings scheint das nicht für alle Reisenden zu gelten: Wie in der aktuellen Coronavirus-Einreiseverordnung festgehalten ist, sind Personen, die "als Teil von offiziellen Delegationen über das Regierungsterminal des Flughafens Berlin Brandenburg oder über den Flughafen Köln/Bonn nach Deutschland zurückreisen und sich weniger als 72 Stunden in einem Risikogebiet aufgehalten haben", nicht dazu verpflichtet, sich für zehn Tage in Quarantäne zu begeben, sobald sie wieder deutschen Boden unter den Füßen haben - sogar wenn die Einreise aus einem erklärten Risikogebiet wie Südafrika erfolgt.

Bundesgesundheitsminister Spahn nach Südafrika-Trip ohne Quarantäne zurück in Deutschland

Aktuelles Beispiel: Jens Spahns Abstecher nach Südafrika. Vergangene Woche weilte der Bundesgesundheitsminister im Rahmen eines dienstlichen Blitzbesuchs in Südafrika. Zu Beginn seines zweitägigen Besuchs traf Jens Spahn auf seinen südafrikanischen Amtskollegen Zweli Mkhize und informierte sich über den aktuellen Stand der Pandemie in dem 59-Millionen-Einwohner-Land. Hintergrund von Spahns Besuch waren auch Ankündigungen der EU, Herstellung und Zugang zu Impfstoffen in Afrika zu fördern. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte angekündigt, dass die EU mit einer Milliarde Euro den Bau von Standorten unterstützen werde.

Keine Quarantäneregeln für Politiker? Jens Spahn entfacht Wut-Debatte zu Auslandsreisen

Am frühen Sonntagmorgen landete Spahn bereits wieder in Deutschland - weniger als 24 Stunden später war der Bundesgesundheitsminister im TV-Studio zu Gast, um an der Talkrunde bei "Anne Will" teilzunehmen. Die offiziellen Regeln hat Jens Spahn damit nicht umgangen: Der Bundesgesundheitsminister war weniger als 72 Stunden im Ausland und hat zudem nicht nur eine Coronavirus-Infektion überstanden, sondern ist auch bereits gegen das Virus geimpft worden. Dennoch hinterließen die Blitzreise und der TV-Auftritt Jens Spahns bei vielen einen bitteren Nachgeschmack. CDU-Politiker Wolfgang Bosbach formulierte es der "Bild" gegenüber beispielsweise so:"Ich kann gut verstehen, wieso sich viele Menschen fragen, warum das Infektionsrisiko auf einer Delegationsreise geringer sein soll als auf einer normalen geschäftlichen Dienstreise."

Keine Klassenfahrten erlaubt: Schulreisen erst nach Wegfall der Bundesnotbremse möglich

In der "Bild" wurde daraufhin losgezetert, weshalb Politiker wie Jens Spahn scheinbar unbehelligt in der Welt herumreisen dürften, Klassenfahrten in Deutschland jedoch nach wie vor untersagt seien, auch wenn die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland rapide gesunken ist. Nach Recherchen der "Bild" sind Schülerreise unter anderem in NRW, in Sachsen, Bremen, Hamburg oder im Saarland verboten. Es gibt jedoch ein Licht am Ende des Tunnels: Sollte Ende Juni die Bundesnotbremse außer Kraft gesetzt werden, sind weitreichende Lockerungen in Deutschland abzusehen - dann dürften auch Klassenfahrten endlich wieder stattfinden können.

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/news.de/dpa

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