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Kindesmissbrauch in Edenkoben: Zehnjährige entführt und missbraucht - der Tatverdächtiger ist vorbestraft

Nach einer wilden Verfolgungsjagd klickten die Handschellen: In Edenkoben (Pfalz) soll ein 61-Jähriger ein zehnjähriges Mädchen auf dem Schulweg entführt und sexuell missbraucht haben. Nun sitzt der vorbestrafte Sextäter in U-Haft.

In Edenkoben (Südliche Weinstraße) ist ein 61-jähriger Mann wegen der Entführung und des sexuellen Missbrauchs eines zehnjährigen Mädchens festgenommen worden (Symbolfoto). (Foto) Suche
In Edenkoben (Südliche Weinstraße) ist ein 61-jähriger Mann wegen der Entführung und des sexuellen Missbrauchs eines zehnjährigen Mädchens festgenommen worden (Symbolfoto). Bild: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Ein 61-Jähriger soll am 11. September 2023 im pfälzischen Edenkoben eine Zehnjährige auf dem Schulweg im Auto entführt und sexuell missbraucht haben. Nach einer Verfolgungsjagd mit hohem Tempo und mehreren Unfällen nahmen Polizisten ihn fest. Er kam noch am Montag in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Landau und das Polizeipräsidium Rheinpfalz mitteilten. Dem Mann wird neben Freiheitsberaubung auch der sexuelle Missbrauch eines Kindes vorgeworfen.

Entführung einer Zehnjährigen - Tatverdächtiger ist vorbestraft

Der Tatverdächtige im Entführungs- und Missbrauchsfall einer Zehnjährigen in Rheinland-Pfalz ist bereits wegen Sexualstraftaten, Körperverletzung und Eigentumsdelikten verurteilt worden. Wegen Verstößen gegen Weisungen nach seiner letzten Inhaftierung sei kurz vor der Tat in Edenkoben eine Anklageschrift mit Haftbefehl an das zuständige Amtsgericht verschickt worden, sagte Hubert Ströber, Leitender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Frankenthal. Der 61-Jährige sei im Jahr 2008 wegen einer Sexualstraftat verurteilt worden und nach Verbüßen der Haftstrafe seit Mitte Juli wieder auf freiem Fuß gewesen, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt. Danach habe er unter Führungsaufsicht gestanden. Bei den Verstößen gegen die Auflagen habe es sich unter anderem um Kontakt- und Aufenthaltsverbote sowie das Tragen einer elektronischen Fußfessel gehandelt. Der Haftbefehl sei wegen des Verdachts der Flucht- und Verdunklungsgefahr von der Staatsanwaltschaft gestellt worden.

Polizei: "Wir haben auch nicht das Gefahrenpotenzial von ihm unterschätzt"

Nach Ansicht des Vizepräsidenten des Polizeipräsidiums Rheinpfalz, Andreas Sarter, hat die Polizei den Tatverdächtigen im mutmaßlichen Missbrauchsfall in Edenkoben nicht unterschätzt. "Wir haben keine 24/7-Observationsmaßnahmen durchgeführt. Und von daher ist er uns auch nicht verloren gegangen", sagte Sarter am Donnerstag in Ludwigshafen. "Ich möchte auch noch mal betonen: Wir haben auch nicht das Gefahrenpotenzial von ihm unterschätzt. Uns war bekannt, mit welchem Menschen wir zu tun haben."

Wegen einer Reise des 61-Jährigen nach Kroatien sei eine schengenweite Ausschreibung zur polizeilichen Beobachtung beantragt worden, so Sarter zudem. Insgesamt habe die Polizei zu dem vorbestraften Sexualstraftäter seit seiner Haftentlassung im Juli mehr als 25 Mal Kontakt aufgenommen.

Es sei geprüft worden, ob Schulen über die Entlassung des Mannes informiert und vor ihm gewarnt werden sollten. Allerdings habe sich der Mann frei bewegen dürfen und auch in seinem Auto genächtigt, sodass er mobil gewesen sei. Daher sei eine räumliche Eingrenzung der Warnung nicht sinnvoll gewesen. Der Mann habe geplant, etwa nach Leipzig zu ziehen oder nach Kroatien auszuwandern.

Mädchen (10) auf Schulweg von Sex-Täter entführt und missbraucht

Der 61-Jährige soll nach ersten Ermittlungen die Schülerin am Morgen in sein Auto gezogen haben und über Feldwege davongefahren sein. Eine halbe Stunde später meldete eine Zeugin der Polizei ein "auffälliges" Verhalten des Autofahrers. Als wiederum eine knappe Stunde später die Schülerin von ihrem Vater als vermisst gemeldet wurde, weil sie nicht zum Unterricht erschienen war, fahndete die Polizei nach ihr.

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Etwa eine halbe Stunde später entdeckten Beamte den Autofahrer auf einer Landstraße und verfolgten ihn. Der 61-Jährige verhielt sich den Ermittlungsbehörden zufolge "grob verkehrswidrig und rücksichtslos" und flüchtete teilweise mit sehr hoher Geschwindigkeit. Dabei verursachte er nach derzeitigen Stand drei Verkehrsunfälle. Es gab nach ersten Erkenntnissen keine Verletzten. Auf einer Bundesstraße gelang es Polizisten, das Auto zu stoppen.

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Mädchen (10) in Edenkoben aus den Fängen des Kinderschänders gerettet - 61-Jähriger bei Festnahme verletzt

Die Einsatzkräfte entdeckten den Angaben nach im Wagen das Mädchen und nahmen es in Obhut. "Der Tatverdächtige musste unter Anwendung unmittelbaren Zwangs aus dem Auto herausgeholt und gefesselt werden. Dabei wurde er verletzt", hieß es weiter. Der Mann gestand bei seiner Vorführung beim Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Landau, "sich des Mädchens bemächtigt zu haben". Nähere Angaben machte er nicht. Die Ermittler der Polizei Rheinpfalz nehmen unter der Rufnummer 06341 / 28 70 weitere Zeugenaussagen entgegen.

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Nach bisherigen Ermittlungen kannten sich der mutmaßliche Täter und das Opfer nicht, teilten die Staatsanwaltschaft Landau und das Polizeipräsidium Rheinpfalz am Tag nach der Entführung des Mädchens mit. Wie sich der Beschuldigte der Schülerin bemächtigen konnte, sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Nach "intensiven und umfangreichen Ermittlungen" sei ein leerstehendes Gebäude lokalisiert worden, in das der Mann die Schülerin mutmaßlich gebracht habe, teilten die Ermittler mit. Entlang der Fluchtstrecke sei das Handy des 61-Jährigen an der A65 gefunden worden, das er aus dem Fenster geworfen habe. Die Daten würden derzeit ausgewertet.

Nach einer Verfolgungsjagd mit hohem Tempo und mehreren Verkehrsunfällen hatten Polizisten den Mann festgenommen. Der Polizei zufolge soll es sich um einen bereits in Erscheinung getretenen Sexualstraftäter handeln. Er gestand demnach, "sich des Mädchens bemächtigt zu haben". Nähere Angaben soll er nicht gemacht haben. Der 61-Jährige sitzt in Untersuchungshaft.

Sie kam nicht zum Unterricht: Schule benachrichtigte Eltern von Mädchen (10)

Der Schulaufsichtsbehörde zufolge ist es in Rheinland-Pfalz üblich, dass Eltern von der Schule unverzüglich benachrichtigt werden, wenn ihre minderjährigen Kinder unentschuldigt fehlen. So sei dies auch am Montag geschehen, da keine Krankmeldung oder Ähnliches von dem Mädchen vorgelegen habe. Auf die Benachrichtigung der Schule hin habe der Vater des Mädchens umgehend die Polizei informiert.

"Das verdächtige Ansprechen von Kindern und Jugendlichen stellt regelmäßig noch keinen Straftatbestand dar. Auch das Anbieten von Süßigkeiten oder Ähnlichem muss keine Vorbereitungshandlung für eine strafbare Handlung sein", teilte das LKA mit. "Hierbei kann es sich um ein sexuelles Motiv, ebenso aber auch um eine unbedachte, unkluge Geste eines Erwachsenen handeln."

Klare Absprachen mit dem Kind - etwa darüber, mit wem es weggehen darf, dass es mit fremden Menschen nicht sprechen muss oder wo es im Notfall Hilfe bekommt - können helfen. Die Polizei rät davon ab, per Facebook, Whatsapp oder Telefonkette Gerüchte zu verbreiten. "Dies ist meist nicht hilfreich, sondern bewirkt eine unkontrollierte Dynamik", heißt es in einem Flyer. Stattdessen sollten sich besorgte Eltern an die Schule und die Polizei wenden.

Polizei zu Edenkoben: 30 Minuten nach Vermisstenmeldung Auto gefunden

Im Fall des entführten und missbrauchten zehnjährigen Mädchens in Edenkoben hat die Polizei nach eigener Aussage eine halbe Stunde bis zum Auffinden des Autos des Verdächtigen gebraucht. "Trotz der schnellen Reaktionszeit und dem beherzten Einschreiten aller Einsatzkräfte - schließlich vergingen von der Vermisstenmeldung des Vaters bis zur Fahrzeugfeststellung circa 30 Minuten - konnte die schreckliche und unbegreifliche Tat nicht verhindert werden", sagte Andreas Sarter von der Polizei Rheinpfalz am Donnerstag in Ludwigshafen.

Er sei überzeugt davon, dass die zur Verfügung stehenden "sinnvollen Möglichkeiten des Rechtsstaates" stets sorgfältig geprüft und ausgeschöpft worden seien.

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/news.de/dpa

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