Russland-Zoff bei "maybrit illner": Außenminister Wadephul gerät mit Linken-Chef van Aken aneinander

Im ZDF-Talk von Maybrit Illner wurde am Donnerstagabend intensiv über die Bedrohung durch Russland für den Westen diskutiert. Linken-Chef Jan van Aken empörte CDU-Außenminister Johann Wadephul dabei mit Aussagen zum Thema Aufrüstung.

Von news.de-Redakteur - Uhr

Bei "maybrit illner" ging es zum Thema Russland hoch her. (Foto) Suche
Bei "maybrit illner" ging es zum Thema Russland hoch her. Bild: ZDF/Christian Schoppe
  • Diskussion über den Ukraine-Krieg bei "maybrit illner" am 26.06.2025
  • Generalleutnant Alfons Mais warnt, dass sich Russland auf eine Auseinandersetzung mit dem Westen vorbereitet
  • CDU-Außenminister will Ukraine weiterhin unterstützen, kündigt neues Sanktionspaket der EU gegen Moskau an
  • Linken-Chef Jan van Aken sieht Gefahr durch "Rüstungsspirale mit offenem Ende"
  • Die beiden deutschen Politiker geraten im ZDF-Talk zum Thema Russland aneinander

Maybrit Illner diskutierte am Donnerstagabend mit ihren Gästen unter anderem über den in dieser Woche stattgefundenen Nato-Gipfel in Den Haag. Die Mitgliedstaaten beschlossen dabei eine Erhöhung ihrer Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ziel ist es, sich besser gegen mögliche russische Angriffe in der Zukunft zu wappnen. Diese Bedrohung sei laut Alfons Mais (63), Generalleutnant und Inspekteur des Heeres, für Deutschland und Europa weiterhin sehr groß. In der ZDF-Talkshow sprach er alarmierende Worte aus. Anschließend kam es zur verbalen Auseinandersetzung zwischen CDU-Außenminister Johann Wadephul (62) und Linken-Chef Jan van Aken (64). Dabei wurden unterschiedliche Auffassungen zum Thema Aufrüstung deutlich.

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"maybrit illner" am 26.06.2025: Generalleutnant Alfons Mais warnt vor Russland

Zunächst sprach Alfons Mais, der oberste Chef der deutschen Landstreitkräfte, über die aktuelle Situation in Osteuropa und sagte: "Ich bin der festen Überzeugung, dass die russischen Streitkräfte aus diesem Krieg in der Ukraine gestärkt heraustreten werden." Mais erklärte dazu weiter: "Für Russland spielen Verlustraten an Menschen keinerlei Rolle - aber das Investment in Technologie, Aufrüstungszahlen, Produktionszahlen. Die ziehen jedes Jahr 200.000 Wehrpflichtige. Die haben gerade die Wehrpflicht von einem auf zwei Jahre erhöht. Sie haben den Personalumfang auf 1,5 Millionen erhöht. Da ist eine Vorbereitung auf eine großmaßstäbliche konventionelle Auseinandersetzung mit dem Westen. Und in jeder Talkshow in Moskau wird da abends darüber gesprochen. Das ist nicht geheim." Es stelle sich die Frage, wie man damit umgehe. "Die Wüste brennt und wir diskutieren, ob wir die Feuerwehr jetzt mit Reifen ausstatten oder ob wir doch lieber mit 'nem Eimer weitermachen. Das ist eine Diskussion, die ist für einen Soldaten manchmal nur schwer nachvollziehbar."

Außenminister Johann Wadephul will Wladimir Putin mit neuem Sanktionspaket der EU schwächen

CDU-Außenminister Johann Wadephul (62), ebenfalls Gast bei "Maybrit Illner", stellte klar: "Wir Europäer sind fest entschlossen,... die Ukraine weiterhin zu unterstützen. Die darf diese Auseinandersetzung wirklich nicht verlieren. Das ist eine entscheidende Frage für Europa und deswegen müssen wir uns da voll reinhängen." Die EU bereite ein neues Sanktionspaket gegen Russland vor. "Wenn das kommt, wird es die wirtschaftliche Situation für Putin entscheidend verschlechtern." Wadephul forderte Moskau zur Bereitschaft für einen Waffenstillstand und Verhandlungen auf. Im Zweifel würde Europa auch ohne US-Präsident Donald Trump handeln. "Stärker sind wir natürlich gemeinsam", so der deutsche Außenminister. Die Vereinigten Staaten hatten in den vergangenen Monaten damit gedroht, ihre Ukraine-Hilfen zurückzufahren.

Für Wadephul steht angesichts der andauernden russischen Angriffe in der Ukraine fest: "Deutschland muss bedauerlicherweise eine ganze Menge finanzielle, wirtschaftliche Kraft darauf verwenden, die eigene Verteidigungsfähigkeit zu stärken und gleichzeitig die Ukraine unterstützen." Auch der CDU-Politiker warnte davor, dass Russland bei einer Niederlage der Ukraine noch stärker werden würde. "Bei dem Aggressionspotenzial, das wir bedauerlicherweise zum jetzigen Zeitpunkt unterstellen, wäre das für uns alle sehr gefährlich und das können wir uns nicht leisten. Und deswegen müssen wir den Gürtel jetzt auch an der einen oder anderen Stelle enger schnallen."

Linken-Chef Jan van Aken äußert sich in ZDF-Talk kritisch zur Aufrüstung

Gegenwind kam von Linken-Chef Jan van Aken (64). Er sagte: "Ich musste innerlich ein bisschen lachen, als Herr Wadephul gerade sagte, das 18. Sanktionspaket werde Putin richtig wehtun. Warum nach dreieinhalb Jahren? Wenn man an der Seite der Ukraine steht, hätte man etwas, was denen richtig wehtut, vor drei Jahren machen müssen." Außerdem kritisierte van Aken: "Jeden Tagfahren mehrere Tanker längs mit illegalem russischem Öl, und die deutsche Küstenwache tut nichts." Mit Hinweis auf das Völkerrecht entgegnete Wadephul: "Das dürfen wir nicht." In Russland gebe es zudem laut van Aken ebenfalls die Erzählung, dass der Westen aufrüste und man sich deshalb schützen müsse. Der Bundesvorsitzende der Linke behauptete: "Wir sind gerade in einer Rüstungsspirale mit offenem Ende. Ich glaube, wenn wir das nicht erkennen, wenn wir die nicht irgendwann durchbrechen, dann werden wir genau da landen, wo wir in den Sechzigerjahren waren, mit unfassbaren Risiken: Atomkrieg aus Versehen hatten wir mehrfach gehabt."

Wadephul und van Aken liefern sich Wortgefecht bei "maybrit illner"

Alfons Mais wollte van Akens Aussagen so nicht stehen lassen. Der Generalleutnant verwies darauf, dass in russischen Talkshows über die Bombardierung von Lissabon, Paris und Berlin geredet werde. Er stellte klar: "Die Nato ist ein Verteidigungsbündnis ... Wir haben das Verbot eines Angriffskrieges in der Verfassung. Da sehe ich schon ein paar qualitative Unterschiede." Beistand bekam Mais von Wadephul. Der Außenminister richtete sich mit mahnenden Worten an van Aken: "Machen Sie sich nicht zum Sprachrohr Moskaus!" Er solle nicht "ungewollt" die Rhetorik aus Russland übernehmen. Der Linken-Chef reagierte empört auf die Kritik: "Das ist eine ganz miese Unterstellung. Das geht so nicht." Wadephul beharrte auf seinem Standpunkt: "Das gesamte russische Narrativ - insbesondere von Putin - zielt die ganze Zeit darauf ab, dass es irgendeine Aggression seitens der Nato gegeben hat - und das hat es nicht gegeben." Van Aken antwortete: "Was ich nur sage ist: In Russland wird erzählt, die Nato wird uns angreifen. Deswegen die Talkshows, deswegen die ganze Aufrüstung. Hier ist es umgekehrt. Und beide Erzählungen werden im jeweiligen Land für sich ernst genommen." Der Linken-Chef warf der Nato außerdem vor, nicht nur defensiv zu sein und verwies dazu auf den Krieg der Türkei in Syrien. "Vorsicht an der Bahnsteigkante", so Wadephul darauf. "Wo ist das eine Nato-Operation? ... Die Nato ist ein Defensivbündnis. Artikel 5 kann nur zur Verteidigung ausgelöst werden. Es gibt keinen einzigen Fall, wo das anders gewesen ist." 

Die gesamte Sendung vom Donnerstagabend ist auf zdf.de abrufbar.

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