Angela Merkel: Brisante Aussagen der Altkanzlerin - Corona "Hauptgrund" für den Ukraine-Krieg?

Angela Merkel hat in einem Interview erneut kontroverse Aussagen zum Ukraine-Krieg getroffen. Die ehemalige Bundeskanzlerin wirft Polen und dem Baltikum eine Mitverantwortung vor. Zudem soll auch die Corona-Pandemie Schuld an Putins Invasion sein.

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Laut Altkanzlerin Angela Merkel hat die Corona-Pandemie wesentlich zu Putins Krieg gegen die Ukraine beigetragen. (Foto) Suche
Laut Altkanzlerin Angela Merkel hat die Corona-Pandemie wesentlich zu Putins Krieg gegen die Ukraine beigetragen. Bild: picture alliance/dpa | Stefan Sauer
  • Angela Merkel liefert erneut kontroverse Aussagen zum Ukraine-Krieg
  • Laut Ex-Bundeskanzlerin tragen Polen und baltische Staaten Mitverantwortung für Putins Invasion
  • Auch die Corona-Pandemie habe zu Russlands Radikalisierung beigetragen

Zeigte sie während ihrer Amtszeit zu wenig Härte gegenüber Russland? Die Russland-Politik von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs selbst innerhalb der Union deutlich kritisiert. Zudem fiel die CDU-Politikerin in den vergangenen Monaten bereits durch einige kontroverse Aussagen zur Beziehung zwischen Moskau und dem Westen auf.Nun sorgt Merkel mit einem weiteren Interview zu diesem Thema für Schlagzeilen.

Angela Merkel mit kontroversen Aussagen zum Ukraine-Krieg: Tragen Polen und baltische Staaten eine Mitschuld?

Im Gespräch mit dem ungarischen Online-Portal "Partizán", über das unter anderem die "Bild"und "t-online" berichten, wirft sie Polen und den baltischen Staaten implizit eine Mitverantwortung am Ukraine-Krieg vor. Diese Länder hätten 2021 ihre Initiative für direkte EU-Gespräche mit Wladimir Putin blockiert:

  • Merkel erklärte, sie habe im Juni 2021 gespürt, dass Putin das Minsker Abkommen nicht mehr ernst nehme.
  • Deshalb habe sie ein neues Gesprächsformat zwischen der Europäischen Union und dem russischen Präsidenten vorgeschlagen.
  • "Das wurde von einigen nicht unterstützt. Das waren vor allem die baltischen Staaten, aber auch Polen war dagegen", sagte die Ex-Kanzlerin.
  • Die Länder hätten befürchtet, dass die EU keine einheitliche Russland-Politik verfolgen würde.

Hintergrund: Das Minsker Abkommen wurde 2015 ausgehandelt. Es sollte zu einer friedlichen Lösung des Konflikts in der Ostukraine mit russischen Separatisten führen. Gegen vereinbarte Waffenruhen wurde jedoch immer wieder verstoßen. Vor seiner Invasion im Februar 2022 erklärte Putin das Abkommen für gescheitert.

Angela Merkel nennt Corona-Pandemie als "Hauptgrund" für Putins Invasion

Merkel verteidigte im Interview mit "Partizán" dennochdas von ihr mit ausgehandelte Minsker Abkommen als Erfolgsgeschichte. Es habe zwischen 2015 und 2021 für eine "Beruhigung" gesorgt und der Ukraine ermöglicht, sich zu einem "anderen Land" zu entwickeln. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt habe dann Putins Aggression begonnen, behauptet Merkel.

Besonders kontrovers ist ihre These zur Corona-Pandemie: Putin habe sich aus Angst vor dem Virus nicht mehr persönlich treffen wollen. "Videokonferenzen haben dafür nicht ausgereicht", ist Merkel überzeugt. Ohne direkte Gespräche sei keine Verständigung möglich gewesen. Die Pandemie sei daher der "Hauptgrund" für Russlands politische Radikalisierung und den späteren Angriff auf die Ukraine.

Merkels Darstellung blendet dabei aus, dass Russland bereits seit 2014 aggressiv gegenüber der Ukraine vorging und schon 2021 massive Truppenverlegungen zur Vorbereitung der Vollinvasion durchführte. Damals war sie noch Bundeskanzlerin.

Empörte Reaktion auf Interview der Ex-Bundeskanzlerin in Polen und den sozialen Medien

Polens Präsident Andrzej Duda hat Merkels Darstellung laut "t-online" bereits energisch zurückgewiesen. Sein Land trage keine Mitverantwortung für Russlands Angriffskrieg, sondern sei selbst ein potenzielles Ziel russischer Aggression. Der polnische Staatschef warnte eindringlich vor Gesprächen, die Putin politische Legitimation verschaffen könnten.

Auch einige X-Nutzer reagieren empört auf die Aussagen der Altkanzlerin.

  • "Das Interview mit Merkel ist wirr. Schuld am russischen Angriff auf die Ukraine haben lt. ihr die Polen, Balten und Corona (!), weil sich durch Videocalls (statt menschlicher Interaktion) Russland radikalisiert (!) habe und daher angriff, nachdem sie wegging. Und irgendwie Macron & Scholz (da ohne Merkel niemand verhandelte, wie sie implizierte).In die Amtszeit von Merkel fällt der Ausverkauf Europas an China, Russland, die Energieabhängigkeit, die Abrüstung, eine völlig marode deutsche Infrastruktur und: Der Angriff Russland auf die Ukraine 2014", lautet ein Kommentar dazu.
  • "Putin hat aus Rache für Merkel's Abwahl die Ukraine überfallen und Polen, die baltischen Länder sowie Corona-Viren sind daran mit Schuld? Hatte die eigentlich schon immer derart 'einen an der Waffel' oder ist diese Egozentrik einsetzende Alterssenilität?", so ein weiterer Nutzer.
  • "Was Merkel in einem Interview in Ungarn zum Besten gibt, hat mit der Realität wenig zu tun.
    Die balt. Staaten und Polen für Putins Überfall verantwortlich zu machen, ist schlicht Nonsens. Corona sei der 'Hauptgrund' für den Überfall RU. Die eigene Verantwortung wird geleugnet", heißt es außerdem.

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