"Selenskyj hat diesen Krieg verloren": Ungarn-Präsident erklärt Wladimir Putin vor Trump-Treffen zum Kriegssieger

Aus seiner Loyalität zu Wladimir Putin macht Viktor Orban keinen Hehl - nun sorgte Ungarns rechtspopulistischer Regierungschef für einen Eklat, indem er den Kreml-Chef zum Sieger im Ukraine-Krieg erklärte und gegen die EU polterte.

Erstellt von - Uhr

Zwei, die sich verstehen: Mit Kreml-Chef Wladimir Putin liegt der rechtsnationale Präsident Ungarns, Viktor Orban, auf einer Wellenlänge. (Foto) Suche
Zwei, die sich verstehen: Mit Kreml-Chef Wladimir Putin liegt der rechtsnationale Präsident Ungarns, Viktor Orban, auf einer Wellenlänge. Bild: picture alliance/dpa | Alexander Zemlianichenko

Politische Unterstützer muss Wladimir Putin spätestens nach Beginn seines seit 2022 tobenden Ukraine-Krieges auf der politischen Bühne mit der Lupe suchen - zu den wenigen Befürwortern, die dem Kreml-Chef unverbrüchlich zur Seite stehen, gehört Ungarns rechtspopulistischer Präsident Viktor Orban, der im Vorfeld des geplanten Gipfeltreffens zwischen Donald Trump und Wladimir Putin offen seine Solidarität mit Putin bekundete und damit vom EU-Kurs abwich.

Putin-Freund Viktor Orban blockiert EU-Erklärung zum Ukraine-Krieg

Der Eklat bahnte sich bereits an, als sich Ungarns Regierung einer gemeinsamen Stellungnahme der anderen 26 EU-Staaten verweigerte, in der die Bemühungen von US-Präsident Donald Trump um ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine begrüßt werden. Darin betonen die Staats- und Regierungschefs, "dass internationale Grenzen nicht mit Gewalt verändert werden dürfen" und ein gerechter und dauerhafter Frieden, der Stabilität und Sicherheit bringt, das Völkerrecht achten müsse. Nahezu wortgleich hatten dies zuvor schon Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Großbritannien, Finnland und die EU-Kommission in einer Stellungnahme gefordert.

Diesmal handelt es sich um eine Erklärung aller Mitgliedstaaten - außer eben Ungarn. Die rechtskonservative Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban lehnt nicht nur Militärhilfe der Europäischen Union für die Ukraine als sinnlos und kriegsverlängernd ab. Auch die EU-Sanktionen gegen Russland hält Orban für nicht zielführend: Er hat sie wiederholt als nutzlos und schlecht für die europäische Wirtschaft kritisiert - und in der Vergangenheit auch schon die Aufhebung von EU-Sanktionen gegen mehrere Russen erzwungen.

Ungarn-Präsident verärgert EU-Kollegen mit Treue zu Wladimir Putin

Während der ungarischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2024 hatte Orban den international weitgehend isolierten Kremlchef Wladimir Putin zum Ärger vieler EU-Kollegen überraschend in Moskau besucht und sich als Vermittler inszeniert. Der mit autoritären Methoden regierende Ungar gilt auch als treuer Anhänger von US-Präsident Trump, der Putin am 15. August 2025 in Alaska empfangen will. Zentraler Gesprächspunkt wird der Ukraine-Krieg sein - wobei sowohl in Kiew als auch in europäischen Hauptstädten befürchtet wird, dass Trump und Putin Absprachen zum Nachteil der Ukraine treffen könnten.

Nun legte Viktor Orban noch eine Schippe drauf und erklärte Russland und Wladimir Putin unmissverständlich zu Siegern im Ukraine-Krieg. In einem Interview mit dem YouTube-Kanal "Patrióta", das das rechtskonservative Internetportal "mandiner.hu" veröffentlichte, legte Orban seine umstrittene Sichtweise detailliert dar. "Wir reden jetzt, als wäre dies eine Kriegssituation mit offenem Ausgang, aber das ist nicht der Fall", erklärte der ungarische Regierungschef. Nach seiner Einschätzung habe die Ukraine die militärische Auseinandersetzung bereits verloren, während Russland als Sieger dastehe. Wörtlich sagte Orban:

  • "Er (der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj) hat diesen Krieg verloren."
  • "Wir reden hier darüber, so als ob es sich um eine Kriegssituation mit offenem Ausgang handeln würde."
  • "Die Ukrainer haben diesen Krieg verloren, Russland hat den Krieg gewonnen."

Der Ministerpräsident ging noch weiter und behauptete, nur die fortgesetzte Unterstützung durch westliche Staaten verhindere ein Ende des Konflikts. Ohne die Lieferung von Waffen und finanziellen Mitteln aus Europa wäre der Ukraine-Krieg seiner Meinung nach längst beendet. Die entscheidende Frage sei lediglich, wann der Westen diese Realität anerkennen werde.

Ungarn-Präsident stellt sich gegen EU und ätzt in Facebook-Post drauflos

Orbans Verweigerungshaltung gegenüber der EU-Erklärung begründete er auf Facebook mit scharfer Kritik an Brüssel. Die europäischen Spitzenpolitiker versuchten seiner Ansicht nach, Rahmenbedingungen für Friedensgespräche vorzugeben, obwohl sie zu den Verhandlungen zwischen Trump und Putin gar nicht eingeladen seien. Der ungarische Regierungschef beklagte die Marginalisierung der Europäischen Union in diesem Konflikt. Es sei bereits schlimm genug, dass die EU an den Rand gedrängt worden sei. Noch problematischer wäre es jedoch, wenn Europa vom Spielfeldrand aus versuche, Vorgaben zu machen. Diese Haltung spiegelt Orbans grundsätzliche Kritik an der EU-Position im Ukraine-Konflikt wider.

Putin-Vertrauter Viktor Orban fordert direkten EU-Dialog mit Putin

Als Alternative zur aktuellen EU-Politik forderte Orban einen direkten Gipfel zwischen der Europäischen Union und Russland. Dies sei der "einzig vernünftige Schritt", schrieb er in seinem Facebook-Beitrag. Mit dieser Position stellt sich der ungarische Regierungschef erneut gegen den EU-Konsens.

Orban pflegt seit Jahren enge Verbindungen zu Putin, die er auch nach Beginn der russischen Invasion aufrechterhielt. Während andere europäische Staatschefs die Beziehungen zu Moskau einfroren, hielt der seit 2010 regierende Rechtspopulist an seinen Kontakten fest. Seine Ablehnung von Militärhilfen für die Ukraine und die fortgesetzten Beziehungen zu Russland brachten ihm wiederholt scharfe Kritik von EU-Partnern ein.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/news.de/dpa/stg

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.