Warnung vor Extremismus an Hamburger Schulen: Radikale muslimische Schüler sollen Mitschüler mobben

An Hamburger Schulen sollen streng muslimische Schüler ihre Mitschüler mobben. Gegen die religiöse Diskriminierung will die Schulsenatorin vorgehen. Das löste eine Debatte aus.

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An Hamburger Schulen sollen radikale muslimische Schüler Mitschüler mobben. (Foto) Suche
An Hamburger Schulen sollen radikale muslimische Schüler Mitschüler mobben. Bild: Adobe Stock/ Chlorophylle
  • Radikal muslimische Schüler sollen Mitschüler drangsalieren
  • Hamburgs Schulsenatorin setzt sich gegen religiöse Diskriminierung an Schulen ein
  • Debatte um Extremismus an Schulen: Experten warnen vor "anti-muslimischen Rassismus" und "Radikalisierung"

Vorwiegend radikal muslimische Kinder sollen Mitschüler an Hamburger Schulen mobben. Diese Berichte sorgten zuletzt für Schlagzeilen. Darauf reagiert nun Schulsenatorin Ksenija Bekeris. Sie will gegen jegliche Art der Diskriminierung vorgehen.

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Bekeris hat gemeinsam mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften eine Erklärung gegen Diskriminierung an Schulen unterzeichnet. An der gemeinsamen Stellungnahme beteiligten sich Vertreter der beiden christlichen Konfessionen, der jüdischen und alevitischen Gemeinde sowie muslimischer Religionsverbände.

In der Erklärung heißt es, dass in Hamburgs Kitas und Schulen kein Platz für Übergriffe und Diskriminierung jeglicher Art sei. Der gegenseitige Respekt verbiete jede Art von Überwältigung, besonders wenn Zwang unter dem Deckmantel vermeintlich religiöser Vorschriften ausgeübt werde. "Niemand soll glauben, er habe das Recht, andere Menschen aus welchen Motiven auch immer zu unterdrücken", betont die Senatorin. "So etwas wird nicht geduldet."Die Erklärung soll an alle Schulen verteilt und mit Schülern besprochen werden.

Religiöses Mobbing an Hamburger Schulen

Die Initiative erfolgte nach Berichten der "Hamburger Morgenpost" über religiöses Mobbing an Schulen. Bekeris bestätigte die Vorfälle. Es hätte aber nicht die Masse gegeben, wie berichtet wurde. Einige davon lägen aber bereits länger zurück. Die Debatte über extremistische Vorfälle an Schulen stieß eine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe an. Darin bezieht er sich an einen Vorfall an einer Schule in Steilshoop. Dort weigerten sich muslimische Schüler, am Musikunterricht teilzunehmen, da dieser "haram" (nach dem Islam verboten, Anm. d. Redaktion) sei.

Die Anzahl fastender Schüler im Ramadan sei gestiegen. Damit wachse der soziale Druck auf andere muslimische Kinder, ebenfalls zu fasten. Ähnliches gelte für das Tragen des Kopftuchs bei Mädchen. Eltern berichteten der Zeitung von weiteren Vorfällen. Eine Leserin schrieb, ihre Tochter und deren Freundin seien als "Schweinefresser" beschimpft worden. Die Kinder trauten sich nicht mehr, ihre Pausenbrote zu essen. Eine jüdische Mutter schilderte, ihre Tochter sei von Mitschülern bedroht worden, die sie "ins KZ" bringen wollten.

Extremismus-Debatte: Experten warnen vor "Radikalisierung"

Yilmaz Cevik vom Verband der Islamischen Kulturzentren räumte ein, dass manche muslimische Jugendliche sich über TikTok radikalisierten und in die Fänge von Gruppen wie "Muslim Interaktiv" oder Hizb ut-Tahrir" gerieten. Der Islamismus-Experte Ahmad Mansour kritisierte gegenüber der "Hamburger Morgenpost", die Verantwortlichen in Hamburg wollten die Radikalisierung unter Schülern nicht sehen.

Radikalisierung von Schülern erkennen

Diese Vorwürfe lassen sich aber nicht überprüfen. Gleichzeitig ist hier Vorsicht geboten. Genau diese Vorwürfe könnten die Einstellung gegenüber Muslimen negativ beeinflussen. Indem diese Einzelfälle verallgemeinert werden, würde das "anti-muslimischen Rassismus" schüren, sagte Özlem Nas von der Schura Hamburg. Um einer Radikalisierung entgegenzuwirken, sollte nicht auf äußere Merkmale geschaut, sondern auf Aussagen der Personen. "So lässt sich zum Beispiel feststellen, dass Diskussionen um Religion von islamistischen Akteuren oftmals sehr politisch aufgeladen werden", sagt Philip Mohamed Al-khazan von der Beratungsstelle Legato in Hamburg gegenüber dem Infodienst Radikalisierungsprävention. Plötzliche Verhaltensveränderungen könnten auf eine Radikalisierung hindeuten. Dazu zählt, dass sich Schüler zum Beispiel nun bestimmte politische Positionen verfolgen oder sich von Freundesgruppen abwenden. Er betont aber: "Die Herausforderung besteht darin, muslimische Schüler:innen nicht zu stigmatisieren. Darum ist es wichtig, stets den Einzelfall zu betrachten."

Studie zeigt bundesweites Extremismusproblem an Schulen

Das Phänomen religiösen Mobbings beschränkt sich nicht auf Hamburg. Eine Studie der Internationalen Hochschule Hannover aus dem Jahr 2024 zeigt, dass deutsche Schulen ein religiöses Mobbing-Problem haben.

Die Untersuchung ergab, dass etwa ein Drittel der befragten Schulmitarbeiter von religiösen Konflikten berichtet. Ein Viertel gab religiös bedingte Radikalisierung an, wie Margit Stein, Co-Autorin der Erhebung und Professorin für Erziehungswissenschaften an der Universität Vechta, gegenüber der "Zeit" erklärte. Religiöses Mobbing lasse sich nicht klar eingrenzen. Betroffen seien sowohl ländliche als auch städtische Gebiete, Grundschulen wie Gymnasien. Das Problem trete in verschiedenen Einrichtungen auf, in denen unterschiedliche Religionen und Rituale aufeinandertreffen.

Details zur Studie

Für die Studie wurden rund 700 Schulmitarbeiter befragt, darunter Lehrer, Schulpsychologen und Sozialarbeiter. Mehr als jeder vierte Befragte erlebte islamistische Einstellungen unter Schülern. 42 Prozent gaben an, religiös motivierte Anfeindungen mitbekommen zu haben.

Die Erhebung basiert auf persönlichen Einschätzungen der Befragten, nicht auf dokumentierten Fällen. Schüler selbst wurden nicht befragt. Aufgrund der kleinen Stichprobengröße ist die Studie nicht repräsentativ.

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