Israel bombardiert iranischen Reaktor: Wie groß ist die Gefahr einer radioaktiven Katastrophe?

Israel greift mit voller Wucht einen stillgelegten, aber einst waffenfähigen Reaktor im Iran an. Warum gerade Forschungsanlagen das größte Risiko bergen – und was Experten zur Gefahr durch radioaktive Freisetzung sagen.

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  • Israel bombardiert Schwerwasserreaktor bei Arak – gezielter Schlag gegen Plutoniumproduktion
  • Experten warnen: Forschungsreaktoren sind besonders anfällig für radioaktive Freisetzung
  • IAEA bestätigt: Keine akute Strahlengefahr – aber Schäden an mehreren Nuklearanlagen

Israels Luftwaffe hat erneut zugeschlagen und diesmal ein besonders heikles Ziel getroffen: den iranischen Schwerwasserreaktor bei Arak. Ein gezielter Schlag ins Herz der möglichen Plutoniumproduktion. Die Welt hält den Atem an: Wie groß ist die Gefahr einer radioaktiven Katastrophe?

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Die israelische Armee bestätigt: Der Angriff galt gezielt dem stillgelegten Atomreaktor in Arak. Die Dichtung des Reaktorkerns und zentrale Komponenten zur Plutoniumgewinnung wurden zerstört. Ein klarer Hinweis darauf, dass Israel Irans nukleare Infrastruktur weiterhin als Bedrohung einstuft – und bereit ist, sie mit militärischen Mitteln zu zerschlagen.

Die Anlage galt einst als zentrales Element in Irans Atomprogramm. Seit 1997 in Bau, wurde sie nach internationalen Protesten nie vollständig fertiggestellt. Zuletzt hatte Teheran versucht, den Reaktor umzubauen – zur Produktion von weniger gefährlichem, niedrig angereichertem Plutonium.

Was passiert, wenn man auf Atomreaktoren zielt?

Ein Angriff auf eine Atomanlage ist keine gewöhnliche Militäraktion. Er kann Folgen für die ganze Region haben. Besonders riskant: Forschungsreaktoren. Sie sind im Gegensatz zu großen Kernkraftwerken oft kaum gesichert. Diese Anlagen sind bei weitem nicht so stark bewehrt wie stromproduzierende Reaktoren, warnt der ehemalige Chefphysiker der Schweizer Armee, Walter Rüegg, gegenüber "Neue Zürcher Zeitung".

Das Problem: Forschungsreaktoren besitzen meist keine Containment-Hülle aus Stahlbeton. Wird ein solcher Reaktor getroffen, kann es zur Freisetzung radioaktiver Stoffe kommen – auch wenn die Gefahr einer Kernschmelze gering bleibt. Bei einem Bombeneinschlag wären die Trümmer radioaktiv. Die stark strahlenden Spaltprodukte blieben jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Ummantelung des Brennstoffs eingefangen, erklärte Rüegg weiter.

Wo genau schlugen die Bomben im Iran ein?

Nach Angaben der israelischen Armee waren 40 Kampfjets beteiligt. Ziel war, laut offiziellen Verlautbarungen, die Plutoniumproduktion dauerhaft zu unterbinden. Die Angriffe konzentrierten sich nicht nur auf Arak: Auch die Nuklearanlage in Natanz, eine Einrichtung zur Waffenentwicklung, sowie mehrere Produktionsstätten für Rüstungsgüter wurden bombardiert.

Kernkraftwerke besser geschützt – aber nicht unverwundbar

Große Kernkraftwerke wie das in Bushehr gelten als schwer angreifbar. Mehrere Meter dicker Beton und Stahlschichten umgeben dort den Reaktorkern. Täglich entstehen dort etwa drei Kilogramm hochradioaktiver Spaltprodukte. Ein Angriff wäre fatal – doch die Schutzsysteme machen ein Eindringen extrem schwierig.

Urananreicherungsanlagen wie Natanz und Fordo stellen ein geringeres Risiko dar. Hier wird Uran verarbeitet, das nur schwach strahlt. Trotzdem wurden diese Standorte beschädigt – offenbar auch durch Stromausfälle und nicht nur durch direkte Treffer.

Was sagt die internationale Atomaufsicht?

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) meldete am 13. Juni: Keine erhöhte Strahlung außerhalb der bombardierten Anlagen. Auch IAEA-Chef Rafael Rossi bestätigte: Bushehr und der Forschungsreaktor in Teheran blieben bislang verschont. In Isfahan wurden vier Gebäude beschädigt – das Strahlungsniveau sei jedoch unverändert.

Fazit: Israel setzt auf präzise Schläge gegen potenziell gefährliche Nukleartechnik im Iran – und nimmt dabei gezielt auch solche Reaktoren ins Visier, die kaum geschützt sind. Die Welt atmet vorerst auf: Keine akute Strahlengefahr. Doch die Gefahr bleibt – denn nicht jede Bombe trifft nur Technik. Und das Vertrauen in nukleare Sicherheit ist nach diesem Angriff schwer beschädigt.

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