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Putin-Armee überrollt Ost-Ukraine: Kommandeure schlagen Alarm - daran mangelt es der ukrainischen Armee am meisten

Im Osten der Ukraine gelingt Wladimir Putins Armee eine Eroberung nach der anderen, während die ukrainischen Truppen vor einem massiven Problem stehen. Hat Wolodymyr Selenskyj in Sachen Mobilmachung wichtige Schritte versäumt?

Verteidigungsexperten bemängeln Entscheidungen von Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj in Sachen Mobilmachung. (Foto) Suche
Verteidigungsexperten bemängeln Entscheidungen von Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj in Sachen Mobilmachung. Bild: picture alliance/dpa/APA Images via ZUMA Press Wire | President Of Ukraine

Seit zwei Jahren und zwei Monaten tobt der von Russlands Präsident Wladimir Putin in der Ukraine entfachte Krieg unerbittlich weiter. Vor allem ein Punkt scheint die von Putin überfallene Ukraine derzeit stark zu schwächen: Der Armee von Präsident Wolodymyr Selenskyj mangelt es nicht vorrangig an militärischem Gerät, sondern vor allem an einsatzbereiten Soldaten.

Ukraine-Krieg im April 2024: Wie ist die aktuelle Lage in der Ostukraine?

  • Das russische Verteidigungsministerium in Moskau meldete am 28. April 2024 die Eroberung der kleinen Ortschaft Nowobachmutiwka im Gebiet Donezk.
  • Auch ukrainische Militärbeobachter schlugen auf ihren Karten den Ort nordwestlich der im Februar geräumten Stadt Awdijiwka den Russen zu.
  • In den Tagen zuvor verlor die Ukraine in den Regionen Donezk und Charkiw fünf Dörfer und eine Stadt an die Russen-Armee.
  • Olexander Syrskyi, ukrainischer Oberkommandierender: "Die Lage an der Front hat sich verschärft. Entlang der gesamten Frontlinie wurde in dieser Woche weiter heftig gekämpft. Die Lage ändert sich dynamisch - in einigen Gebieten hat der Feind taktische Erfolge erzielt, in anderen Gebieten konnten wir die taktische Position unserer Truppen verbessern."
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief den Westen einmal mehr zur verstärkten Lieferung von Flugabwehrwaffen auf.
  • Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski forderte von Bundeskanzler Olaf Scholz, umzudenken und der Ukraine Marschflugkörper vom Typ Taurus zu geben.

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"Wir haben ein Problem": Ukrainischer Kommandeur beklagt Mangel an Soldaten

Wie die "Bild" schreibt, seien aktuell nur 15 Prozent aller ukrainischen Männer im wehrpflichtigen Alter gegen Wladimir Putins Armee auf dem Schlachtfeld im Einsatz. Ein Umstand, der der ukrainischen Militärführung Kopfzerbrechen bereitet. Dmytro Kukharchuk, seines Zeichens ukrainischer Politiker und Brigade-Kommandeur, schilderte die Lage in einem TV-Interview so: "Wir halten durch, aber wir haben ein Problem. Früher habe ich gesagt, das größte Problem ist die mangelnde Ausstattung mit Artillerie-Granaten, aber heute ist es der Mangel an menschlichen Ressourcen." Zudem gaben Kriegsbeobachter in den sozialen Netzwerken zu bedenken, dass die Ukraine zwar mit militärischer Ausrüstung und Waffen rechnen könne, es jedoch an allen Ecken und Enden an Soldaten fehle, die für den Umgang damit geschult seien.

Was bedeutet Wolodymyr Selenskyjs gedrosselte Mobilmachung für den weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges?

Mehrere Experten aus dem Verteidigungssektor haben sich zu der zurückhaltenden Mobilmachung Wolodymyr Selenskyjs geäußert und eingeschätzt, welche Weichen das für den weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges gestellt haben könnte.

  • Roderich Kiesewetter, CDU-Politiker und Oberst a.D. der Bundeswehr: "Neben schleppender und zu geringer militärischer, finanzieller und politischer Unterstützung des Westens ist das große Dilemma der Ukraine die gerechte Mobilisierung. Es ist eine der Hauptaufgaben Selenskyjs, eine Mobilisierungsstrategie und ein Modell zu etablieren, das zu mehr Gerechtigkeit, Planbarkeit und zur Beibehaltung des hohen Kampfwertes führt. Ein solches System gibt es noch nicht in der Ukraine".
  • Nico Lange, Politikwissenschaftler, Mitarbeiter der Münchner Sicherheitskonferenz: "So ehrenvoll die ukrainische Idee ist, junge Männer nicht einzuziehen: die körperlichen Belastungen sind hoch, Ausrüstung und Munition sind sehr schwer, jüngere Soldaten könnten das besser bewältigen als die vielen Mittvierziger, die man derzeit an der Front trifft. Die ukrainische Führung hat mit taktischen Überlegungen viel Zeit verloren. Jetzt ist Führung gefragt, gerade bei so einer schwierigen Frage."

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/news.de/dpa

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