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Entsetzen nach "Markus Lanz"-Auftritt: Sachsens Ministerpräsident Kretschmer als "Putin-Troll" beschimpft

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat bei "Markus Lanz" ein sofortiges Ende des Ukraine-Kriegs durch Verhandlungen gefordert. Wie genau diese aussehen sollen, weiß er jedoch nicht. Im Netz sorgt sein Auftritt für Kopfschütteln und Empörung.

Michael Kretschmer sorgt mit seinen Ukraine-Aussagen für Empörung. (Foto) Suche
Michael Kretschmer sorgt mit seinen Ukraine-Aussagen für Empörung. Bild: picture alliance/dpa | Robert Michael

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat einmal mehr mit seinen Aussagen zum Ukraine-Krieg für Empörung gesorgt. Nachdem er am Mittwochabend in der Talkrunde von Markus Lanz ein sofortiges Ende des Krieges durch Verhandlungen gefordert hatte, hagelte es Kritik. Denn einen Vorschlag, wie genau diese Verhandlungen aussehen sollten, hatte der CDU-Politiker nicht. Da tobten nicht nur Markus Lanz' Studiogäste, sondern vor allem auch das Netz.

Ukraine-Krieg bei "Markus Lanz": Michael Kretschmer sorgt mit Aussagen für Empörung

Mit seinen Aussagen, "dass der Krieg eingefroren werden muss", stieß Sachsen Ministerpräsident erneut auf massiven Widerstand. Bei "Markus Lanz" hat er seinen Wunsch nach Verhandlungen, um den Krieg zu beenden, am Mittwochabend bekräftigt. Zunächst hatte Moderator Markus Lanz seinen umstrittenen Gast mit früheren Zitaten konfrontiert. So hatte Kretschmer zuletzt unter anderem erklärt: "Russland braucht mehr Respekt" – oder die kürzlich getätigte Aussage "Wir dürfen uns nicht jeden Krieg zu eigen machen".

Kretschmer selbst sprach im Anschluss von Verbrechen und Gräueltaten, die sich in der Ukraine ereignet haben. "Aber", ergänzte der CDU-Politiker, "wir haben eine Verengung auf eine Sichtweise mit einer Argumentationslinie. Wir brauchen aber vielmehr eine breite Debatte, ein Wägen von Argumenten, ein Für und Wider. Gerade bei einer solchen Debatte wie Krieg und Frieden ist das sehr wichtig." Dass man in den letzten sechs Monaten bereits mehrfach solche Debatten geführt hat, scheint Kretschmer dabei völlig vergessen zu haben.

Sachsen Ministerpräsident will "Krieg einfrieren"

Er stimmte zu, dass Putin ein "furchtbarer Kriegsverbrecher" sei. Es stimme, dass Putin "gerade" keine Verhandlungen wolle. Allerdings: "Wir sprechen ständig darüber, dass dieser Krieg gewonnen werden muss", so Kretschmer weiter. Man habe es mit einem Krieg zu tun, in dem etliche Menschenrechtsverletzungen passierten. Für ihn sei völlig klar: "Dass der Krieg eingefroren werden muss. Dass wir einen Waffenstillstand brauchen", ergänzte der Ministerpräsident. Später formulierte er es ähnlich: "Wir müssen dafür sorgen, dass aus einem heißen Krieg ein eingefrorener Konflikt wird."

Michael Kretschmer bei "Markus Lanz": Viel Gerede, aber keine Lösung

Dass man es beim russischen Präsidenten mit einem Kriegsverbrecher zu tun habe, der keine Verhandlungen wolle, sei zwar richtig. Allerdings führe der derzeitige Kurs lediglich dazu, "dass der Krieg nur auf dem Schlachtfeld geführt werden kann", so Kretschmer weiter. ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf, die in den vergangenen Wochen immer wieder aus der Ukraine berichtet und mehrere Jahre in Russland gelebt hat, wies schließlich darauf hin, dass es immer wieder Verhandlungsvorschläge aus der Ukraine gegeben habe. Welche Verhandlungsvorschläge aber habe Putin seit Kriegsbeginn vorgelegt, will sie von Kretschmer wissen.

Ukraine-Debatte bei "Markus Lanz": "Wir stürzten die gesamte Welt ins Chaos"

Doch der weicht nur aus. "Das sei nicht die Frage", entgegnet Kretschmer. Sein Eindruck sei, dass "wir uns sehr engagieren - mit Waffen, mit Geld". "Doch Menschen wie ich, die sagen, einfrieren, verhandeln, werden als naiv und als Putin-Versteher dargestellt", poltert der CDU-Mann schließlich. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine finde nur in einem kleinen Teil der Welt statt. "Aber wir stürzen die ganze Welt ins Chaos", so Kretschmers Fazit.

Kretschmer will wirtschaftliche Konsequenzen für Deutschland verhindern

Der 47-Jährige kritisierte auch das Gesprächsklima in der Runde – und bekräftigte seine Meinung, dass man wirtschaftliche Konsequenzen für Deutschland unter allen Umständen verhindern müsse. "Wir sehen auch, dass die Bundesrepublik Deutschland mit der Zeitenwende große Aufgaben im Bereich Verteidigung, Klimaschutz und Sicherungssystemen bekommen hat. Nur wenn wir als Deutschland stark sind, werden wir sicher leben können. Deshalb haben wir ein großes Interesse daran, dass die Wirtschaftskraft Deutschlands erhalten bleibt."

Michael Kretschmer kritisiert Waffenlieferungen in die Ukraine

Am Ende der Diskussion erklärte Kretschmer, dass Europa mit Russland leben müsse. Daher sei es wichtig, Stärke zu zeigen. Das sei das einzige, was Menschen wie Putin verstünden. Deutschland brauche eine eigene Stärke, sowohl ökonomisch als auch militärisch. Eine Stärke, die Kretschmer jedoch nicht der Ukraine zuzugestehen scheint. So hatte der Ministerpräsident Sachsens Waffenlieferungen in die Ukraine zuletzt immer wieder kritisiert.

Twitter-User sind entsetzt: Michael Kretschmer sorgt mit Ukraine-Aussagen für Kopfschütteln

Auch im Netz sorgten Kretschmers Ukraine-Aussagen für Empörung. "Wenn ich #Kretschmer bei #Lanz zuhöre, dann bin extrem erschrocken darüber, dass es in Deutschland tatsächlich möglich ist, dass solche Menschen politische Verantwortung tragen. Das ist schrecklich und fatal.", zeigt sich beispielsweise dieser Twitter-User geschockt über Kretschmers Aussagen. "#Kretschmer bockig wie ein kleines Kind. Völlig ohne Argumente und ohne jede Logik wiederholt er sein Mantra vom "Einfrieren des Krieges". Keinen einzigen Lösungsvorschlag hat er. Völlig lost und unfassbar peinlich.", kritisiert ein anderer Lanz-Zuschauer den CDU-Politiker. "Michael #Kretschmer ist ein Idiot. Punkt!", wird ein anderer noch konkreter. "Man gibt Putin-Trollen keine Plattform.", fordert diese Userin.

Doch auch Sachsen kommt bei der ganzen Debatte nicht gut weg, was vor allem die Einwohner des Bundeslandes verärgern dürfte. "Das Schlimme ist. Wir alle wissen, warum #Kretschmer so redet. Weil das tatsächlich eine große Zahl der Menschen in seinem Bundesland so denkt. Und das ist das, was uns demokratiepolitisch eigentlich Sorgen machen sollte.", erklärt etwa dieser Kommentator. "Ein Politiker demontiert sich selbst. Gerade bei #Lanz. Wenn man das gesehen hat, weiß man, warum die Zustände in #Sachsen so sind, wie sie sind. Er könnte einem fast leid tun.", schlägt dieser Beitrag in die gleich Kerbe.

"Noch nie, niemals, einen dümmeren Politiker-Kommentar gehört als #Kretschmer heute in #Lanz. Der Typ ist durchgeknallt oder skrupellos oder komplett verlogen. Vermutlich alles zusammen.", schließt sich ein anderer seinen Vorrednern an. Klingt nicht gerade nach einem erfolgreichen Talkshow-Abend für Michael Kretschmer.

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/gom/news.de

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