Studie zeigt: Koffein hält das Gehirn auch nachts aktiv - Jüngere besonders betroffen

Abendlicher Kaffeekonsum hält das Gehirn nachts in einem aktiveren Zustand und stört die Erholung, wie eine neue Studie der Universität Montreal zeigt. Besonders junge Erwachsene reagieren dabei stärker auf Koffein als ältere Menschen.

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Die Wissenschaftler stellten bei den Messungen der Hirnströme einige Unterschiede zwischen den Altersgruppen fest. (Foto) Suche
Die Wissenschaftler stellten bei den Messungen der Hirnströme einige Unterschiede zwischen den Altersgruppen fest. Bild: stock.adobe.com / RioPatuca Images
  • Koffein hält laut einer neuen Studie das Gehirn auch im Schlaf "aktiv"
  • Demnach sollen jüngere Gehirne sogar sensibler darauf reagieren
  • Forscher empfehlen koffeinfreie Alternativen vor dem Schlafen

Eine neue Studie der Universität Montreal zeigt erstmals, wie Koffein die Gehirnaktivität während des Schlafs verändert und die nächtliche Erholung beeinträchtigt. Die im Fachjournal "Communications Biology" veröffentlichte Forschung belegt, dass abendlicher Kaffeekonsum das Gehirn in einem aktiveren Zustand hält.

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Das Forscherteam um Philipp Thölke vom Cognitive and Computational Neuroscience Laboratory entdeckte, dass Koffein die Komplexität der Gehirnsignale erhöht und die sogenannte "Kritikalität" des Gehirns während des Schlafs verstärkt. Diese Veränderungen treten besonders in der Tiefschlafphase auf, die für Gedächtnisbildung und kognitive Erholung entscheidend ist.

Das macht Kaffee mit dem Gehirn während man schläft

Die Wissenschaftler untersuchten 40 gesunde Erwachsene mittels Elektroenzephalografie (EEG) und künstlicher Intelligenz. Die Probanden erhielten an einem Abend drei Stunden und eine Stunde vor dem Schlafengehen jeweils 100 Milligramm Koffein, an einem anderen Abend ein Placebo. Die Messungen zeigten deutliche Veränderungen der Hirnaktivität unter Koffeineinfluss. Die Gehirnsignale wurden komplexer und dynamischer, besonders während der Nicht-REM-Schlafphasen. Gleichzeitig schwächten sich die für Tiefschlaf typischen Theta- und Alpha-Wellen ab, während Beta-Wellen zunahmen - ein Muster, das normalerweise im Wachzustand auftritt. "Diese Veränderungen deuten darauf hin, dass das Gehirn auch während des Schlafs unter dem Einfluss von Koffein in einem aktiveren, weniger erholsamen Zustand bleibt", erklärt Koautor Karim Jerbi.

Forscher: Deutliche Unterschiede bei den Altersgruppen nachweisbar

Die Studie zeigte deutliche Altersunterschiede bei der Reaktion auf Koffein. Junge Erwachsene zwischen 20 und 27 Jahren wiesen eine stärkere Gehirnaktivität auf als die 41- bis 58-jährigen Teilnehmer. Besonders während der REM-Schlafphasen, in denen geträumt wird, reagierten jüngere Gehirne intensiver auf das Koffein.

Die Forscher führen dies auf die höhere Dichte von Adenosin-Rezeptoren bei jüngeren Menschen zurück. Adenosin ist ein Molekül, das sich tagsüber im Gehirn ansammelt und Müdigkeit verursacht. Koffein blockiert diese Rezeptoren und hält dadurch wach. "Adenosin-Rezeptoren nehmen mit dem Alter natürlich ab, was die Fähigkeit des Koffeins verringert, sie zu blockieren", erläutert Mitautorin Julie Carrier vom Centre for Advanced Research in Sleep Medicine.

Das empfehlen die Experten für einen erholsamen Schlaf

Die Forscher betonen, dass weitere Studien nötig sind, um die langfristigen Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit zu untersuchen. Ziel sei es, personalisierte Empfehlungen für die Koffeinaufnahme zu entwickeln, die Alter und Gesundheitszustand berücksichtigen.

Da bereits 200 Milligramm Koffein in den letzten Stunden vor dem Schlafengehen die Hirnaktivität erhöhen, empfiehlt es sich, den Kaffeekonsum in die erste Tageshälfte zu verlagern. Die tägliche Obergrenze liegt laut Richtlinien bei 400 Milligramm Koffein.

Für einen erholsamen Schlaf könnte es sinnvoll sein, nachmittags auf koffeinärmere oder koffeinfreie Alternativen umzusteigen. So lässt sich sicherstellen, dass das Gehirn nachts ausreichend Zeit zur Erholung bekommt.

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